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Liebe wird oft überbewertet

Liebe wird oft überbewertet

Titel: Liebe wird oft überbewertet
Autoren: Christiane Rösinger
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wird.
    Episode
Ereignisfolge
anwesende Personen
1
Mutter und Kind betreten den Raum, Mutter setzt Kind auf den Boden
Kind, Mutter
2
Mutter und Kind sind allein. Mutter liest, Kind kann Umgebung erkunden
Kind, Mutter
3
Fremde Person tritt ein, nimmt Kontakt mit Mutter und Kind auf.
Kind, Mutter, Fremde
4
Mutter verlässt den Raum, Fremde beschäftigt sich mit Kind, tröstet es, wenn notwendig
Kind, Fremde
5
Mutter kommt zurück, Fremde geht, Mutter und Kind sind allein
Kind, Mutter
6
Mutter verlässt den Raum, lässt Kind allein zurück
Kind
7
Fremde Person tritt ein, versucht Kind zu trösten
Kind, Fremde
8
Mutter kommt zurück, Fremde verlässt den Raum
Kind, Mutter
    Aufgrund dieses Tests lassen sich drei Bindungsstile identifizieren:
    Sicherer Bindungsstil:
    Diese Kinder zeigten Stress in der Trennungssituation, ließen sich jedoch schnell durch die Mutter trösten und nahmen wieder Kontakt zu ihr auf. Die Mutter war hier die Sicherheitsbasis. Dieser Bindungsstil traf auf 66 % der getesteten Kinder zu.
Unsicher-vermeidender Bindungsstil:
    Die Interaktion dieser Kinder war wenig emotional. Blick- und Körperkontakte wurden weitgehend vermieden. Bei der Trennung gab es keine äußeren Anzeichen für Stress oder Trauer, und bei der Rückkehr der Mutter wurde kein Kontakt zu ihr aufgenommen. Diese Kinder erlebten dennoch Streß, was sich an einem beschleunigten Herzrhythmus zeigte. 22 % der Kinder ließen sich dieser Gruppe zuordnen.
Ängstlich-ambivalenter Bindungsstil:
    Diese Kinder zeigten, genau wie die mit sicherem Bindungsstil, Trauer bei der Trennung. Im Unterschied zu der zweiten Gruppe fiel hier jedoch eine Gefühlsambivalenz bei der Rückkehr der Mutter auf. Sie suchten die Nähe zu ihr, sträubten sich aber gleichzeitig gegen den Kontakt und zeigten Wut und Ärger. Dieses Bindungsverhalten wurde bei 12 % der Kinder beobachtet.
    Im Zuge der Bindungsforschung wurden noch weitere Bindungsstile entdeckt, der »gleichgültig-vermeidende« und der »unsicher-desorganisiert/desorientierte«. Die desorganisierten Kinder zeigten bizarre Verhaltensweisen, wie die intensive Vermeidung nach intensiver Kontaktaufnahme, Annäherung mit abgewendetem Kopf und im Ansatz abgebrochene Bewegungen. Bei Befragung der Eltern dieser Kinder wurden gehäuft eigene Misshandlungen oder schmerzhafte Verluste in der Kindheit erinnert. Die Eltern hatten die eigene Unsicherheit an ihre Kinder weitergegeben.
    Michael Jackson kann als Beispiel für einen desorganisierten Bindungsstil gelten. Pippi Langstrumpf dagegen zeigt trotz ihres Schicksals als Halbwaise einen sicheren Bindungsstil: Sie ist traurig, wenn ihr seefahrender Vater wieder abreist und freut sich bei seiner Rückkehr. Auch das Waisenkind Heidi kann eine sichere, stabile Beziehung zum Alm-Öhi aufbauen. Pumuckl und Pinocchio sind mit ihren Wutausbrüchen nicht so leicht einzuordnen, sie könnten für einen unsicher-vermeidenden oder einen desorganisiert-desorientierten Bindungsstil stehen.
    Nach Bowlby werden die kindlichen Beziehungserfahrungen zu Bestandteilen der erwachsenen Persönlichkeit. Er spricht in diesem Zusammenhang von einer »Wiederholungsneigung«, das heißt, dass Menschen dazu tendieren, ihre inneren Bindungsschemata in der Beziehung zu ihren Kindern und auch in Partnerschaften zu reinszenieren. Diese »inner working models« neigen zwar dazu, stabil zu bleiben, dennoch sind sie auch später noch veränderbar. So kann die Bindungssicherheit beispielsweise durch eine zusätzliche Bezugsperson, durch gelungene Psychotherapie oder durch positive Partnerschaftserfahrungen zunehmen.
    Auf Erwachsene angewandt, weisen die verschiedenen Bindungstypen auf unterschiedliches Verhalten in der Partnerwahl und Paarbeziehung hin: Ängstlich-ambivalente Personen beschäftigen sich ständig mit der Partnerschaft, suchen extreme Nähe und verlieben sich oft auf den ersten Blick. Sie erleben ein Durcheinander der Gefühle, sind besonders eifersüchtig und klammernd, idealisieren den Partner, haben aber sehr wenig Vertrauen in ihn.
    Ängstlich-vermeidende Personen sind besonders frustriert und ambivalent, weil sie sich über ihre Gefühle in der Partnerschaft im Unklaren sind, außerdem haben sie besonders wenig Vertrauen.
    Gleichgültig-vermeidende Personen akzeptieren den Partner oft nicht so, wie er ist, legen Wert darauf, sich selbst zu genügen, und sind wenig bindungsbereit.
    In dieser Darstellung werden sehr schön die Liebesstile Lees, das Beziehungsdreieck Sternbergs und
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