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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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schöne Haare.«
    Feline schien sich über diese Bemerkung ein wenig zu wundern. Doch sie antwortete: »Du auch.«
    »Was, ich? Du meinst diesen Wischmopp?« Lilli griff in ihre Lockenpracht und zog ein paar Strähnen in die Höhe. Das schien Feline witzig zu finden. Sie lächelte. Es war ein freundliches Lächeln, und es brach das Eis. Lilli und Jesahja traten neben den Rollstuhl. Offensichtlich konnte man ganz normal mit dem Mädchen sprechen.
    »Ihr müsst Jesahja und Liliane sein«, sagte Feline.
    »Lilli«, verbesserte Lilli. Da hörte sie plötzlich ein merkwürdiges Geräusch. Es klang wie ein entfernter Ruf, wie das Nachhallen einer Stimme, aber es war zu leise, als dass sie es wirklich verstehen konnte. Hörten die anderen es auch? Nein, es hatte nicht den Anschein. Lilli sah sich um. Woher kam die Stimme? Kam sie aus dem Meer? Es schien, als trüge der Wind sie über die Wellen heran. Lillis Blick streifte über die See, doch auf dem Wasser konnte sie nichts Ungewöhnliches erkennen. Die Wellen rollten so regelmäßig ans Ufer wie zuvor.
    Da fiel Lilli auf, dass Jesahja mit erschreckter Miene zum Himmel hinaufschaute. Das hatte sie ja noch gar nicht bemerkt! Über ihnen kreisten zahllose Möwen. Die Vögel starrten zu ihnen herunter und kreischten sich etwas zu. Das war nicht das Geräusch, das Lilli zuvor gehört hatte. Da war sie sich sicher. Aber was sagten die Möwen? Lilli spitzte die Ohren. »Was ist das?«, rief eine der Möwen.
    »Das Menschenmädchen muss eine Möwe sein, sonst könnte es doch nicht unsere Sprache sprechen!«, kam die Antwort von einem ihrer Artgenossen.
    Lilli wurde blass. Die Möwen hatten sie sprechen gehört und wunderten sich nun. In den Ohren der Vögel musste Lillis Stimme wie das Kreischen einer Möwe klingen. Denn das war Lillis Gabe: Für Tiere hörten sich ihre Worte an wie Bellen, Miauen, Wiehern, Krähen oder welche Sprache die Tiere auch immer selbst sprachen. Wenn Lilli wiederum einen Tierruf hörte, klang es für sie ebenfalls wie Bellen oder Miauen oder Krähen, aber sie wusste einfach, was es bedeutete. Ihr Kopf übersetzte die Tierlaute in Worte.
    Lilli hoffte inständig, die Möwen würden nicht landen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Wenn sie lediglich über ihr kreisten, fiel Feline womöglich nichts auf. Doch in diesem Moment sah das schöne blonde Mädchen ebenfalls hinauf zum Himmel und hob verwundert die Augenbrauen.
    Lilli und Jesahja tauschten einen erschrockenen Blick. Lilli zuckte hilflos mit den Schultern, und Jesahja kratzte sich hektisch am Hinterkopf. Dann wies er hastig auf die Wolldecke, die über Felines Beinen lag, um die Aufmerksamkeit des Mädchens auf etwas anderes zu lenken. »Bist du auch Smiley-Fan?«, fragte er so locker wie möglich. Auf die rote Decke war ein pinkfarbener Smiley genäht.
    Feline zog eine Grimasse und fuhr mit dem Finger über das lachende Gesicht auf ihrer Decke. »Meine Mutter hat das für mich genäht«, antwortete sie, und man hörte ihrer Stimme an, dass sie alles andere als begeistert davon war.
    »Ist doch lustig«, sagte Lilli.
    Feline schüttelte den Kopf. »Ihr würdet die Smileys bestimmt auch nicht mehr lustig finden, wenn sie euch in eurem Zuhause von überall her angrinsen würden. Selbst in der Kloschüssel ist einer!«
    Lilli nickte. Den hatte sie auch schon bemerkt.
    Jesahja neigte neugierig den Kopf. »Warum hat deine Mutter denn alles mit Smileys und Blumen verziert?«
    Feline schaute aufs Meer hinaus und schien zu überlegen, ob sie antworten sollte. »Früher sah unser Haus ganz normal aus, wie andere Pensionen auch«, erwiderte sie schließlich.
    »Und was ist dann passiert?« An Jesahjas Miene war deutlich zu erkennen, dass seine Neugier geweckt worden war.
    Feline warf einen Blick auf ihre Beine und wirkte noch ernster als zuvor. »Dann hatte ich den Unfall.«
    Lilli und Jesahja schwiegen betroffen.
    »Seit ich nicht mehr laufen kann, bin ich …« – Feline stockte – »… ziemlich traurig. Und meine Mutter versucht mit allen Mitteln, mich aufzuheitern.«
    Lilli sah Jesahja an, dass ihm gerade ein Licht aufging. »Deswegen hat sie alles bunt angemalt! Deswegen die ganzen Smileys und Blumen! Um dich aufzumuntern!«
    Feline nickte trübsinnig. »Ja. Es macht sie unglücklich, dass ich unglücklich bin.«
    Lilli schnaufte. Bei ihrer Mutter war das anders.
    Feline strich sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr, die der Seewind ihr ins Gesicht geweht hatte. »Nach meinem Radunfall vor zwei
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