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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2
Autoren: Michelle Zink
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aufmerksam machen. Ich suche die Wände ab, ob ich irgendeinen Hinweis finden kann, während ich mit schnellen Schritten den Chor umlaufe. Entlang des Weges sehe ich ein paar geschlossene Türen, aber ich wage nicht, sie zu öffnen.
    Stattdessen wende ich mich einem kurzen Gang zu und entdecke einen schwachen Lichtschimmer, der von einer Seitentür kommt. Ich folge dem Licht bis zur Tür und sehe erleichtert, dass sie einen Spalt offen steht. Ich drücke sie ein wenig weiter auf und spähe hindurch.
    Enttäuscht erkenne ich, dass ich auf eine Straße hinausblicke. In einem Bereich zu suchen, der nicht einmal zur Kirche gehört, scheint mir Zeitverschwendung. Da fällt mein Blick auf ein kleines Gebäude, gar nicht weit von der Kathedrale entfernt.
    Auf einem Schild steht: M AISON DE LA C RYPTE .
    Die Krypta.
    Es ist ungewiss, ob die Seiten in der Krypta verborgen sind, aber ich bin nicht so weit gekommen, um jetzt hier herumzusitzen, während draußen vor der Kirche ein Leibwächter Samaels auf mich lauert. Einen Moment lang überlege ich, ob ich auf Dimitri warten soll, aber dann verwerfe ich den Gedanken. Dimitri hat mir bei meiner Reise nach Altus zur Seite gestanden, aber seitdem bin ich allein über so manch dunklen und gefahrvollen Pfad gewandert.
    Wenn ich mich beeile, kann ich den Eingang der Krypta in wenigen Sekunden erreichen. Ich zögere, den Schutz der Kathedrale zu verlassen, aber ich habe keine Wahl. Vorsichtig schaue ich mich um, will sichergehen, dass niemand auf der Straße ist, ehe ich durch den offenen Türspalt trete.
    Es muss schon recht spät sein, denn die Sonne ist bereits hinter den Gebäuden der Gasse versunken. Ich habe den Eindruck, als sei es in der kurzen Zeit, die ich in der Kathedrale verbracht habe, merklich kühler geworden. Schon bald wird die Nacht anbrechen. Der Gedanke spornt mich an und ich haste rasch und ohne Zwischenfälle zum Eingang der Krypta. Die Tür ist zwar groß, aber im Vergleich zu den Portalen der Kirche wirkt sie winzig. Die Tür ist nicht abgeschlossen, und so trete ich ein und ziehe sie hinter mir wieder zu.
    Ich stehe in einer kleinen, bescheidenen Kammer. Nirgends gibt es aufwändige Steinreliefs oder prächtige Buntglasfenster und doch legt sich ein tiefer Friede über meine Seele. An diesem Ort, ohne jeglichen Schmuck und scheinbar ärmlich, fühle ich mich zu Hause, fast wie auf Altus. Eine vertraute Hitze macht sich zwischen meinen Brüsten bemerkbar. Ich greife nach dem Schlangenstein und spüre sein Glühen.
    Nachdem ich weiter in den Raum hineingegangen bin, erkenne ich, dass er tatsächlich ziemlich klein ist. Es gibt ein paar Türen und lediglich einen einzigen Gang. Ich könnte mir vorstellen, dass das Gebäude recht nachlässig über der Grotte errichtet wurde, während man alle Aufmerksamkeit auf die Kathedrale verwendete. Im hinteren Bereich des Raums stoße ich auf eine schmale Türöffnung oberhalb einer gewundenen Treppe. Die Stufen bestehen aus Stein und ich betrete sie ohne Zögern. Der Schlangenstein wird immer heißer, je weiter ich nach unten steige.
    Ich stütze mich an den Wänden ab, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere. Ein modriger Geruch steigt aus den Tiefen der Krypta auf. Es ist der Duft der Erde. Mir ist, als würde ich heimkommen, und ich weiß genau, dass dieser Ort seit Tausenden von Jahren schon als Heiligtum genutzt wird. Dass er bedeutende Kostbarkeiten hütet.
    Als ich schließlich den Boden der Grotte erreiche, schaue ich mich überrascht um. Die Wände bestehen auf allen Seiten aus Stein, und obwohl die Höhe sich nicht mit der Kathedrale vergleichen lässt, erhebt sich die Decke weit über meinem Kopf. Die Krypta ist ziemlich groß, größer als der Raum darüber. Fackeln sind an den Wänden angebracht, und es dauert einen Moment, bis sich meine Augen an das flackernde Licht gewöhnt haben.
    Dann entdecke ich den Altar an einem Ende der Grotte.
    Ich gehe darauf zu, wobei ich mich so leise wie möglich bewege. Man würde mir vermutlich nicht zürnen, weil ich diesem Ort einen Besuch abstatte, wohl aber, wenn man wüsste, was ich tun muss, wenn ich die Seiten finde. Am Altar angekommen, nehme ich mir ein paar Sekunden Zeit, um die Statue zu bewundern, die dort steht. Es ist eine schöne, wenn auch übliche Darstellung einer Frau in einem Umhang, die ich für die Jungfrau Maria halte.
    Zu Füßen des Wächters. Keine Jungfrau, sondern eine Schwester.
    Nach einem kurzen Blick nach rechts und links trete ich zu der
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