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Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
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aber es gelang ihr nicht.
    Ein Schriftsteller hätte Gedichte über diese Augen verfassen können. Sie waren von einem klaren, strahlenden Blau wie königliche Saphire, die in Gold gefasst waren. Und ihr Blick richtete sich mit einer Selbstsicherheit auf Clarice, die deutlich verkündete, dass er es verstand, einer Frau Vergnügen zu bereiten und dieses Wissen auch rücksichtslos anwenden würde, immer und immer wieder, bis er erschöpft war, oder sie beide von den Freuden, die sie sich gegenseitig schenkten, ausgelaugt waren.
    Diese Art von Aufmerksamkeit wollte Clarice nicht. Sie wollte nicht gegen diese Art von Versuchung ankämpfen müssen. Sie gab sich nie Koketterien und Frivolitäten hin wie andere junge Frauen. Das wagte sie nicht. Also würde sie dafür sorgen, dass er ihr fernblieb.
    Sie riss ihren Blick von ihm los. »Ja«, sagte sie, »ich bin eine der verschollenen Prinzessinnen. Mein Land ist verloren, meine Familie zerstreut, aber ich kann meinem Schicksal nicht entrinnen. Und, Ihr guten Menschen von Freya Crags, wisst Ihr, was dies für ein Schicksal ist?«
    Sie hielt diese Rede nunmehr seit fast fünf Jahren, und auch jetzt nahm sie wahr, dass sie schon einige Empfängliche in ihrem Netz gefangen hatte. Denn sie sah, wie einige Zuhörer in der Menge als Antwort den Kopf schüttelten. »Eine Prinzessin«, sagte Clarice an sie gerichtet, »ist nur zu einem
einzigen Zweck geboren worden. Um einen Prinzen zu ehelichen.«
    Eine Welle der Belustigung wogte durch die Menge. Auf vielen Mienen sah sie ein Lächeln, auf den älteren erfahreneren Gesichtern war es allerdings eher hässlich und zynisch. Die jüngeren Leute jedoch lächelten verwirrt und zeigten schüchternes Interesse. Und auf den Gesichtern einiger weniger erkannte sie triste Neugier.
    »Soll ich Euch helfen, einen Prinzen zu bekommen?« Sie trat an den Rand des Podestes und senkte dramatisch ihre Stimme. »Nun, um Euch die Wahrheit zu gestehen, Prinzen sind heutzutage ein wenig dünn gesät.«
    Die Belustigung der Leute verstärkte sich.
    »Aber seit ich ein Kind war, wurde mir eine Regel eingetrichtert: Suche einen Prinzen und heirate ihn, kein anderer Mann genügt. Da ich das jedoch nicht tun kann, muss ich mich also meines anderen Talentes bedienen, und das ist, Euch zu helfen, Euren Prinzen zu fangen. Ladys, diese Beutel« - sie deutete auf die Satteltaschen neben sich - »enthalten königliche Geheimnisse aus der ganzen Welt! Natürlich« - sie zog absichtlich die Mundwinkel herunter - »muss ich Euch etwas dafür berechnen. Prinzessinnen im Exil müssen auch essen.« Sie redete lauter weiter. »Aber wie Ihr an mir sehen könnt, verdiene ich kein Vermögen damit und verlange auch keines für meine Dienste. Außerdem garantiere ich für den Erfolg meiner Arbeit.« Jetzt hatte sie alle ihre Zuhörer in der Tasche.
    Fast alle.
    Einige standen da und hielten die Arme vor der Brust verschränkt. Die gutaussehende Frau vor der Bierschänke. Der kleine Mann mittleren Alters mit dem bösen Blick und einem Groll im Herzen, der die Größe eines Eisbergs hatte. Eine
große, traurige Lady mit hängenden Schultern. Das waren diejenigen, von denen Clarice erwartete, dass sie ihr Schwierigkeiten bereiten würden... und ihr am Ende damit halfen, ihre Cremes und Salben zu verkaufen.
    Der faszinierende Gentleman beobachtete sie nach wie vor. Offenbar amüsierte er sich. Er war für Clarice eine unbekannte Größe. Dennoch kam er ihr vertraut vor, als würde sie ihn von irgendwoher kennen, aus einem Traum vielleicht oder einem unerfüllten Wunsch.
    Sie mochte ihn ganz und gar nicht.
    Aber sie bemühte sich nach Kräften, nicht an ihn zu denken, und lächelte, während sie auf die Bemerkungen wartete, die unvermeidlich kommen mussten.
    Die Wirtin war die Erste. »Ihr habt eine flinke Zunge, das muss ich Euch lassen. Lasst mal sehen, ob Ihr auch was bewerkstelligen könnt!«
    Aus der Mitte der Menge meldete sich der kleinwüchsige Mann. »Sie kann nichts von dem, was sie da behauptet!«
    Die traurige Lady schwieg, aber sie wich unmerklich zurück, als wollte sie sich von dem Mob distanzieren.
    »Kann ich nicht?« Clarice’ Blick richtete sich auf die hausbackene Schneiderin, die in Gedanken versunken dicht vor dem Podest stand. »Wie ist Euer Name, Miss?«
    Die Schneiderin blickte erschreckt hoch, sichtlich hoffend, dass Clarice jemand anderen gemeint hatte. »Mein... wie ich heiße?«
    »Ja, nur keine Angst«, ermunterte Clarice sie. »Verratet uns Euren
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