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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden
Autoren: Gwen Bristow
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plötzlich packte eine rauhe Hand sie an der Schulter und riß sie zurück. Sie taumelte und wäre beinahe gefallen. Als sie das Gleichgewicht wiederfand, sah sie, daß ihr Vater wütend auf Philip einsprach. Schnell steckte sie die Kette mit den Topasen in den Ausschnitt.
    »Sehr wohl, Mr. Sheramy. Aber ich habe ihr nichts zuleide getan«, entgegnete Philip.
    Mark hatte das Gewehr in der Hand und zum Anschlag bereit.
    »Mr. Larne«, sagte er, während er die Lippen kaum öffnete, »wenn Sie meine Tochter noch einmal anrühren, schieße ich Sie nieder.«
    Philip verneigte sich. »Mr. Sheramy, es war schon seit einiger Zeit meine Absicht, Sie um die Erlaubnis zu bitten, Ihre Tochter zu heiraten. Ich hoffe, Sie geben mir die Ehre, meinen Wunsch zu gewähren.« Er lächelte zu Judith hinüber, als ob er ihr Mut einflößen und versichern wollte, daß es nicht auf die Antwort ihres Vaters ankäme.
    Judith fühlte die kalte Kette auf ihrer Brust, als ihr Vater heftig erwiderte:
    »Unter keinen Umständen gebe ich meine Einwilligung zu einer solchen Heirat, Mr. Larne. Guten Abend.«
    »Guten Abend«, erwiderte Philip und ging durch das Gehölz fort.
    Mark trat zu Judith und legte den Arm um sie. »Komm mit, Kind«, sagte er liebevoll. Er schien nicht böse auf sie zu sein, er war nur ernst und traurig. Sie fühlte sich viel schuldbewußter, als wenn er ihr Vorwürfe gemacht hätte. Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis sie das Lagerfeuer sehen konnten. »Möchtest du einen Augenblick hierbleiben, bevor wir zu den anderen gehen?« fragte er.
    »Ja, Vater.« Judiths Stimme versagte, und sie begann zu schluchzen. Er setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm, zog sie zu sich nieder, hielt sie wie ein Kind und streichelte ihr Haar. Nach einiger Zeit faßte sie sich wieder.
    »Warum hast du gesagt, daß du ihn niederschießen würdest?« fragte sie.
    »Weil ich das tun werde, wenn er dich noch einmal anfaßt.« Nach einer Pause fügte Mark hinzu: »Ich habe dich zu lieb, Judith, um dich einem solchen Mann zu geben.«
    »Einem solchen Mann?« wiederholte sie aufsässig. »Er hat dir doch noch gar nichts von sich erzählt!«
    »Das braucht er auch nicht zu tun. Mein liebes Kind, siehst du denn nicht, daß er ein gottloser, leichtsinniger, unzuverlässiger Mensch ist? Er würde dich vernachlässigen in seinem Hang nach Vergnügen und Zerstreuung, anstatt dich zu beschützen und für dich zu sorgen. Nein, Judith. Du wirst ihn nicht wiedersehen.«
    Ihre Hand umklammerte einen abgebrochenen Ast, der aus dem Baumstamm vorragte. »Er sagt, daß er mich sehr liebt, Vater.«
    »Vertraue mir, Kind.« Langsam fuhr er mit der Hand auf der Rinde des Baumes entlang, bis sie auf der ihren ruhte. »Du würdest mit einem solchen Mann sehr unglücklich werden, viel unglücklicher, als ich dir jemals sagen kann. Du bist noch zu jung, um das zu verstehen. Wenn ein tüchtiger junger Mann kommt und um deine Hand anhält, werde ich mich ebenso freuen wie du. Es ist mein Wunsch, daß du heiratest, aber du sollst einen guten Mann haben, Judith.«
    Sie schwieg. Noch vor einer Woche hätte sie es nicht für möglich gehalten, daß ein Mädchen es wagen könnte, die Worte seines Vaters anzuzweifeln. Aber in diesen letzten sieben Tagen hatte Philip alle ihre Grundsätze erschüttert, obwohl die Begriffe, die er ihr beigebracht hatte, noch so neu waren, daß ihr die Worte fehlten, um sie zu erklären.
    »Eine Heirat ist nicht die Stillung eines plötzlichen leidenschaftlichen Wunsches, Judith. Die Ehe ist ein heiliges Sakrament und dauert das ganze Leben.«
    »Ja, Vater«, erwiderte sie. Und weil er so bekümmert schien, fügte sie hinzu: »Ich möchte immer das Rechte tun, Vater.«
    »Das weiß ich.« Er drückte ihre Hand.
    Caleb rief sie. Die Leute machten das Boot los, denn am Nachmittag wollten sie weiterfahren.
    »Was habt ihr beide denn so lange im Walde gemacht?« fragte Mrs. Sheramy, als sie in die Nähe des Feuers kamen.
    »Nur ein wenig geplaudert«, entgegnete Mark. »Wir müssen jetzt aufbrechen, damit wir morgen nach Baton Rouge kommen.«
    Erst als sie unterwegs waren, fiel Judith ein, daß sie zwei gute Kochtöpfe bei der kleinen Bucht am Ufer zurückgelassen hatte. Ihre Mutter schimpfte wegen dieser Nachlässigkeit. Aber Mark meinte: »Du mußt nicht so streng mit ihr sein, Catherine. Man kann mehr Hoffnung auf sie setzen als auf die meisten jungen Mädchen in ihrem Alter.«
    Judith ging fort und ließ sich auf dem Deck nieder. Sie
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