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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner
Autoren: Fiona Winter
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nicht sonderlich zu liegen . Irgendwie fühlte es sich gut an, dass ich Felix nicht vollkommen falsch eingeschätzt hatte. „Ist doch blöd, oder? Etwas weiter zu studieren, wenn es einem nicht gefällt.“
    Daniel war aufgestanden und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Er antwortete nicht.
    „Andererseits… auch irgendwie bewundernswert, etwas so schwieriges und langwieriges wir ein Medizinstudium bis zum Ende durchzuziehen, wenn es einem zumindest streckenweise gar keinen Spaß macht. Ich könnte das nicht.“
    „Deswegen bist du du und er ist er. Vielleicht vertragt ihr euch genau aus diesem Grund nicht.“ Die Kaffeemaschine begann, gluckernde Geräusche von sich zu geben und Daniel setzte sich wieder.
    „Wieso sollte das der Grund sein? Er kennt mich doch gar nicht , weiß absolut nichts über mich und meine Ansichten. Und bis eben hatte ich auch keine Ahnung von ihm und seinem Studium.“
    „Er kennt dich nicht direkt.“
    Ich sah ihn an. Die Arbeitsgeräusche der Kaffeemaschine kamen mir plötzlich unangenehm laut vor. „Kommt da jetzt noch eine Erklärung oder muss ich dich tatsächlich fragen, was du damit meinst?“
    Gluck. Gluck. Gluck.
    „Na ja. Es kann sein, dass ich das ein oder andere Mal, wenn Felix hier zu Besuch war, von dir erzählt habe.“
    Gluck. Gluck. Gluck.
    „Und was hast du erzählt?“
    „ Na ja, was man eben Freunden so über andere Freunde erzählt. Aktuelle Dinge, die einen beschäftigen. So was wie: Du kennst doch noch Maja, oder? Die hat gerade ihre Ausbildung zur Arzthelferin abgebrochen und studiert jetzt Germanistik. Oder: Ja, ich hab auch gehört, dass das Psychologiestudium gar nicht so interessant sein soll, wie man denkt. Maja hat es nach zwei Semestern abgebrochen und stattdessen eine Ausbildung zur Erzieherin angefangen. “
    Endlich war der Kaffee durchgelaufen. Stille breitete sich in der Küche aus.
    „Maja? Warum sagst du nichts?“
    „Ich brauche all meine Kraft, um nicht auf dich loszugehen und dich zu erwürgen.“
    „Mich?“, quiekte Daniel mit unnatürlich hoher Stimme. „Wieso denn?“
    „Wieso?“ Ich erinnerte mich an Felix’ Zimmer, das nicht allzu weit entfernt lag, und senkte wieder die Stimme. „Weil du Schuld bist, dass Felix mich hasst. Deswegen!“
    „Es ist ganz normal, dass man mit Freunden über andere Freunde redet!“
    „Du hättest auch sagen können: Maja ist total motiviert und hängt sich immer voll in das rein, was sie gerade macht. Oder: Maja macht sich richtig viele Gedanken um ihr Leben und um die Zukunft. “
    „So was will doch kein Mensch hören.“
    „Du hast mich genauso hingestellt, wie Leon es gemacht hat. So, als würde ich einfach aus Spaß oder Langeweile oder Arbeitsscheu ständig was Neues anfangen.“
    „Woher sollte ich denn wissen, dass du und Felix euch jemals wieder begegnet?“
    „Das ist doch gar nicht der Punkt!“ Den nächsten Satz flüsterte ich. „Was würdest du denn sagen, wenn ich der Frau, in die du verknallt bist, nur Schlechtes über dich erzählen würde?“
    „Wenn sie zufällig deine beste Freundin wäre, würde ich jedenfalls nicht verlangen, dass du plötzlich ganz anders mit ihr umgehst.“ Daniel stand auf und goss zwei Tassen Kaffee ein.
    „Das würdest du nicht mehr so locker sagen, wenn du gestern an meiner Stelle gewesen wärst.“ Ich nahm eine der Kaffeetassen entgegen.
    „Im Nachhinein tut es mir leid. Aber ich konnte echt nicht ahnen, dass Felix seine Stelle kündigen und zu mir ziehen würde. Genau in derselben Woche, in der du von Leon verlassen wurdest und auch hier einziehen willst.“
    „Ist ja gut, ich verzeihe dir“, sagte ich großzügig. Vor allem aber war ich die Diskussion leid, die an der jetzigen Situation mit Felix auch nichts ändern würde. Zumindest aber hatte ich nun einen Anhaltspunkt, warum Felix augenscheinlich so ein schlechtes Bild von mir hatte. Nur konnte das allein doch nicht der Grund sein. Wer mochte denn jemanden aus Prinzip nicht, nur weil derjenige sich nicht für einen Beruf entscheiden konnte?
    „Ich werde ihn fragen. Das gibt’s doch nicht, dass er mich nur hasst, weil er von dir ein paar nicht hundertp rozentig positive Geschichten über mich gehört hat.“
    „Ich würde ihn an deiner Stelle lieber nicht darauf ansprechen.“
    „Weil…?“
    „… er mit dir im Allgemeinen und über das Thema Berufswahl im Besonder en momentan nicht sprechen will?“
    „Und ich soll jetzt deiner Meinung nach…?“
    „… zufrieden
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