Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf den zweiten Klick

Liebe auf den zweiten Klick

Titel: Liebe auf den zweiten Klick
Autoren: Rowell Rainbow
Vom Netzwerk:
um ihre Ohren sehen zu können. Die waren perfekt.
    Dann hob Beth ihre Hand, die immer noch den Kugelschreiber umklammerte, bis auf Höhe seines Gesichtes. Bis an sein Kinn.
    Lincoln schloss die Augen. Das erschien ihm das Richtige, egal, wie es jetzt weitergehen würde. Er schloss die Augen und spürte, wie ihre Fingerspitzen seine Wange berührten, dann die Stirn, die Lider. Er atmete ein – Tinte und Handseife.
    Â»Ich«, hörte er sie flüstern, viel näher als erwartet, ganz zittrig und seltsam, »ich glaube, ich war so was von blöd.«
    Er schüttelte den Kopf. Kaum merklich, sodass nur jemand, der seine Wange und seinen Nacken berührte, es wahrnehmen würde.
    Â»Ja«, murmelte sie und klang jetzt noch näher. Er bewegte sich nicht, öffnete nicht die Augen. Was wäre, wenn er jetzt die Augen öffnete und sehen würde, was sie tat?
    Sie küsste ihn auf die Wange und ließ seinen Kopf nach vorn in ihre Hände sinken. Sie küsste die andere Wange. Und sein Kinn. Die kleine Kuhle unter seiner Unterlippe. »So ein dummes Ding«, sagte sie neben seinem Mundwinkel, ungläubig und bedacht, »was hab ich mir dabei bloß gedacht?«
    Lincoln fand seine Sprache wieder. »Du perfektes Ding«, sagte er so leise, dass nur eine Person, die ihre Hände in seinem Haar hatte und mit ihren Lippen beinahe die seinen berührte, ihn überhaupt hören konnte. »Du zauberhaftes Ding.« Er berührte ihre Lippen. »Perfekt.« Ein Kuss. »Magisch.« Ein Kuss. »Nur du allein.«
    Es gibt Momente, in denen kann man einfach kaum fassen, dass so etwas Wunderbares passiert. Und dann gibt es Momente, in denen das ganze Bewusstsein von der absoluten Erkenntnis erfüllt ist, dass gerade etwas Wunderbares vor sich geht. Lincoln fühlte sich, als hätte er den Kopf in ein Waschbecken voller Knallbrause gesteckt und dann den Hahn aufgedreht. Er schüttelte seine Jacke ab und legte die Arme um Beth.
    Alles, was er denken konnte, war: Beth . Alles, was er tun konnte, war, seinen Traum wahr werden zu lassen.
    Er bekam das Ende des Films nicht mit. Hörte zwei Stunden lang nichts außer dem Wummern seines Herzschlags und dem gelegentlichen Klacken seiner Zähne gegen ihre. Aber Beth zuckte zusammen, als das Licht anging. Sie fuhr zusammen, setzte sich auf, machte sich von ihm los. Es fühlte sich an, als müsste man am kältesten Morgen aus dem allerwärmsten Bett aufstehen. Lincoln beugte sich vor, er wollte ihre Nähe nicht verlieren. Er hatte Angst, dass etwas Schreckliches passieren könnte, dass irgendwo eine Uhr Mitternacht schlagen würde.
    Â»Mein Abgabetermin«, stammelte Beth. Sie fasste sich an die Lippen und an ihre Haare, an den zerzausten Pferdeschwanz. »Ich … ich muss los, ich muss gehen …« Sie drehte sich zur leeren Leinwand um, als gäbe es dort noch irgendetwas, das sie sehen konnte. Der Vorhang wurde gerade geschlossen.
    Sie hockte sich auf den Boden und suchte nach etwas. »Meine Brille«, keuchte sie. »Hatte ich meine Brille auf?« Die hatte sie sich in die Haare geschoben. Lincoln zog sie vorsichtig heraus.
    Â»Danke«, sagte sie. Er half ihr beim Aufstehen und versuchte einen Moment lang, sie zu umarmen, sie aber machte sich los, sobald sie stand, und begann, auf den Gang zuzuhasten. »So was hab ich vorher noch nie gemacht«, stotterte sie. Es war nicht für ihn bestimmt. Sie sah zur Leinwand hinüber. »Hast du irgendwas mitbekommen? Da wurde getanzt, oder? Ich glaube, irgendwer hat getanzt.« Dann sah sie sich um, als fürchtete sie, jemand könnte sie gehört haben. Sie hob die Hand wieder an den Mund, als wollte sie überprüfen, ob er noch da war.
    Und dann rannte sie – rannte zumindest beinahe – auf den Ausgang zu. Ging erst rückwärts, um ihn anzusehen, drehte sich dann aber irgendwann um.
    Lincoln konnte sich nicht daran erinnern, den Weg zu seiner Wohnung zurückgelegt zu haben, und als er dort ankam, hatte er keine Lust hineinzugehen. Er wollte den Zauber nicht zerstören. Also blieb er draußen auf der Treppe sitzen und durchlebte die letzten zwei Stunden immer und immer wieder. Er legte sich selbst gegenüber Zeugnis ab – ja, und Beth –, und das war einfach so passiert.
    Â»Was hab ich mir bloß dabei gedacht?«, hatte sie zu sich selbst gesagt.
    Was hatte sie sich denn dabei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher