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Liebesfee feiert Karneval

Liebesfee feiert Karneval

Titel: Liebesfee feiert Karneval
Autoren: Emilia Jones
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gegenseitig verwöhnt hatten.
Irgendwann, nachdem ihnen jedes Zeitempfinden abhanden gekommen war, wurden sie
von Zalu unterbrochen. Der Foltermeister besaß zwar genügend Anstand, um nicht
hinein zu kommen, hörte allerdings nicht auf, mit einer Glocke Lärm zu schlagen.
    „Ja,
was ist denn, verflucht noch mal?!“ Luzifer sprang mit einem Satz in seine
Lederhose und eilte zu den Toren, um sie zu öffnen. Blitze zuckten aus seinem
Kopf. Auf diese Weise zeigte er dem Störenfried, wie wütend er war.
    Zalu
stand ruhig vor ihm. Seine Miene wirkte ernst, die Augen blutunterlaufen.
„Meister“, sagte er und übergab Luzifer einen himmelblauen Briefumschlag, „wir
haben eine weitere Verwarnung erhalten. Hugo hat eine Gruppe Touristen auf dem
Jacobsweg erwischt. Allmählich wird die Lage ernst. Das Himmelreich droht mit
strengen Sanktionen.“
    „Pah,
Sanktionen.“ Luzifer spuckte aus. „Was wollen die denn schon machen?“ Er riss
den Umschlag auf und las sich das Schreiben durch. Mittendrin klappte ihm der
Kiefer herunter.
    „Das
können sie doch nicht ernsthaft ...“ Er schüttelte den Kopf.
    „Was
ist denn, Lui?“, flötete Lia. In der Zwischenzeit war sie wieder in ihr rosa
Prinzessinnenkleid geschlüpft. Sie kam fröhlich pfeifend angehüpft, umschlag
Luzifer von hinten mit den Armen und warf einen Blick über seine Schulter.
    „Oje“,
meinte sie, „sie wollen dich deines kleinen Luis berauben.“
    „Nett
ausgedrückt“, kommentierte Zalu.
    Luzifer
zerknüllte das Papier und warf es in die nächste Ecke. „Das werden die nicht
wagen!“
    „Oh,
doch, das werden sie.“ Lila küsste ihn auf die Wange. Sie tat geradezu, als
wäre das alles nur ein Scherz. „Ich habe das schon einmal erlebt“, flüsterte
sie an seinem Ohr. „Also, nicht bei mir, wenn du das jetzt denkst. Sondern bei
einem Engel, der unserer Liebesfee-Chefin ein wenig zu nahe gekommen ist und
dadurch leider seine Pflichten vernachlässigt hat. Ich glaube, er läuft heute
noch ohne sein Dingeling herum, obwohl das Ganze bestimmt schon ein halbes
Jahrhundert zurück liegt.“
    Die
Art, wie sie „Dingeling“ sagte, ließ Luzifer einen eiskalten Schauer über den
Rücken fahren. Er musste etwas unternehmen. Oder besser gesagt, Lila musste
ihren Liebeszauber umsetzen, und das möglichst schnell.
    „Ähm,
Lila“, meinte er, „wie war das doch gleich mit deinem Vorschlag von vorhin?
Bevor wir ... du weißt schon?“
    Lila
löste sich von ihm und tänzelte halb um ihn herum, so dass sie zwischen ihm und
Zalu stand. Sie holte ihren rosa Zauberstab aus der Rocktasche hervor.
    „Der
Liebeszauber.“ Sie sprach mit erhobenem Stab, wie eine Lehrerin, die ihren Schülern
das Einmaleins beibringen wollte. „Da sich die betreffende Person –
entschuldige, die Seele – nicht in der Nähe aufhält und ich bislang auch keinen
Kontakt zu ihr hatte, benötige ich einen persönlichen Gegenstand von ihr. Ich
glaube, das Stundenglas von Hugo wird seinen Zweck erfüllen.“
    „Du
glaubst?“, fragte Luzifer.
    „Nein,
ich bin mir natürlich ganz sicher,“ gab Lila zur Antwort. Dabei zwinkerte sie
grinsend und vermittelte nicht gerade einen Vertrauen erweckenden Eindruck.
Aber welche Wahl blieb Luzifer, als es mit ihrem Zauber zu versuchen? Immerhin
war er selbst bislang nur grandios gescheitert.
    Also
ging er mit Lila und Zalu hinüber zu dem Zeitenregal und holte das Stundenglas
von Hugo, dem Schlitzer, hervor. Lila streckte die freie Hand aus, um die
einzige persönliche Verbindung mit der Seele entgegen zu nehmen. Dann ließ sie
ihren Zauberstab darüber kreisen und murmelte Worte, die Luzifer nicht
verstand. Eine ganze Weile tat sie nichts anderes. Zwischenzeitlich befürchtete
Luzifer, dass ihr Zauber nicht wirkte oder sie ihm vielleicht nur etwas
vorspielte, um ihn zu beeindrucken. Durch einen Seitenblick auf Zalu stellte er
fest, dass der Foltermeister von diesem Zirkus ebenfalls genervt zu sein
schien.
    Nachdem
eine Viertelstunde vergangen war, in der sich nichts getan hatte, beschloss
Luzifer, dem ein Ende zu bereiten. Doch in dem Moment, in dem er Lila das
Stundenglas entwenden wollte, muckte sie auf.
    „Ha!“
Rosafarbene und silbern glitzernde Funken sprühten aus der Spitze ihres
Zauberstabes und ergossen sich in einem Strom auf den Fußboden. „Ich habe es
geschafft. Die Liebe ist auf dem Weg zu Hugo und wird ihn schon in Kürze
überfallen. Ich kann ihn jetzt orten.“
    Luzifer
reckte den Kopf vor. Er wartete.
    Lila
hielt inne
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