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Lohn, Preis und Profit

Lohn, Preis und Profit

Titel: Lohn, Preis und Profit
Autoren: Karl Marx
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geschaffene Wert oder sein ganzes Produkt dem Kapitalisten, dem zeitweiligen Eigentümer seiner Arbeitskraft. Indem der Kapitalist 3 sh vorschießt, realisiert er also einen Wert von 6 sh, weil nun für den von ihm vorgeschossenen Wert, worin 6 Arbeitsstunden kri-Seite 21
    stallisiert sind, ein Wert zurückerstattet wird, worin 12 Arbeitsstunden kristallisiert sind.
    Durch tägliche Wiederholung desselben Prozesses wird der Kapitalist täglich 3 sh vorschie-
    ßen und täglich 6 sh einstecken, wovon eine Hälfte wieder auf Zahlung des Arbeitslohns geht und die andere Hälfte den Mehrwert bildet, für den der Kapitalist kein Äquivalent zahlt. Es ist diese Art Austausch zwischen Kapital und Arbeit, worauf die kapitalistische Produktionswei-se oder das Lohnsystem beruht und die ständig in der Reproduktion des Arbeiters als Arbeiter und des Kapitalisten als Kapitalist resultieren muß.
    Die Rate des Mehrwerts wird, wenn alle anderen Umstände gleich bleiben, abhängen von der Proportion zwischen dem zur Reproduktion des Werts der Arbeitskraft notwendigen Teil des Arbeitstags und der für den Kapitalisten verrichteten Mehrarbeitszeit oder Mehrarbeit. Sie wird daher abhängen von dem Verhältnis, worin der Arbeitstag über die Zeitspanne hinaus verlängert ist, in der Arbeiter durch seine Arbeit nur den Wert seiner Arbeitskraft reproduzieren oder seinen Arbeitslohn ersetzen würde.

9. Der Wert der Arbeit
    Wir müssen nun zurückkommen auf den Ausdruck »Wert oder Preis der Arbeit«.
    Wir haben gesehen, daß er in der Tat nichts ist als die Bezeichnung für den Wert der Arbeitskraft, gemessen an den zu ihrer Erhaltung notwendigen Warenwerten. Da der Arbeiter aber seinen Arbeitslohn erst nach Verrichtung der Arbeit erhält und außerdem weiß, daß, was er dem Kapitalisten tatsächlich gibt, seine Arbeit ist, so erscheint ihm der Wert oder Preis seiner Arbeitskraft notwendigerweise als Preis oder Wert seiner Arbeit selbst. Ist der Preis seiner Arbeitskraft gleich 3 sh, worin 6 Arbeitsstunden vergegenständlicht, und arbeitet er 12 Stunden, so betrachtet er diese 3 sh notwendigerweise als den Wert oder Preis von 12 Arbeitsstunden, obgleich diese 12 Arbeitsstunden sich in einem Wert von 6 sh vergegenständlichen.
    Hieraus folgt zweierlei:
    Erstens. Der Wert oder Preis der Arbeitskraft nimmt das Aussehen des Preises oder Werts der Arbeit selbst an, obgleich, genau gesprochen, Wert und Preis der Arbeit sinnlose Bezeichnun-gen sind.
    Zweitens. Obgleich nur ein Teil des Tagewerks des Arbeiters aus bezahlter, der andere dagegen aus unbezahlter Arbeit besteht und gerade diese unbezahlte oder Mehrarbeit den Fonds konstituiert, woraus der Mehrwert oder Profit sich bildet, hat es den Anschein, als ob die ganze Arbeit aus bezahlter Arbeit bestünde.
    Dieser täuschende Schein ist das unterscheidende Merkmal der Lohnarbeit gegenüber anderen historischen Formen der Arbeit. Auf Basis des Lohnsystems erscheint auch die unbezahlte Arbeit als bezahlt. Beim Sklaven umgekehrt er scheint auch der bezahlte Teil seiner Arbeit als unbezahlt. Natürlich muß der Sklave, um zu arbeiten, leben, und ein Teil seines Arbeitstags geht drauf auf Ersatz des zu seiner eignen Erhaltung verbrauchten Werts. Da aber zwischen ihm und seinem Herrn kein Handel abgeschlossen wird und zwischen beiden Parteien keine Verkaufs- und Kaufakte vor sich gehen, so erscheint alle seine Arbeit als Gratisarbeit.
    Nehmt andrerseits den Fronbauern, wie er noch gestern, möchte ich sagen, im ganzen Osten Europas existierte. Dieser Bauer arbeitete z.B. 3 Tage für sich auf seinem eignen oder dem ihm zugewiesenen Felde, und die drei folgenden Tage verrichtete er zwangsweise Gratisarbeit auf dem herrschaftlichen Gut. Hier waren also der bezahlte und der unbezahlte Teil der Arbeit sichtbar getrennt, zeitlich und räumlich getrennt; und unsere Liberalen schäumten über vor Seite 22
    moralischer Entrüstung angesichts der widersinnigen Idee, einen Menschen umsonst arbeiten zu lassen.
    Faktisch jedoch bleibt es sich gleich, ob einer 3 Tage in der Woche für sich auf seinem eignen Felde und 3 Tage umsonst auf dem herrschaftlichen Gut, oder ob er 6 Stunden täglich in der Fabrik oder Werkstatt für sich und 6 Stunden für den Lohnherrn arbeitet, obgleich in letzte-rem Fall der bezahlte und der unbezahlte Teil seiner Arbeit unentwirrbar miteinander ver-mengt sind, so daß die Natur der ganzen Transaktion durch die Dazwischenkunft eines Kontrakts und die am Ende der Woche erfolgende
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