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Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz
Autoren: SOPHIA JAMES
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als er sich zum Gehen wandte. „Ich wünsche, dass Sie niemandem etwas von meinen Einkäufen erzählen. Es soll eine Überraschung sein, müssen Sie wissen, und ich
    möchte nicht, dass Gerüchte kursieren.“
    „Meine Lippen sind versiegelt, Euer Gnaden.“
    „Gut.“ Asher verstaute die beiden Schachteln in seiner Manteltasche und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken. Bei seiner Kutsche angekommen, wies er Burton an, ihn zu Madame Berengers Modesalon zu fahren. Ihm war bekannt, dass die gefragte Modistin stets eine Auswahl bereits fertig geschneiderter Kleider vorrätig hatte, und das war ein Glück, denn die Zeit war zu knapp bemessen, um eine neue Garderobe in Auftrag zu geben.

16. KAPITEL

    Annabelle Graveson brachte Emerald eine Schatulle mit Briefen und Skizzen von Evangeline mit, als sie nach Falder kam. Die Dame, die ein paar Wochen zuvor bei dem Dinner, das sie veranstaltet hatte, noch steif und förmlich gewesen war, erschien Emerald plötzlich wie ausgewechselt. Mit ausgestreckten Armen kam Annabelle auf sie zu, um sie unter Tränen zu umarmen.
    „Ich wollte dir diese Briefe vom ersten Augenblick an, da wir uns wiederbegegnet sind, geben, meine Liebe“, erklärte sie, als sie sich wieder gefangen hatte und neben Emerald an dem runden Tisch im Blauen Salon Platz nahm.
    „Haben wir uns denn früher schon einmal gesehen?“, wollte Emerald verwundert wissen.
    Annabelle schnäuzte sich dezent die Nase. „Als du fünf Jahre alt warst, kamst du für ein paar Wochen nach England. Deine Eltern brachten dich und deinen Bruder nach Knutsford, in das Haus meines Vaters, Gott hab ihn selig.“
    Emerald lächelte. „Ich erinnere mich. Damals gab Mama mir dieses Medaillon. Und das Anwesen lag auf einer Anhöhe mit Blick auf einen Fluss. Ich habe mit einem Jungen gespielt …“
    „Mit Simon“, unterbrach Annabelle sie, „meinem ältesten Sohn. Er starb im gleichen Jahr am Fieber. Und wenige Monate später, um Ostern, ging Evangeline von uns.“
    „Sie kehrte noch einmal nach England zurück?“
    „Sie war leidend, Emerald. Ihr Gemüt war krank. Sie neigte zu Trübsinn und dämpfte ihren Schmerz mit zu viel Wein.“
    „Sie war melancholisch, weil sie meinen Bruder auf dem Gewissen hatte“, stellte Emerald unverblümt fest.
    Annabelle Graveson erschrak heftig. „Hat dein Vater dir das erzählt?“
    „Nein, aber ich entsinne mich selbst des schrecklichen Geschehens. James lag tot auf dem Boden, während meine Mutter betrunken an der Wand lehnte. Ihr Gesicht war blutverschmiert.“
    „James ist ertrunken, meine Liebe. Er tollte am Rande der Klippen herum und stürzte ins Meer. Evangeline sprang ihm nach, um ihn zu retten. Sie hat es nie überwunden, dass sie ihm nicht helfen konnte. Er war zu schwer verletzt. Dein Vater schickte sie anschließend nach England. Sie sollte sich erholen und zur Ruhe kommen.“
    „Aber sie hat mich nicht mitgenommen.“
    „Dazu war sie nicht in der Lage, mein Kind. Sie wusste kaum, wie sie mit sich selber zurechtkommen sollte, und Beau versprach ihr, dich binnen einem Monat nach England nachzuschicken. Leider kamen heftige Stürme auf, und als er schließlich die Segel hissen konnte, war es zu spät. Deine Mutter hatte indessen das Zeitliche gesegnet. Zu dieser Zeit kreuzten gewisse Männer Beaus Weg, und seine zweifelhafte Laufbahn als Pirat nahm ihren Anfang. Von diesem Augenblick an gab es kein Zurück mehr für ihn. Ich habe mich oft gefragt, ob sich die Dinge anders entwickelt hätten, wenn Evangeline am Leben geblieben wäre. Ich vermute, ihr Tod hat ihm das Herz herausgerissen.“
    Emerald hörte Annabelle reglos zu und versuchte, die neu gewonnenen Erkenntnisse zu verinnerlichen. Ihre Mutter war also keine verantwortungslose leichtfertige Trinkerin gewesen, sondern ein zartbesaitetes Wesen, das dem Trübsinn anheimgefallen war. Zum ersten Mal in ihrem Leben erschien Emerald ein schwaches Bild einer liebenden Mutter vor ihrem inneren Auge – das Bild einer Mutter, die sie anlächelte und ihr zuwinkte. Das Klima der Tropen, in die Evangeline verpflanzt worden war, hatte offenbar nicht nur ihrer Gesundheit, sondern ebenso ihrer Seele zugesetzt. Sie war eine zerbrechliche englische Rose gewesen, die in der wilden feuchten Erde der Karibik nicht hatte Wurzel fassen können.
    Seit Emerald sich erinnern konnte, war ihr das Herz schwer gewesen, wenn sie an ihre Mutter dachte. Enttäuschung und Wut waren das Einzige, was sie empfunden hatte, doch nun verspürte sie
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