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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: In einer zaertlichen Winternacht
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aus
seinem rechten Ärmel, drückte Juliana fest an seine Seite und hüllte sie in den
Stoff.
    Sie
versteifte sich, wehrte sich aber nicht.
    Er ließ die
Pferde lostraben, den Blick fest auf die verschneite Straße gerichtet. Bis sie
die Ranch erreichten, würde es bereits dunkel sein, doch die Pferde kannten den
Weg.
    Juliana
Mitchell fühlte sich warm und weich an seiner Seite an. Er hatte ganz
vergessen, wie es war, eine Frau zu beschützen. Die Erinnerung daran tat weh,
wie verfrorene Gliedmaßen, die langsam wieder auftauten.
    Beth war
nun schon eine Weile gegangen, und auch wenn er nicht gerade stolz darauf war,
so hatte er sich im letzten halben Jahr ein oder zwei Mal drüben in Choteau
oder in Missoula mit lockeren Frauenzimmern vergnügt.
    Was er
jetzt empfand, war natürlich etwas ganz anderes. Obwohl diese Frau ganz
offensichtlich das Glück verlassen hatte, war sie eine echte Lady. Ihre
Herkunft konnte sie selbst in ihren fadenscheinigen Kleidern nicht verleugnen –
schon gar nicht vor einem Rancher, der feinste Rinder und Pferde züchtete.
    Minuten
später, als sie über die Straße rumpelten, entspannte Juliana sich allmählich
an seiner Seite, bis ihm klar wurde, dass sie eingeschlafen war. Bestimmt war
sie sehr erschöpft. So traurig, wie sie nach dem Lesen des Briefs aufgesehen
hatte, musste etwas sehr Enttäuschendes darin gestanden haben.
    Zumindest
wusste er, dass niemand gestorben war, denn das hatte er sie sofort gefragt.
    Lincoln
versuchte sich vorzustellen, was sie so aus der Fassung gebracht hatte, auch
wenn ihn das selbstverständlich überhaupt nichts anging.
    Vielleicht
war sie mit dem Verfasser des Briefes verlobt gewesen, und er hatte sich jetzt
für eine andere entschieden.
    Seine
Schulter begann zu schmerzen, weil er seinen Arm in einem unnatürlichen Winkel
um Juliana gelegt hatte, doch das interessierte ihn nicht. Wenn er nicht so ein
praktisch veranlagter Mensch gewesen wäre, hätte er die Pferde sogar an der
Ranch vorbeigelenkt, nur damit sie sich noch ein wenig länger an seiner
Schulter ausruhen konnte.
    Der Wind
wurde schärfer, der Schnee fiel heftiger. Als er hinter sich zu den Kindern
blickte, saßen sie stoisch auf ihren Plätzen, eingepackt in ihre Decken.
    Fast eine
Stunde war vergangen, da kamen endlich die Lichter der Ranch in Sicht.
Dunkelgolden glühten sie in der Finsternis.
    Lincolns
Herz begann höher zu schlagen, so wie immer, wenn er die letzte Biegung der
Straße nahm und sein Heim sah, das etwas weiter oben auf ihn wartete.
    Sein Heim.
    Er war in
diesem großen, einstöckigen Blockhaus mit seinen Steinkaminen als dritter Sohn
von Josiah und Cora Creed zur Welt gekommen. Micah, der Erstgeborene, hatte die
Ranch schon lange verlassen und ein eigenes Haus unten in Colorado gebaut.
Weston, der nächste in der Linie, lebte in der Stadt, in einer Wohnung über dem
Diamond Buckle Saloon, wo er den Courier herausbrachte – sofern er
nüchtern genug war, um die Druckerpressen zu bedienen.
    Zwei Jahre
jünger als Wes war Lincoln nur einmal von zu Hause weggegangen, um das College
in Boston zu besuchen und danach bei einem Anwalt in die Lehre zu gehen – Beth'
Vater. Sobald er selbst hatte praktizieren können, hatte er Beth geheiratet,
sie mit nach Hause auf die Stillwater Springs Ranch genommen und sie mit all
der Leidenschaft geliebt, die ein Mann für eine Frau empfinden konnte.
    Für ein
Mädchen aus der Stadt hatte Beth sich erstaunlich schnell an das einsame Leben
auf einer Ranch in Montana gewöhnt, und falls sie Boston jemals vermisst
hatte, so hatte sie es nie gesagt. Sie hatte ihm Gracie geschenkt, und zusammen
waren sie glücklich gewesen.
    Jetzt ruhte
sie auf dem kleinen Friedhof hinter den Obstbäumen, so wie Josiah und der
vierte Creed-Bruder Dawson.
    Dawson.
Manchmal war es sogar noch schmerzhafter, an seinen Tod zu denken, als daran,
wie Beth gestorben war.
    Juliana
richtete sich gähnend auf, und er ahnte, dass sie sich für ihr vertrauliches
Anlehnen schämte.
    »Wir sind
fast da«, verkündete er gerade laut genug, dass sie ihn verstehen konnte.
    Sie
entgegnete nichts, richtete sich aber noch etwas mehr auf und wollte sich von
ihm lösen, was allerdings sein Arm und der Mantel verhinderten.
    Als sie das
Gatter mit dem gebogenen Schild erreichten, wollte Lincoln absteigen, doch
Joseph war schneller. Er schob den Riegel zurück, stieß das Tor weit auf, und
Lincoln fuhr die Kutsche hindurch.
    Sein Vater
und Tom Dancingstar hatten das Holz für das
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