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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom
Autoren: Justina Robson
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zuckte die Achseln. »Ich bin mit dir fertig, aber ich kann nicht für meine Freunde und Verwandten sprechen. Ich werde übrigens Teazle Sikarzi heiraten. Vielleicht kann ich mit ihm reden, damit er dich nicht fertigmacht.«
    Sie war nicht sicher, woher der letzte Teil ihrer Aussage kam; es war plötzlich in ihren Gedanken erschienen und gleichzeitig aus ihrem Mund geschlüpft. Während sie die Worte aussprach, bemerkte sie, dass sie lächelte und dass ein Teil von ihr, ein großer Teil, die Idee gut fand. Natürlich kämpften schon einen Augenblick später andere Teile um ihre Aufmerksamkeit, die es für eine erschreckende, grausige und unüberlegte Idee hielten, aber sie konnte weder das Lächeln noch die Befriedigung unterdrücken, die sie innerlich spürte.
    Du bist eine Offenbarung,  flüsterte Tath ihr zu, sanft wie die Sahara.
    Der Dämon war offensichtlich auch dieser Meinung. Er sprang nervös auf und lief hinter ihr durch das wunderschöne Gras, die Phiolen vorsichtig im Arm tragend. »Wenn ich dir deine Eltern jetzt sofort zurückgebe … können wir die Sache dann als ehrenvoll beigelegt ansehen? Du hast mich zweimal umgebracht, es zumindest versucht, aber ich lebe noch, und hier habe ich sie, und sie können ebenfalls wieder ins Leben zurückkehren. Ohne großen Schaden.«
    »Tja, aber das ist nicht sicher, oder?«
    »In der stofflichen Dimension sind nur wenige Tage vergangen. Solange ihre Körper noch leben, sollte es nur geringe … Störungen geben. Bedenke, Nekromanten reisen ständig längere Zeit fernab der Welt der lebenden Materie und nun du auch … und wir kehren häufig genug zurück.«
    Niemand, der wirklich lebt, verbringt hier mehr als ein paar Stunden,  sagte Tath ihr im Stillen. Die Untoten empfehlen als Obergrenze eine Dauer von vier Stunden – in der stofflichen Welt. Die astrale Form des Selbst verliert die Fähigkeit, sich effektiv mit dem stofflichen Leib zu verbinden, sehr schnell, sobald es die Grenze der Zeit überschreitet, so wie wir es getan haben, als wir herkamen. Es gibt eine Halbwertszeit von sechs Stunden relativer Zeit.  Er hielt inne und sagte dann ruhig, aber mit klinischer Genauigkeit: Ich weiß, wie du dich fühlst, aber ich spreche mich gegen einen Versuch aus, deine Eltern nach diesem Zeitraum noch wiederzubeleben.
    Der Dämon wartete nervös, solange Lila vorgab nachzudenken, während sie in Wirklichkeit mit dem Elfen sprach.
    Leute im Koma erwachen doch noch nach Jahren, sagte sie.
    Leute, die im Koma liegen, befinden sich nicht in dieser Region,  antwortete er. Sie ruhen oder reisen ungesehen durch die stoffliche Welt, bis sie sich wieder mit ihrem Körper verbinden können, oder bleiben zumindest in der Zeit ihrer stofflichen Welt, wie Gespenster. Als wir hinüberwechselten, hätten wir dort ohne die Gefahr dieses Zerfalls bleiben können, aber ich habe schon Leute gesehen, die nach zu langer Zeit weit weg vom stofflichen Reich wiederbelebt wurden. Lass dir nicht einreden, dass sein Angebot ein fairer Tausch wäre.
    Kann ich hier mit ihnen reden?, fragte sie.
    Das ist möglich,  antwortete Tath.
    Lila streckte die Hand aus. Der Dämon gab ihr eine Phiole, eine blaue in der Form einer Träne, von der Größe einer kleinen Bierflasche, mit einem Stöpsel an einer dünnen goldenen Kette. Sie nahm sie entgegen und spürte ihre einzigartige Substanz, die ihrem Energiekörper ähnelte. In der stofflichen Welt mochte es echtes Glas gewesen sein, aber hier war es ein stabiler Knoten aus Energie, kalt und undurchdringlich und so dicht wie Blei.
    »Wir sind quitt«, sagte sie, ohne die Kreatur noch einmal anzusehen. »Verschwinde.«
    Der Dämon ging einige Schritte rückwärts und starrte Tath verärgert an. Dann verneigte er sich in widerstrebendem Respekt und verschwand plötzlich, während er sich wieder aufrichtete.
    Taths nervöse Anspannung löste sich etwas, auch wenn er weiterhin wachsam blieb, was Lila gar nicht gefiel.
    »Ist es hier nicht sicher?«, fragte sie und schaute auf die Flasche, auf den Stöpsel, auf die Kette. Sie fragte sich, was sie tun sollte, wenn der Dämon sie hereingelegt hatte und nichts darin war.
    Hier ist es nirgendwo sicher,  antwortete der Elf.
    Kurz leuchtete ein Gedankenbild vor ihr auf – Taths Sicht dieser Welt. Sie sah die hellen Gestalten der Leuchtenden und die Seelen der unlängst Verstorbenen, aber auch riesige Bereiche, die so gewaltig und fremdartig waren, dass es keine Worte gab, um sie zu beschreiben. Dort hielten
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