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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition)
Autoren: Paul Maar
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werden mir vorwerfen, ich hätte dich hungern lassen.«
    »Ich kann ja die Nudeln mit viel Salat essen«, schlug Lippel vor.
    Frau Jakob schaute gekränkt über ihn hinweg und sagte nichts zu diesem Vorschlag. Deshalb krönte Lippel die weiße Nudelebene auf seinem Teller mit einem grünen Salathügel und fing an zu essen.

    Aber schon das erste Salatblatt blieb ihm im Mund stecken. Frau Jakob musste die Salatsoße mit sehr viel Zucker angemacht haben. Der Salat schmeckte eindeutig süß.
    Er kaute ziemlich lange auf dem Salatblatt herum und schluckte es schließlich tapfer herunter.
    »Darf – darf ich meinen Salat waschen?«, fragte er dann vorsichtig.
    »Waschen?« Frau Jakob schien zu überlegen, ob sie richtig gehört hatte. »Meinst du, ich hätte den Salat nicht gewaschen? Willst du damit sagen, er ist schmutzig?!«
    »Nein, nein«, sagte Lippel schnell. »Er schmeckt nur so seltsam – so ungewohnt«, verbesserte er sich schnell. »So süß!«
    »Das ist der Zucker«, erklärte ihm Frau Jakob. »Macht ihr die Salatsoße nicht mit Essig und Zucker an?«
    »Nein, nie. Bei uns schmeckt der Salat immer sauer«, versicherte Lippel.
    »Gut, dann mache ich ihn das nächste Mal eben sauer. Aber gewaschen wird er nicht. Das ist unsinnig«, sagte Frau Jakob energisch. »Mir scheint, du bist ganz schön verwöhnt. Du gehörst wohl zu den Kindern, denen man nichts recht machen kann. Nein, so was fangen wir erst gar nicht an! Ich habe doch keine Lust, jeden Tag zwei- oder dreimal zu kochen, weil dem jungen Herrn alles nicht schmeckt! Wenn dir die Soße nicht passt und der Salat auch nicht, dann isst du eben nur Nudeln. Oder musst du die auch waschen, weil ihr die immer ohne Salz esst?!«
    Lippel gab keine Antwort. Frau Jakob erwartete wohl auch keine. So schob er mit der Gabel den Salat an den Tellerrand und fing an die Nudeln zu essen. Frau Jakob löffelte währenddessen ihr Schüsselchen leer.
    »Was essen Sie eigentlich? Das ist ja auch keine Tomatensoße«, sagte Lippel und stocherte missmutig in seinen Nudeln herum.
    »Ich esse Jogurt. Himbeerjogurt und Apfeljogurt gemischt, wenn du es genau wissen willst«, sagte Frau Jakob. »Ich muss auf meine Linie achten, im Gegensatz zu dir. Nudeln machen dick.«
    »Haben Sie die Jogurts aus unserem Kühlschrank genommen?«, wollte Lippel wissen.
    »Ja, warum? Darf ich das nicht?«, fragte Frau Jakob.
    »Was haben Sie mit den Deckeln gemacht?« Lippel war ganz aufgeregt.
    »Welche Deckel?«, fragte Frau Jakob.
    »Die Jogurtdeckel! Ich brauche doch die Punkte«, rief Lippel.
    »Welche Punkte?«
    »Die Sammelpunkte auf dem Deckel. Wo sind die Deckel?«
    »Ach, du meinst den Verschluss vom Jogurtbecher? Im Mülleimer. Tut mir leid«, sagte Frau Jakob. »Kann ich ja nicht wissen, dass da irgendwelche Punkte drauf sind.«
    Lippel ließ sein Essen stehen, sprang auf, rannte zum Mülleimer und suchte zwischen den Küchenabfällen nach den Deckeln mit den Sammelpunkten.
    »Was machst du da? Pfui! Bist du wahnsinnig!«, rief Frau Jakob, sprang auch auf und versuchte Lippel vom Mülleimer wegzuziehen.
    Der hatte die beiden Deckel inzwischen gefunden. Sie klebten an der Unterseite der Nudelpackung. Lippel wischte die Jogurtreste an der Nudelpackung ab und steckte die beiden Deckel schnell in die Hosentasche, bevor sie ihm Frau Jakob aus der Hand nehmen konnte.
    »Philipp, gib sofort den Abfall her!«, rief Frau Jakob aufgeregt.
    »Das ist doch kein Abfall«, versuchte Lippel zu erklären. »Das sind doch nur …«
    »Keine Widerrede! Mach sofort deine Tasche leer! Auf der Stelle! Her mit dem Schmutz!«
    Lippel griff in seine Hosentasche und zog die Sachen heraus, die er darin aufbewahrt hatte: den Jogurtdeckel mit Sammelpunkt von heute Morgen, das Bonbonpapier von Arslan und die beiden Deckel aus dem Mülleimer.
    Ehe er aber die beiden neuen Deckel aussortieren und Frau Jakob geben konnte, hatte sie ihm schon alles aus der Hand genommen. Sie zerriss es, knüllte die Fetzen zusammen und warf sie in den Mülleimer.
    »So, und nun wäschst du dir auf der Stelle die Hände, hörst du!«, rief sie. »Mein Gott, ist das eklig! Wo ist denn die Seife hier in der Küche?« Vor Aufregung war sie ganz rot im Gesicht.
    »So eine Gemeinheit!«, rief Lippel gleichzeitig. »Sie haben alles weggeworfen! Das war doch auch das türkische Papier. Und der Punkt von heute Morgen. Es war doch gar nicht alles schmutzig. Sie haben drei Punkte kaputtgemacht. Drei Punkte!«
    »So wasch dich doch endlich!«, sagte
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