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Linksträger: Roman (German Edition)

Linksträger: Roman (German Edition)

Titel: Linksträger: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
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Kerben in ihrem Colt. Wenn sie also einen Tipp zum Besänftigen des Warlords hat, sollte man genau zuhören.
    »Was Saures?« Schnell überprüfe ich den Einkaufszettel. »Nein, das hat Jana nicht aufgeschrieben.«
    Commander in Chief Silke spitzt nur wissend die Lippen und legt mir eine Hand auf die Schulter. »Glaub mir. Nimm ihr eine Tüte mit, sonst stehst du in einer halben Stunde wieder hier. Die ganzen sauren Sachen und Gummibärchen sind sogar gerade im Angebot. Ein Euro die Tüte.«
    Ich atme tief durch, suche im Regal etwas mit Minze und lege After Eight zu einer Tüte Saure Bohnen und Toffifee auf den Thekenbereich vor der Kasse.
    »Warum ist das so?«
    »Na ja, weil der Chef meint, dass ein Euro ein guter Preis ist und die Kundschaft daher vielleicht gleich mehrere Tüten von dem Zeug mitnimmt.«
    »Nein, das meine ich nicht. Ich meine, warum das bei euch Frauen in der Schwangerschaft so ist.«
    »Das hat mit den Bienchen zu tun, weißt du, Robert.«
    »Haha.« Ich lache aufgesetzt. »Echt witzig. Aber ich meine das ernst. Wie kann es sein, dass ihr innerhalb von Sekunden von der Killerbestie zum verletzlichen Bambi mutiert und euch dazu ständig noch so eine Scheiße reinschiebt.«
    Silke lacht und zuckt mit den Schultern. »Das sind halt die Hormone. Unser ganzer Körper stellt sich um, schließlich müssen wir für zwei essen.«
    »Ja, und nicht zu vergessen, dass ihr auch für zwei meckern und nerven müsst.«
    »Oje, ist es so schlimm?«
    Ich geh zum Kühlschrank rüber. Anstelle einer Antwort öffne ich eine Ein-Liter-Dose Faxe-Bier und kippe mir das Dänen-Gemisch in den Rachen. Dazu fingere ich vier Ed von Schleck aus der Eistruhe.
    »Ich weiß manchmal gar nicht, was ich machen soll. In einem Moment ist sie ganz normal, und im nächsten ist sie so dünnhäutig wie Jackos Nase.«
    »Das wird sich legen. Gib ihr etwas Zeit.«
    »Hoffentlich …« Ich nicke zustimmend und nehme einen weiteren großen Schluck. Dann checke ich erneut meine Liste.
    »Sag mal, es gibt nicht zufällig Gurken hier, oder?«
    »Doch. Dort hinten neben den Konserven. Direkt hinter dir. Haben wir ganz neu im Programm.«
    Tatsächlich. Man hat wohl auf die nächtlichen Fahrten von werdenden Vätern reagiert. Direkt neben den Ravioli mit Fleischeinlage und der Odenwälder Hochzeitssuppe lauern die grünen Monster in ihrer Kräuter-Rotzmischung. Lecker sieht anders aus. Ich prüfe sicherheitshalber das Verfallsdatum, was sich jedoch als ausreichend herausstellt.
    »KNAX-Gewürzgurken von Hengstenberg mit Qualitäts-Garantie«, lese ich laut. »Sind zwar keine Spreewaldgurken, klingt aber schwangerengerecht, oder?«
    »Auf jeden Fall«, bestätigt Silke.
    Zufrieden mit meiner Trefferquote trage ich meine Funde zur Kasse und arbeite weiter am Entleeren der Bierdose.
    »Ich dachte immer, dass das ein Märchen ist: Schwangerschaft und Gurken.«
    Doch Silke raubt mir auch diese Illusion. Stattdessen gewährt sie mir einen Ausblick auf weitere lukullische Genüsse.
    »Warte erst mal ab, bis die Chips-mit-Senf-und-Nutella-Zeit beginnt.«
    »Du lieber Himmel. Ernsthaft?«
    Silke nickt, während sie alles in einer Plastiktüte verstaut.
    Ich erspare mir weitere Fragen und wünsche ihr noch eine stressfreie Nachtschicht. Als ich schon fast aus der Tankstelle bin, drehe ich mich noch einmal um. »Sag mal, warum wollen Frauen eigentlich unbedingt Kinder bekommen und großziehen, wenn sie doch noch nicht einmal Überraschungseier zusammenbauen können?«
    »Was?«
    »Ist doch so. Die meisten schaffen es ja nicht einmal, selbstständig eine Happy-Hippo-Figur aus dem Ei zu befreien. Aber Kinder kriegen wollen sie alle.«
    Silke schüttelt den Kopf.
    »Dafür kenne ich keinen Mann, der es schafft, unfallfrei mit seinem Teil durch einen dreißig Zentimeter breiten Klodeckel zu pinkeln, ohne alles vollzusauen. Und trotzdem meint jeder von euch Typen, dass er der Einzige ist, der immer unfallfrei trifft.«
    »Blödsinn.«
    »Von wegen. Ihr trefft nicht mal diese dreißig Zentimeter und denkt trotzdem, in unserer kleinen Vagina die allergrößten Helden zu sein. Ihr führt euch doch wie Robin Hood in unserem kleinen Sherwood Forrest da unten auf. Dabei sind die meisten eher vom Format Little John.« Silke lacht über ihren eigenen Vergleich laut auf und winkt belustigt in meine Richtung.
    Auf ihre Ausführungen gehe ich daher gar nicht mehr ein, proste ihr stattdessen mit dem Faxe zu und gehe meiner Wege. Robin Hood! Dass ich nicht lache. Der
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