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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald
Autoren: Eric Malpass
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angemessene Strafe verpaßt. Ich bereue es nicht. Aber ich bin nicht der Gesetzgeber. Und was ich getan habe, kann mir Schwierigkeiten eintragen und uns alle in Gefahr bringen.»
    Ich habe es doch gleich gemerkt - er hat ein schlechtes Gewissen, dachte May. «Was hast du denn getan, Schwiegervater?» fragte sie.
    «Ich habe ihn gezwungen, sein Motorrad in den Fluß zu schmeißen.»
    May frohlockte vor Begeisterung. Das war ein paar Schwierigkeiten wert.
    Aber Jocelyn sagte ernst: «Wie hast du ihn dazu gebracht, Vater?»
    «Ich hab ihm meine Flinte in die Rippen gedrückt. Sie war nicht geladen.»
    Über die granitharten Züge des Schotten glitt flüchtig ein leichtes Lächeln. Es war schon wieder verschwunden, als er jetzt sagte: «Juristisch kann man Sie dafür belangen, Mr. Pentecost.»
    «Ja, wenn sie schlau genug sind. Und glauben Sie, die britische Justiz würde diesen jungen Unhold laufen lassen und mir eine Geldstrafe aufhalsen?»
    «Davon bin ich überzeugt!»
    «Ich auch, Mackintosh, ich auch», sagte der alte Mann lächelnd. Dann wurde er wieder ernst. «Nein - mit der Gefahr hatte ich etwas anderes gemeint. Als der Kerl abschob, hat er mir Rache geschworen. Aber nicht nur mir, sondern auch Gaylord. Tut mir leid, May.»
    May schob ihre Hand in die ihres Mannes und sagte nichts.
    «Burschen wie er bringen im allgemeinen nur Mut auf, wenn sie in Rudeln auftreten. Aber in jedem Fall sollten wir alle in der nächsten Zeit sehr vorsichtig sein und besonders gut aufpassen, vor allem auf Julia, Gaylord und auch auf Amanda. Auf mich passe ich schon selber auf.»
    May hatte plötzlich einen so trockenen Mund, daß ihr das Sprechen schwerfiel. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. «Ich finde, wir sollten die Polizei informieren.»
    «Was können wir der Polizei schon sagen? Daß ein Halbwüchsiger irgendwelche vagen Drohungen ausgestoßen hat? Nein. Ich denke, wir sollten abwarten- und aufpassen. Wer zu uns will, kann nur auf der Straße am Fluß entlangkommen. Da ist jeder deutlich sichtbar.»
    May stieß einen Seufzer aus. «Du machst dir und uns anderen das Leben ganz schön schwer, Schwiegervater.»
    «Und was hätte ich deiner Ansicht nach tun sollen, mein Kind?» fragte er ernst.
    Sie stand auf. Ehe sie zur Tür ging, legte sie die Hand auf seine Schulter. «Genau das, was du getan hast, du schlimmer alter Mann.»
    «Die Frage ist jetzt, ob wir ihn anzeigen. Seine Nummer habe ich. Und gegen ihn Vorbringen können wir den Überfall auf Julia und seine Drohungen gegen Gaylord und mich.»
    «Das reicht nicht aus», sagte Mr. Mackintosh.
    «Wenn du ihn anzeigst», sagte May von der Tür her, «dann haben die am Ende noch Mitleid mit ihm, weil er sein Motorrad losgeworden ist.»
    «Eigentlich hätte ich’s ganz gern versucht», sagte der alte Mann nachdenklich.
    May wandte sich an den Verwalter. «Es tut mir so leid um Julia, Mr. Mackintosh. Kein guter Anfang für die Kleine, nicht wahr?»
    «Sie muß lernen, das Leben so zu nehmen, wie es kommt, Mrs. Pentecost.»
    Sie betrachtete ihn. Krauses Grauhaar, graue Haut, straff gespannt über kräftigen Knochen. Der Mund und die grauen Augen deuteten auf Härte hin. Granit aus Aberdeen! So wie er da von seiner Tochter sprach, hätte er auch von einem Pony reden können.
    Jocelyn Pentecost, der schweigend dabeigesessen hatte, sagte plötzlich: «Was hat es nur mit dem Schönen auf sich?»
    Sein Vater sah ihn ungeduldig an, seine Frau eher belustigt und der Verwalter, der ihn noch nicht kannte, mit Erstaunen. John Pentecost bemerkte trocken: «Ich hatte auf praktische Vorschläge gehofft, nicht auf eine Diskussion über Ästhetik.»
    «Aye», sagte Mackintosh.
    Jocelyn dachte: Ich mag diesen Schotten nicht.
    «Bis jetzt», sagte May tapfer, «hat noch niemand einen praktischen Vorschlag gemacht. Laßt uns mal hören, was Jocelyn zu sagen hat.»
    Jocelyn sagte: «Ich wollte sagen... Ich meine, viele Menschen geben ihr ganzes Leben hin, um etwas Schönes zu schaffen. Und andere müssen das Schöne zerstören, wo sie es finden. Ich - ich möchte gern wissen, warum das so ist.»
    Schweigen. «Sehr nützlicher Vorschlag», sagte Opa.
    Mr. Mackintosh stand auf. «Solche Rowdies zerstören aber auch öffentliche Toiletten und Telefonzellen, Mr. Pentecost. Wie paßt das zu Ihrer Theorie?»
    May sagte betont steif: «Ich hoffe, Ihre Kleine erholt sich rasch, Mr. Mackintosh.»
    «Ja, das hoffe ich auch», sagte Jocelyn herzlich. Der Mann hatte recht! Auch Toiletten und
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