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Liebe wird oft überbewertet

Liebe wird oft überbewertet

Titel: Liebe wird oft überbewertet
Autoren: Christiane Rösinger
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Mensch gerne denkt, es würde sich etwas ändern, wenn nur jemand kommt und in sein Leben tritt – als würde man durch den Zustand der Verliebtheit der allgemeinen Sinnlosigkeit entgehen.
    Was war ich früher immer traurig! All die melancholischen Spaziergänge allein am Sonntagnachmittag zum Flohmarkt, wo die ganzen blöden Paare Hand in Hand durch den ganzen Schrott gingen, Berge der hässlichen, stinkenden Second-Hand-Klamotten durchwühlten, verzückt vor verkeimten Fünfziger-Jahre-Nähkästchen stehen blieben oder die Typen sich niederknieten, um die Vinylstapel durchzusehen.
    Aber auch all die trostlosen, einsamen Momente zu zweit, die Unmöglichkeit, wirklich verstanden zu werden, der Trott, das Alltagsleben in der Beziehung, die schlimmen leeren Stunden, die enttäuschten Erwartungen!
    Den jungen Menschen kann ein unerwarteter Frühlingsgeruch schon traurig machen, ein wehmutsvoller Sommerwind, das Nahen des Herbstes, das Alleinsein an Silvester, am Geburtstag, im Frühling, Sommer, Herbst und Winter, der Anblick von jungen Tieren und alten Menschen, das Zu-sich-Nehmen von geistigen Getränken und verbotenen Substanzen. Ein einsamer Gang durch die Natur kann ihn ebenso wie ein fröhliches Fest in eine tiefe Lebenskrise stürzen. Die Abwesenheit von Liebe ist schlimm für ihn, dann aber auch ihre Anwesenheit, die Gefühlsunsicherheit, die Verantwortung für einen anderen Menschen, die Abhängigkeit! Aber auch die Unabhängigkeit, die allzu große Freiheit, die vielen Möglichkeiten bei gleichzeitiger Ausweglosigkeit der Lage und Sinnlosigkeit menschlichen Strebens machen den jungen Menschen traurig.
    Ein Riesenvorteil des Älterwerdens ist das Nachlassen der Einsamkeit und die Erfahrung, dass es auch eine heitere, aufbauende Einsamkeit gibt. Nach allgemeinem Verständnis betrifft die selbstgewählte Einsamkeit nur Eremiten, Klosterinsassen, Leuchtturmwärter, Einhandsegler, verrückte Wissenschaftler oder exzentrische Schriftsteller, Zen-Mönche und Yogis. Wer außerhalb dieser Personengruppen gerne einsam ist, gilt als plemplem und unsozial. Und Medien, die immer wieder das Bild vom Menschen, der nur zu zweit so richtig glücklich sein kann, malen, hinken der Realität hinterher. Denn immer mehr Menschen genießen das Alleinsein vor allem in der zweiten Lebenshälfte, ganz entgegen dem weitverbreiteten Mythos von der drohenden Alterseinsamkeit des Singles. Dieser Mythos lautet ungefähr so: Das Singleleben ist lustig, wenn man jung ist, aber dann ab Mitte dreißig rächt es sich bitter! Wer sich in jungen Jahren zu fein war für Beziehungen, wird es später bitter bereuen und das traurige Alter in Einsamkeit und Isolation verbringen. Zum Glück ein Mythos.
    Der junge Mensch hingegen ist oft sehr traurig, wenn er in den beziehungslosen Zeiten länger mal allein im Bett schlafen muss. Aber: Je länger man allein im Bett schläft, desto mehr genießt man es.
    Muss man das Bett dann wegen einer Beziehung eine Zeitlang sogar noch mit einem Mann teilen, sinkt die Schlafqualität rapide, und man freut sich umso mehr, wenn man nach dem Schlussmachen das Bett wieder für sich hat.
    Liebe männliche Leser, das soll kein Affront gegen euch sein, aber es ist nun mal wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen besser allein schlafen, Männer besser zu zweit.

Wie Frauen und Männer so schlafen
    Zwar sollte man immer sehr vorsichtig sein, wenn zur Erklärung von Geschlechterunterschieden der Urmensch herangezogen wird. Aber die Schlafforschung geht davon aus, dass die Urmenschen in Gruppen schliefen, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Der heutige Schlafplatz des Mannes – nämlich an der Seite der Frau – gehörte früher dem jüngsten Kind, über das die Mutter in der Nacht wachte. Der moderne Mann schläft also wohlbehütet neben seiner Partnerin, während diese bei jeder größeren Bewegung in Alarmbereitschaft gerät.
    »Frauen schlafen wesentlich besser, wenn niemand neben ihnen im Bett liegt. Sie sind empfindlicher und werden schneller wach mit einem Mann neben sich. Wenn es ums Schlafen geht, sind Männer robuster«, erklärt Diplom-Psychologe Michael H. Wiegand, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Technischen Universität München. Männer dagegen schlafen tiefer und besser, wenn sie neben ihrer Frau oder Freundin liegen. Das in unseren Schlafzimmern obligatorische Doppelbett ist eine späte Erfindung des westlichen Kulturkreises und symbolisiert Intimität und Nähe. »Der optimale Schlaf ist
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