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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
Autoren: Gwen Bristow
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Verteilung der Sandmassen im gleichen Arbeitsgang vornahm, und zwar mit solcher Genauigkeit, daß hinterher nichts mehr zu ändern war. Fred Upjohn hatte das dutzende Male überprüft; es stimmte immer, drei zu eins auf der Innenseite, vier zu eins auf der Außenseite. »Ich mag Leute gern, die ihre Arbeit korrekt und ordentlich tun«, sagte Eleanor, »und hier liegt einer der Gründe, warum ich meinen Vater so bewundere. Pa baut die besten Deiche am Strom. Seine Sorgfalt und seine Exaktheit sind, glaube ich, einmalig. Er studiert mit nicht mehr zu überbietender Gründlichkeit die Beschaffenheit der Bodenformation, bevor er einen Spatenstich tun läßt. Form und Gestalt des Deiches stehen bei ihm bis in die kleinste Einzelheit fest, bevor er auch nur einen Löffel Erde bewegt.«
    »Wissen Sie«, sagte Kester, »ich habe mein ganzes Leben am Strom zugebracht, aber jetzt, wo ich Sie darüber sprechen höre, ist es mir, als sähe ich das alles mit neuen Augen und finge eben an, die ersten Grundbegriffe zu lernen. Ich habe, glaube ich, zeit meines Lebens nur in Baumwolle gedacht.«
    »Aber das mußten Sie doch«, entgegnete sie eifrig. »Das ist ja Ihre Sache. Was geht Sie der Deichbau an? Sind Sie gern Pflanzer geworden?«
    »Sie fragen mich Dinge, über die ich niemals nachgedacht habe.« Kester schüttelte langsam den Kopf. »Das alles war immer ganz selbstverständlich, es stand nie in Frage. Mein Bruder Sebastian wollte von Anfang an Kaufmann werden. Also blieb mir die Plantage, und Sebastian ging nach New Orleans.«
    »Was tut er dort?«
    »Er verkauft, was Ardeith erzeugt; er ist Baumwollmakler.« Kester stand auf und reckte sich. »Er versteht sein Geschäft, glaube ich. Ein prachtvoller junger Mann, sage ich Ihnen. Und der einzige von uns, der gescheit genug ist, die Baumwolle für sich arbeiten zu lassen, während wir für die Baumwolle arbeiten.«
    Er lehnte sich mit den Ellenbogen gegen die Marmorverkleidung des Kamins und betrachtete das Mädchen mit unverändertem Entzücken. Eleanor, das Kinn auf den über den Knien verschränkten Händen, hob ihre Augen und erwiderte seinen Blick. »Sie haben es nicht nötig, sich mit Späßen zu rechtfertigen«, sagte sie, »ich kann, glaube ich, nachfühlen, was in Ihnen vorgeht. Sie lieben den Platz und die Arbeit, zu der Sie gehören, und schämen sich etwas, zuzugeben, was Ihnen beides bedeutet.«
    Er nickte, halb stolz, halb verlegen; in seinen Augen stand ehrliche Bewunderung. »Ja, Miß Eleanor«, sagte er mit einer Stimme, die ernster, verhaltener klang als bisher, »ja, ich liebe Ardeith; warum sollte ich das nicht gestehen. Aber es ist so, daß ich mich als ein Teil dieses Besitzes fühle. Es ist mir völlig unmöglich, mich selbst und Ardeith auseinanderzudenken. Und ich schäme mich gar nicht, Ihnen das zu sagen, obgleich es nicht viele Leute gibt, denen ich so etwas mit dürren Worten sagen würde.«
    Eine Pause trat ein. In Eleanor wuchs noch immer das sonderbare Gefühl heimlicher Vertrautheit, das nach ihr gegriffen hatte, als sie Kester Larne zum erstenmal lachen sah. Die Schatten in den Ecken des großen Raumes begannen sich zu verdichten, aber Kesters Gestalt stand als klarer Umriß vor dem Kamin, als ob das ganze Licht der scheidenden Sonne sich gesammelt hätte, um seine kraftvolle Männlichkeit sichtbar zu machen. Er hat recht, dachte sie, er gehört ebenso zu Ardeith wie das Haus, in dem er lebt, wie die Eichen, die es umschatten, es ist nicht möglich, sich ihn ohne diesen seinen ureigensten Hintergrund zu denken. Obwohl er reglos am Kaminsims lehnte, war sie sich seiner fordernden Gegenwart scharfsinnig bewußt. Sie stellte sich vor, wie er in einen mit vielen Menschen angefüllten Raum treten würde; sogleich mußte alles in diesem Raum unwichtig werden durch die bloße Tatsache seines Erscheinens. Es fiel ihr wieder ein, was ihr Vater über die Larnes gesagt hatte. Er weiß gar nichts über sie, dachte sie, er weist sie einer bestimmten Kategorie zu, aber das ist ganz abstrakt, die Wirklichkeit ist immer ganz anders. Aber was immer es auch mit dem Geschlecht der Larnes auf sich haben mochte, zweifellos war Kester ein gut aussehender junger Mann, der nicht nur selber bezaubernd war, sondern darüber hinaus die viel seltenere Gabe besaß, andere Menschen zu bezaubern. Er gefällt mir, dachte sie, er gefällt mir wirklich!
    Sie erhoben sich beide, als Geräusche von draußen hereindrangen. Eleanor schrak unwillkürlich zusammen, mit einem kleinen
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