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Liliths Kinder

Liliths Kinder

Titel: Liliths Kinder
Autoren: Vampira VA
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Genüge beansprucht - im wahrsten Sinne weltbewegende Dinge.
    Nachdem Landru, Vater und quasi Gottkönig der Herrscher Ma-yabs, verschwunden war, hatte Lilith dessen Zepter übernommen. Binnen weniger Tage hatte sie mit jahrhundertealten Traditionen gebrochen und neue Regeln für alles Leben in Mayab aufgestellt, über deren Einhaltung sie nun wachte.
    Die Menschen in der Hermetischen Stadt sollten nicht länger leiden unter der tyrannischen Herrschaft. Liliths Ziel war ein friedliches Miteinander aller, deren Heimat Mayab war; ein freiwilliges, beiderseitiges Geben und Nehmen.
    Sie selbst ging mit gutem Beispiel voran. Was ihr freilich leichter gemacht wurde als ihren vampirischen Kindern. Schließlich hatte Li-lith nie jemandem Grund gegeben, sie zu fürchten - zumindest nicht während ihres jetzigen Aufenthalts in Mayab. Es mochte sein, daß dies früher einmal anders gewesen war. Doch daran konnte Lilith sich nicht mehr erinnern.
    So hatte Bonampak also ihren Wunsch erfüllt, aus seiner Ader trinken zu wollen. Liliths suggestiver Blick und entsprechende Worte hatten die letzten Vorbehalte des Mannes vertrieben, und nun, nachdem sie sich ein wenig seines Blutes einverleibt hatte, beobachtete sie, wie sich die beiden Wundmale an Bonampaks Hals schlossen, als würden sie versiegelt.
    Kein Blut trat daraus hervor und verrann unnütz, und so nahm Li-lith an, daß der Biß eines Vampirs menschlichem Blut etwas beimengte, das es rascher gerinnen ließ. Auch dies mochte sie irgendwann einmal mit Sicherheit gewußt haben; aber es war in ihrem Gedächtnis erloschen wie alles andere, das sich in einem jahrhundertelangen Leben darin gesammelt haben mußte ...
    Lilith verspürte einen vagen Druck im Oberkiefer, als ihre spitzen Eckzähne sich zurückbildeten. Alles Vampirische schwand aus ihren Zügen, jedes noch so geringe Anzeichen von Gier und Befriedigung. Beides mochte zwar unweigerlich mit dem Blutkuß einhergehen, doch wirklich empfunden hatte Lilith weder das eine noch das andere: Im Gegensatz zu ihren Kindern trank Lilith Blut auf fast mechanische Weise. Sie gewann nichts Tiefergehendes daraus, kein wie auch immer geartetes Hochgefühl.
    »Warum tust du dies alles?«
    Bonampaks leise Frage drang wie von weither zu Lilith, und ihr kam es vor, als müsse sie eine andere Welt verlassen, um in die Realität zurückzukehren, ehe sie ihre Aufmerksamkeit dem Maya widmen konnte.
    »Was meinst du?« fragte sie lahm. Ihre Gedanken vermochten sich nicht recht aus dem Gespinst ihrer Überlegungen zu lösen.
    Bonampak vollführte eine halbherzige Handbewegung, die alles um sie her einschließen sollte.
    »Du bist dabei, Mayab zu verändern«, sagte er dann. »Was ist der Grund dafür?«
    Lilith schwieg sekundenlang. Dann lächelte sie, vage nur, und es war ein Lächeln, das weder von Freude geprägt war, noch etwas Beruhigendes vermittelte. Es war einzig Zeichen ihrer tiefwurzelnden Verunsicherung.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie endlich und ehrlich. »Es -scheint mir einfach der richtige Weg in die Zukunft eurer Welt.«
    Was sie indes in Gedanken ihren Worte anhängte, verschwieg Lilith wohlweislich: ... und vielleicht ist es besser, daß ich meine ganz eigenen Beweggründe nicht kenne. Landru würden sie ganz sicher nicht gefallen ...!
    Liliths ohnedies nur schwaches Lächeln erstarb vollends. Der bloße Gedanke an Landru genügte, verdrängtes Unwohlsein von neuem heraufzubeschwören.
    Lilith fürchtete Landru nicht wirklich. Dazu bestand keine Veranlassung. Im Gegenteil, vor den Augen ihrer Kinder hatte sie bewiesen, daß sie Landru zumindest ebenbürtig war - so schien es zumindest.
    Mit dieser Überlegung gelangte Lilith wieder einmal zu jenem Punkt, an dem ihr deutlich wurde, wie wenig sie letztlich doch über Landru wußte.
    Es mochte durchaus sein, daß er ihr noch tausend Wahrheiten verschwieg - oder schlicht noch nicht dazu gekommen war, sie ihr zu unterbreiten.
    Nichtsdestotrotz war Landru für Lilith ein weiteres Mysterium -wie so vieles, das ihr irgendwann einmal selbstverständlich und vertraut gewesen sein mußte .
    Jetzt aber war Landru fort. Und sie, Lilith, gab den Ton an in Ma-yab. In Landrus Ohr jedoch, und das wußte sie, würde dieser neue Ton zu ärgstem Mißklang geraten. Und eben das beunruhigte Lilith. Denn im Grunde wollte sie Landru nicht hintergehen; schließlich war er ihr Gefährte und mehr noch ihr einziger wirklicher Anker in einer fremden Welt .
    Wieder zerrte Bonampaks Stimme Lilith aus
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