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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Hundert Jahre Zaertlichkeit
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wieder zu Hause sein.«
    »In
Ordnung.« Trista seufzte und glitt in einen ruhigen Schlaf.
    Jonathan war noch nicht zurück, als
Elisabeth und Trista am nächsten Morgen aufstanden, aber Elisabeth ließ sich
davon nicht stören. Er war Arzt und würde unvermeidlich oft weg sein.
    Nach dem
Frühstück fanden sie auf dem Dachboden ein schönes, mitternachtsblaues Kleid.
Elisabeth entschied, daß das ihr Hochzeitskleid sein sollte.
    Trista
machte ein langes Gesicht. »Tragen Bräute nicht für gewöhnlich weiß?«
    »Ja, Süße,
aber ich war schon einmal verheiratet, und wenn ich auch nicht glücklich war,
will ich diesen Teil meines Lebens nicht in Abrede stellen. Verstehst du das?«
    »Nein.«
Tristas Lächeln fiel strahlend aus. »Aber ich muß es nicht verstehen. Du
bleibst, und wir werden eine Familie sein. Nur das zählt für mich.«
    »Wir werden
ganz bestimmt eine Familie sein«, stimmte Elisabeth zu. »Bringen wir jetzt mein
Hochzeitskleid nach draußen, und lassen wir es auf der Wäscheleine auslüften,
damit ich nicht während der Zeremonie nach Mottenkugeln rieche.«
    Trista
rümpfte die Nase und kicherte, aber als ihr Blick zu dem schmutzigen Fenster
wanderte, schob sie die Unterlippe vor. »Es sieht nach Regen aus.«
    Am Himmel
wälzten sich dunkle Wolken, und die Luft war
heiß, stickig und schwer. Elisabeth sah die verwitterten, ungleich geformten
Schindeln des Daches der Veranda, die trocken wie Zunder wirkten.
    Sie
versuchte, eine Vorahnung abzuschütteln, brachte mit Trista das Meid in ihr
Zimmer und hängte es an ein Fenster, das sie ein Stück geöffnet hatte. Danach
gingen sie in die Küche hinunter. Da Ellen mit Bügeln beschäftigt war,
beschlossen Elisabeth und Trista, die Eier einzusammeln.
    Sie holten
einen Korb und eilten zum Hühnerstall, wobei Elisabeth erwartete, jeden Moment
von Regen durchnäßt zu werden. Doch der dunkle Himmel hielt seine Last zurück,
und in der Luft knisterte die Ankündigung von Gewalt.
    Jonathan,
dachte Elisabeth nervös, komm heim, sofort!
    Doch sie
lachte mit Trista, als sie den Korb mit braunen Eiern füllten. Trotz des
drohenden Gewitters kam überraschend Vera auf ihrem Pony und brachte eine
haarlose Puppe mit. Nachdem sie das Pferd im Stall untergebracht hatte, zogen
sich die beiden Kinder zum Spielen in Tristas Zimmer zurück.
    Elisabeth
gesellte sich zu Ellen in der Küche und bot an, Jonathans Hemden zu bügeln. Das
umständliche Plätteisen wurde auf dem Herd erhitzt. Es sah nach einer
anstrengenden Tätigkeit aus.
    »Sie setzen
sich und trinken eine Tasse Tee!« befahl Ellen kopftschüttelnd. »Es ist noch
nicht lange her, da waren Sie sterbenskrank, nicht wahr?«
    In Ellens
Worten lag Zuneigung, was Elisabeth freute. Sie verstand auch, daß Jonathan
offenbar ihre Abwesenheit damit erklärt hatte, daß sie im Bett lag und auf
keinen Fall gestört werden durfte. »Es geht mir jetzt besser«, versicherte sie.
    Ellen
brachte ihr trotzdem eine Tasse. »Ich denke, Sie und der Doktor werden bald
heiraten.«
    Elisabeth
nickte. »Ja.«
    Die
Haushälterin betrachtete sie neugierig. »Irgendwas ist anders an Ihnen, aber
ich komme nicht dahinter, was es ist.« Sie berührte mit der Spitze ihres
Zeigefingers zuerst ihre Zunge und dann das Bügeleisen.
    Bei dem
kurzen Zischen zuckte Elisabeth zusammen. »Ich bin ... von woanders«, erwiderte
sie bemüht herzlich.
    »Ich weiß,
Boston. Aber Sie sprechen nicht wie sie.«
    »Mit »sie«
war Barbara Fortner gemeint, die ihre Schwester sein sollte. »Nun, ich habe die
meiste Zeit in Seattle gelebt.«
    Die
Haushälterin verschob das Hemd auf dem hölzernen Bügelbrett. »Sie hat nie über
Sie gesprochen. Hatte auch kein Foto von Ihnen.«
    »Wir haben
einander nicht nahegestanden.« Elisabeth nahm einen Schluck Tee. »Mochten Sie
sie?«
    »Nein«,
antwortete Ellen. »Die erste Mrs. Fortner hat nur an sich selbst gedacht.
Welche Frau würde monatelang weggehen und ihr Kind zurücklassen?«
    Elisabeth
wollte das Thema nicht berühren. Immerhin war sie selbst ein paarmal ungeplant
verschwunden, und das hatte nichts damit zu tun gehabt, daß sie sich nichts
aus Trista machte.
    Jenseits
des Fensters mit den blütenweißen Spitzenvorhängen erinnerte der düstere
Himmel sie daran, daß es Kräfte im Universum gab, die Gesetzen unterworfen
waren, die sie nicht einmal im Ansatz verstand.
    Würde es
doch bloß regnen, dachte sie nervös. Vielleicht würde das endlich die
schreckliche Spannung mildern, die alle meine Gedanken und
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