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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)
Autoren: Louis Sachar
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auf den Berg trägst.
    Ich möchte selbst aus der Quelle trinken und du sollst mir dabei das Lied vorsingen.«
    Elya versprach es.
    Wenn er es nicht täte, warnte ihn Madame Zeroni, dann wären er und seine Nachfahren bis in alle Ewigkeit verdammt.
    Damals dachte sich Elya nicht viel dabei. Er war erst fünfzehn und die Ewigkeit schien ihm kaum weiter entfernt als der kommende Dienstag. Außerdem hatte er Madame Zeroni gern und würde sie mit Freuden auf den Berg tragen. Er hätte es auf der Stelle getan, aber noch war er dafür nicht stark genug.
    Stanley grub immer noch. Sein Loch war jetzt etwa drei Fuß tief, aber nur in der Mitte. Die Seitenwände waren noch ganz schräg. Die Sonne war eben erst am Horizont aufgetaucht, aber schon fühlte er ihre heißen Strahlen im Gesicht.
    Als er sich bückte, um nach seiner Trinkflasche zu greifen, wurde ihm plötzlich schwindelig, und er legte beide Hände auf seine Knie, um sich abzustützen. Einen Augenblick lang hatte er Angst, er müsse sich übergeben, aber das war gleich wieder vorbei. Er trank den letzten Tropfen Wasser aus seiner Flasche. Inzwischen hatte er an jedem Finger Blasen und auch auf beiden Handflächen.
    Alle anderen hatten viel tiefere Löcher als er. Die Löcher selbst konnte er zwar nicht sehen, aber die hohen Erdhaufen daneben.
    Er sah, wie sich eine Staubwolke über das Ödland bewegte, und merkte, dass die anderen Jungen aufgehört hatten zu graben und ebenfalls hinüberschauten. Die schmutzige Wolke kam immer näher, und nun sah er, dass sie einem roten Pick-up folgte.
    Der Wagen hielt in ihrer Nähe, und die Jungen stellten sich hinter ihm in einer Reihe an, X-Ray als Erster, Zero als Letzter.
    Mr. Sir füllte jedem die Trinkflasche aus einem Wassertank auf der Ladefläche des Pick-ups. Als er Stanleys Flasche entgegennahm, sagte er: »Na, hab ich Recht gehabt – wir sind hier nicht bei den Pfadfinderinnen, oder?«
    Stanley zuckte nur mit den Schultern.
    Mr. Sir ging mit Stanley zu dessen Loch zurück. »Du solltest dich ein bisschen dranhalten«, sagte er, »sonst musst du nachher in der heißesten Tageszeit graben.« Er warf sich ein paar Sonnenblumenkerne in den Mund, entfernte geschickt mit den Zähnen die Schalen und spuckte sie in Stanleys Loch.
    Jeden Tag trug Elya das Schweinchen auf den Berg und sang ihm vor, während es aus dem Bach trank. Das Schwein wurde immer fetter und Elya wurde immer kräftiger.
    Am Tag von Myras fünfzehntem Geburtstag wog Elyas Schwein gute drei Zentner. Madame Zeroni hatte ihm gesagt, er solle das Schwein an diesem Tag zum letzten Mal auf den Berg tragen, aber Elya wollte nicht selbst wie ein Schwein stinken, wenn er bei Myra vorsprach.
    Stattdessen nahm er ein Bad. Es war bereits das zweite in weniger als einer Woche.
    Dann ging er mit dem Schwein zu Myras Haus. Auch Igor Barkov war dort mit seinem Schwein. »Das sind die zwei prächtigsten Schweine, die ich je gesehen habe«, erklärte Myras Vater.
    Er war auch von Elya selbst beeindruckt, der in diesen zwei Monaten größer und kräftiger geworden zu sein schien. »Ich hab dich immer für einen gehalten, der seine Nase nur in Bücher steckt und zu nichts taugt«, sagte er. »Aber jetzt sehe ich, dass du durchaus einen exzellenten Ringer abgeben würdest.«
    »Darf ich deine Tochter heiraten?«, fragte Elya kühn. »Zuerst muss ich die Schweine wiegen.«
    Ach, der arme Elya – er hätte sein Schwein doch noch ein letztes Mal auf den Berg tragen sollen. Beide Schweine wogen exakt gleich viel.
    Stanleys Blasen waren aufgeplatzt, neue hatten sich gebildet. Er hielt seine Schaufel immer wieder anders, damit es weniger wehtat. Schließlich nahm er seine Kappe ab und legte sie zwischen den Schaft und das rohe Fleisch seiner Hände. Das half, machte aber das Graben mühsamer, weil die Mütze immer verrutschte. Die Sonne knallte jetzt auf seinen ungeschützten Kopf und Nacken.
    Obwohl er sich einzureden versuchte, dass er sich täuschte, war ihm schon seit einer geraumen Weile klar, dass seine Erdhaufen zu nah bei seinem Loch waren. Sie lagen zwar außerhalb des Fünf-Fuß-Kreises, aber er sah, dass ihm der Platz nicht reichen würde. Trotzdem tat er so, als wäre alles in Ordnung, und schaufelte immer noch mehr Erde auf dieselben Haufen, die er irgendwann würde wegschaffen müssen.
    Das Problem war, dass die Erde, solange sie sich im Boden befand, zusammengepresst war. Ausgegraben nahm sie viel mehr Platz ein. Die Erdhaufen waren viel größer, als sein Loch tief
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