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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies
Autoren: Terry Pratchett
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einige Einladungen verschickt, an die wichtigsten Gä-
    ste«, sagte Verence.
    »Außerdem halte ich es für eine gute Idee, vorher ein Fest oder so zu
    veranstalten«, sagte Verence.

    »Auf meine Bitte hin schickt Boggi in Ankh-Morpork den besten
    Schneider mit Stoffen, und eine der Zofen hat etwa deine Maße, und von
    dem Resultat bist du bestimmt begeistert«, sagte Verence.
    »Und Herr Eisengießersohn kommt extra aus den Bergen hierher, um
    die Krone anzufertigen«, sagte Verence.
    »Mein Bruder und Herr Vitollers Leute können nicht kommen, weil sie
    auf Tournee durch Klatsch sind. Aber der Dramenschmied Hwel hat ein
    ganz besonderes Stück geschrieben, mit dem er die Hochzeitsgesel schaft
    unterhalten will. Seiner Ansicht nach kann’s nicht mal von Bauern ver-
    saut werden«, sagte Verence.
    »Damit ist doch alles klar, oder?« meinte Verence.
    Magrats Stimme kehrte von einem langen Ausflug in die Ferne zurück
    und klang ein wenig heiser.
    »Müßtest du vorher nicht um meine Hand anhalten?« fragte sie.
    »Was?« Verence blinzelte überrascht. »Äh. Nein. Nein, eigentlich nicht.
    Könige halten nicht um irgendwelche Hände an. Ich hab’ darüber gele-
    sen. Ich bin der König, weißt du, und du bist ein Untertan – womit ich
    dir keineswegs zu nahe treten möchte. Es genügt, wenn ich dir meine
    Entscheidung mitteile.«
    Magrats Mund öffnete sich, um einen zornigen Schrei auszustoßen,
    doch das Gehirn brachte Zunge und Lungen rechtzeitig unter Kontrolle.
    Ja, du kannst ihn natürlich anschreien und dann einfach davonrau-
    schen, sagte das Hirn. Wahrscheinlich folgt er dir.
    Sehr wahrscheinlich.
    Äh…
    Nun, vielleicht ist es nicht ganz so wahrscheinlich. Verence mag ein netter Bursche mit tränenden Augen sein, aber er herrscht auch über
    dieses Land. Außerdem hat er sich inzwischen gründlich darüber infor-
    miert, welche Möglichkeiten einem König offenstehen. Nun, die Wahr-
    scheinlichkeit dafür, daß er dir folgt, ist zumindest… wahrscheinlich.
    Aber…
    Willst du etwa vielleicht alles riskieren? Hast du dir dies nicht ge-
    wünscht? Deshalb bist du doch hierhergekommen, oder?

    Verence musterte Magrat besorgt.
    »Es ist die Hexerei, nicht wahr?« vermutete er. »Du brauchst sie natür-
    lich nicht ganz aufzugeben. Ich habe großen Respekt vor Hexen. Du
    kannst zu einer Hexenkönigin werden. Obwohl… Ich glaube, dann mußt
    du Kleider mit sehr tiefen Ausschnitten tragen, viele Katzen besitzen
    und den Leuten vergiftete Äpfel andrehen. Es geht dir um die Hexerei,
    stimmt’s?«
    »Nein«, murmelte Magrat. »Nein, es… Hast du eben eine Krone er-
    wähnt?«
    »Du brauchst eine«, sagte Verence. »Königinnen tragen Kronen. Ich
    hab’s in einem Buch gelesen.«
    Wieder schaltete sich das Gehirn ein. Königin Magrat, flüsterte es und
    hob den Spiegel der Phantasie…
    »Du bist doch nicht böse, oder?« fragte Verence.
    »Was? Oh. Nein. Ich und böse? Nein.«
    »Gut. Dann wäre ja alles geklärt. Oder haben wir irgend etwas überse-
    hen?«
    »Äh…«
    Der König rieb sich die Hände.
    »Mit Hülsenfrüchten stellen wir die wundervollsten Dinge an«, sagte
    Verence in einem Tonfal , der überhaupt nicht darauf hindeutete, daß er
    Magrats Leben gerade völlig umgekrempelt hatte – und zwar ohne vor-
    her ihre Erlaubnis einzuholen. »Bohnen, Erbsen… Du weißt schon.
    Stickstoffdünger. Und natürlich auch Mergel und Kalk. Wissenschaftli-
    che Landwirtschaft. Komm, ich zeig dir was.«
    Er hüpfte begeistert los.
    »Wir könnten wirklich dafür sorgen, daß in diesem Königreich al es wie
    am Schnürchen läuft«, meinte er.
    Magrat folgte ihm.
    Es war also al es klar. Es gab keinen Heiratsantrag, nur eine Art Pro-
    klamation. Selbst in den dunkelsten Stunden der Nacht hatte sich die
    junge Hexe nicht vorstel en können, wie jener Augenblick beschaffen
    sein mochte, aber aus irgendeinem Grund nahm sie an, daß Rosen, Son-

    nenuntergänge und zwitschernde Vögel dabei eine Rolle spielten. In die-
    sem Zusammenhang beschäftigte Klee ihre Phantasie wenig. Von Boh-
    nen oder anderen Hülsenfrüchten ganz zu schweigen.
    Andererseits: Im Grunde ihres Wesens war Magrat weitaus praktischer
    veranlagt, als viele jener Leute glaubten, die nur ihr naives Lächeln und
    ihre insgesamt dreihundert magischen Schmuckstücke sahen, von denen
    kein einziges seinen Zweck erfül te.
    So heiratete man also einen König. Es wurde alles arrangiert. Es gab
    keine weißen Pferde. Die Vergangenheit sauste auf
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