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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an
Autoren: Ulli Potofski
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war.

    »Also, ihr müsst über euer Zusammenspiel nachdenken, die Gewichtung der einzelnen Instrumente!« Kelters Stimme hallte durch den Probenraum im Keller der Eintracht.
    Gleich nach der Schule und den Hausaufgaben hatten die NEW KICKING DEVILS sich an diesem Dienstag getroffen. Kelter war schon vor ihnen dort und hatte bereits das Licht in dem sonst stockdunklen Raum eingeschaltet. Matz, Locke und Eva waren gemeinsam hinzugekommen. Die beiden anderen Bandmitglieder Thomas und Ben waren leicht verspätet eingetroffen. Sie guckten zunächst überrascht,
als sie den Pfarrer entdeckten, aber es war schnell erklärt, was es damit auf sich hatte, und auch sie freuten sich auf die Zusammenarbeit mit Kelter, dem Musikexperten.
    Ohne lange Vorreden hatte der Band-Trainer mit der Arbeit begonnen, ließ die Gruppe ein paar Stücke anspielen, lauschte konzentriert und nickte. Dann hob er die Hand, zum Zeichen, dass er genug gehört hatte.
    »Ihr kommt insgesamt sehr kraftvoll rüber. Bass- und Leadgitarre bestimmen den Sound, aber vielleicht sollten wir diese Instrumente etwas zurücknehmen und dafür das Keyboard von Thomas präsenter machen - und vor allem Eva mit ihrer Superstimme.«
    Er blickte in die Runde. Alle nickten Zustimmung. Dann lächelte er.
    »Außerdem solltet ihr an eurer Bühnenshow arbeiten. Ihr steht manchmal noch wie … na ja, wie Zementsäcke rum. Das muss lockerer und besser werden.«
    Auch dazu gab es keinen Widerspruch. Allen war bewusst, dass ihr »Trainer« nur allzu recht hatte mit dieser Kritik.
    Die DEVILS versuchten sich nun an einem Song von Silbermond, den sie auch ganz ordentlich hinbekamen, aber Eva legte großen Wert darauf, dass man auch an den eigenen Liedern weiterarbeiten sollte.
    »Das macht uns unverwechselbar, zu etwas Besonderem«, erklärte sie. »Herr Kelter, Sie kennen ja noch gar nicht unsere neueste Eigenkomposition. Wir spielen ihnen jetzt mal SCHULTERROR vor und danach hätten wir gerne Ihre Meinung dazu.«
    Der Song wurde eingeleitet mit einem kurzen Schlagzeugsolo von Ben, danach setzte der Bass von Matz ein. Die beiden Instrumente lieferten sich ein kleines Duell um die
Aufmerksamkeit der Zuhörer, das aber jäh durch die Leadgitarre von Locke unterbrochen wurde. Nach einer winzigen Pause traten dann alle Instrumente hinzu, schließlich übernahm das Keyboard die Führung, und endlich erhob sich die Stimme von Eva …
    Sechs Uhr dreißig klingelt der Wecker
Sieben Uhr das Frühstück runtergeschlungen
Sieben Uhr dreißig raus in den Regen, ab in die Bahn
Die Zeit, die Zeit, sie reißt mich mit
Die Zeit, die Zeit, lässt mich nicht los
Um acht bin ich vollends gefangen
Kann mich nicht mehr regen
Kann mich nicht bewegen
Der Terror bricht aus
Schulterror, Schulterror
Zahlen, Zahlen, Fakten, Fakten
Ich bin nicht Mensch, bin nur ein Gegenstand
Ich bin nicht Mensch, bin nur ein Ding
    Die Jungs wiederholten im Chor die letzten beiden Zeilen. Ein Gitarrensolo untermalte den Frust, der in dem Lied steckte. Dann nahmen sie etwas das Tempo aus der Melodie und Eva sang mit kräftiger Stimme die zweite Strophe. Davon, dass der Schulterror in den Pausen weiterging, dass die Gangs das Sagen hatten und jeder für sich kämpfte, jeder für sich allein … Darauf gab die Band wieder Gas und der Song endete mit dem nochmals vorgetragenen Refrain.
    Schulterror, Schulterror
Zahlen, Zahlen, Fakten, Fakten
Ich bin nicht Mensch, bin nur ein Gegenstand
Ich bin nicht Mensch, bin nur ein Ding
    Pfarrer Kelter teilte zwar nicht so ganz die negative Einstellung zur Schule, die in diesem Lied rüberkam, aber er war dennoch beeindruckt von dem Vortrag.
    »Textlich noch etwas holprig«, meinte er. »Aber die Idee, über die eigenen Probleme, Ängste und Ärgernisse Musik zu machen, die ist gut. Wir sollten genau hier weitermachen, dann werdet ihr beim Bandwettbewerb in Essen eine echte Chance haben.«
    Geschlagene zwei Stunden übten die NEW KICKING DEVILS an diesem Song und ihrem Sound, bevor Kelter den ersten gemeinsamen Probentag beendete.
    »Wir sehen uns dann nächste Woche hier wieder«, sagte er zufrieden. Euch allen noch gute Tage und den Fußballern einen Sieg bei Rot-Weiß Düsseldorf am Sonntag.«
    Das war das Stichwort für das Thema in den nächsten Tagen. Und morgen war wieder Training.

3
    D ie Schulzeit am Mittwoch ging schnell vorbei. Kunst und Musik mit je zwei Stunden hatten den Vormittag beherrscht, und das waren Fächer, die den drei Freunden gut gefielen. Musik vor allem, weil
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