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Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick
Autoren: Emma Garcia
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Türen endlich schließen und der Aufzug sich in Bewegung setzt. Der Gestank eines Furzes mischt sich mit dem Duft nach Aftershave. Ich starre auf die Schuppen auf dem Kragen des Graumelierten und spüre die Blicke, die sich in meinen Rücken bohren. In der Erwartung eines Lächelns oder einer anerkennenden Bemerkung sehe ich mich um, aber die Fahrgäste weichen meinem Blick aus. Stattdessen glotzen sie mit stumpfen, betretenen Mienen in die Luft wie eine Herde Mondkälber.
    Aber das ist mir egal. Ich habe zwar noch keine Ahnung, wie ich es anstellen soll, aber wenn ich heute Abend hier rausgehe, werde ich sowohl ein Kleid haben als auch einen Plan, wie ich weiter vorgehe. Ich will, und ich werde!

3
    Lektionen fürs Leben
Mooncake: Kann mir mal bitte jemand helfen? Mein Freund hat mich verlassen, und ich fühle mich total mies.
Alicat: Du Ärmste. Aber das wird schon wieder. Mein Freund hat mich letztes Jahr auch auf die übelste Tour abserviert, deshalb weiß ich genau, wie du dich fühlst. Versuch einfach, immer nur von einem Tag zum nächsten zu denken … Einen anderen Rat kann ich dir leider nicht geben.
Rayofsun: Lass dir bloß nie ein B auf jede Pobacke tätowieren.
Mooncake: Wieso BB? Sind das seine Initialen?
Rayofsun: Genau. Er heißt Bob (und damals fand ich die Geste wahnsinnig süß und superwitzig).
Alicat: Vergiss einfach, was du für ihn empfunden hast, aber denk dran, dass irgendwo dort draußen die wahre Liebe auf dich wartet.
Rayofsun: Und zerstöre sämtliche Videos, auf denen ihr beide beim Sex zu sehen seid.
Alicat: Du wirst schon darüber hinwegkommen, und eines Tages wirst du feststellen, dass es dir ohne ihn viel besser geht.
Mooncake: Ich danke euch sehr. Bestimmt kommt irgendwann der Tag, an dem ich wieder Hoffnung schöpfen kann.
Koola: Was für ein Haufen Freaks!
    Mein Büro befindet sich in der 13. Etage. Na ja, der Begriff »Arbeitsstätte« trifft es vielleicht besser: Es handelt sich um einen riesigen Raum mit zahllosen durch dünne filzbespannte Sperrholzwände getrennten Kabuffs, in denen wir wie Kühe in einer Melkstation eingepfercht sind. Wenn ich aufstehe, kann ich über die Trennwand hinweg das ganze Großraumbüro überblicken – ein graues, endloses, von flackerndem, kopfschmerzauslösendem Neonlicht erhelltes Nichts. Hier den ganzen Tag zu arbeiten kann überhaupt nicht gesund sein. Ich lasse mich auf meinen Drehstuhl sinken und versuche, das mulmige Gefühl im Magen zu ignorieren.
    Für heute Morgen ist eines unserer berühmt-berüchtigten »Lessons Learned«-Meetings angesetzt, bei dem wir vergangene Fehler bei der Produktauswahl unter die Lupe nehmen und herauszufinden versuchen, was wir daraus lernen können. Christie, meine Assistentin, sollte eine Tabelle der Ladenhüter früherer Aktionen erstellen und die Meinungen aus den Kundenfragebogen zusammentragen. Sie hat mich angebettelt, Oberschnute, unserer B&W-Chefeinkäuferin und Vorgesetzten, die Ergebnisse präsentieren zu dürfen. Das ist ein bisschen, als stecke man einen flauschigen Hundewelpen zu einem Rottweiler in den Käfig, trotzdem habe ich eingewilligt – außerdem hatte ich sowieso keine Zeit, mich selbst darum zu kümmern.
    Ich sehe zu, wie Christie zu ihrem Schreibtisch tänzelt. Sie hat ihr platinblondes Haar zu einem Knoten im Nacken frisiert und eine dicke Schicht Make-up aufgetragen, unter der keine einzige Pore zu erkennen ist. Ihre hochhackigen roten Pumps und ein blaues Kostüm vervollständigen ihren Stewardess-Look. Vermutlich entspricht dieses Outfit Christies Vorstellung von Businesskleidung.
    »Morgen!«, trällert sie. »Hast du schon von den Einsparungen gehört?«
    »Welche Einsparungen?« Ich fahre meine Antiquität von Computer hoch.
    »Bei Barnes & Worth wird der Gürtel ab sofort enger geschnallt. Du weißt schon, Kosteneinsparungen und so.«
    »Wer sagt das?«
    »Paul hat es im Radio gehört.«
    »Oh, die Maßnahmen aufgrund der anhaltenden Konjunkturschwäche.« Ich bemühe mich um einen autoritären Tonfall. »Ich würde mir deswegen keine allzu großen Sorgen machen. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten kaufen die Leute vermehrt nutzlosen Schnickschnack, deshalb werden wir noch mehr zu tun haben als sonst.«
    »Das stimmt natürlich auch wieder«, entgegnet sie erfreut.
    Gürtel enger schnallen . Das klingt gar nicht gut. Ich kann nicht behaupten, dass ich meinen Job besonders mögen würde – an manchen Tagen geht er mir sogar gewaltig gegen den Strich –, aber er ist halbwegs
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