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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer
Autoren: Alexander Lohmann
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die Verantwortung trägt, sollte man schauen, wer den Gewinn einstreicht, so heißt es bei uns. Und wer hatte den Gewinn? Erst sickerte euer Gift in unseren Boden, und gleich hinterher kamen die Finstervölker und raubten unser Land. Eine Verschwörung vom Anfang bis zum Ende.«
    Es summte, und der Bitaner zog einen flachen bernsteingelben Gegenstand aus seiner Westentasche. Ein Phonofor, eine tragbare Gesprächsverbindung. Der Mensch hielt sich mit der Linken das Gerät ans Ohr, während er mit der Rechten an dem Zierstein herumspielte, der die Lederschnur um seinen Hemdkragen schloss.
    »Ah, Medan ... Ja, bin wieder da. Vier Stunden in diesen verfluchten Finsterzinnen ohne Empfang. Muss mir einen besseren Portalanbieter suchen ...«
    Frafa seufzte und schaute wieder aus dem Fenster. Die Welt war lauter geworden, seit jeder Gossenkehrer über öffentliche Portale Zugang zum Nexus hatte. Frafa erinnerte sich an eine Zeit, als jene eigentümliche Struktur im Äther nur wenigen Magiebegabten zugänglich gewesen war - und die hatten Besseres zu tun gehabt, als Worte hindurchzuschicken und miteinander über Belanglosigkeiten zu schwatzen ...
    Nun. Frafa lächelte bei der Erinnerung. Nicht immer.
    »... zehn pro Hufe? Was glauben die, worauf sie da sitzen? Bitanische Fettweiden? Vier, und das ist schon zu viel. Eine halbe Wüste, das Land hier. Die sollen froh sein, wenn sie überhaupt einen Käufer finden!«
    Draußen ging es auf die Mittagsstunde zu. Schon das wenige Licht, das seitlich an ihrer Sonnenbrille vorbeidrang, stach Frafa in die Augen. Sie schlug das Buch zu und warf es auf das Gepäcknetz. Dann schloss sie die Vorhänge.
    Nur eine Minute später beendete der Bitaner sein Gespräch. Er ließ das Phon auf das Tischchen neben sich fallen, beugte sich zum Fenster und riss den Vorhang wieder auf. »So ein Pack«, knurrte er in Frafas Richtung. »Die Menschen in diesem Land sind selbst halbe Finsterlinge geworden. Muss man aufpassen wie ein bitanischer Herdenhund. Berge von Schulden haben sie. Aber sind sie dankbar, wenn ihnen jemand noch ein paar Goldlöwen für ihren wertlosen Boden gibt? Nein! Die würden ihre Wohltäter am liebsten über den Tisch ziehen, sobald man ihnen eine Hand reicht!«
    Frafa biss die Zähne zusammen. Die Worte trafen sie tief, auch wenn sie seit sechshundert Jahren nicht mehr die Verantwortung für das Land trug. Dumm. Sie rang die Empfindung nieder und versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Verzeihung«, sagte sie zu dem bitanischen Landaufkäufer. »Könnten Sie die Vorhänge vielleicht geschlossen halten? Das Licht verursacht mir Kopfschmerzen.«
    »Und?«, rief der Bitaner. »Was kann ich dafür? Gutes, ehrliches Sonnenlicht. Weiß auch nicht, warum sie heutzutage Finsterlinge zu ehrbaren Menschen in die Erste Klasse setzen. Soll die Bahngesellschaft doch einen Viehwagen hinter die Lok hängen, ohne Fenster, dann bleibt jeder für sich und alle sind zufrieden.«
    Der Bitaner grinste Frafa herausfordernd an. Seine Goldzähne funkelten. Lässig hatte er die Hände am Westenschlag.
    Frafa stieß die Luft zwischen den Zähnen hervor. »Sie sollten«, erwiderte sie gepresst, »Ihre Worte bedächtiger wählen. Immerhin sitzen Sie in einem Zug nach Daugazburg, in die Hauptstadt aller Finstervölker. Da werden Ihnen womöglich Leute begegnen, die solche Grobheiten übel nehmen.«
    »Na und?« Der Bitaner schob das Kinn vor. »Verklagen Sie mich doch!«
    Frafa legte die Fingerspitzen aneinander und musterte ihr Gegenüber. »Sie sollten sich mehr Sorgen um diejenigen machen, die nicht die Geduld für eine Klage aufbringen.«
    »Ah!«, sagte der Bitaner. »Sie wollen mir mit Ihrer Magie drohen? Da gibt es Gesetze gegen. Und anderes.«
    Mit einer lockeren Bewegung öffnete er die Weste. Zwei kleine Revolver mit silberbeschlagenem Griff steckten in Halftern unter den Achseln. Der Bitaner klopfte auf die Waffe an seiner linken Seite.
    »Natürlich reise ich nicht ungeschützt in die Provinz. Eine Kugel fliegt schneller als ein Zauber. Finden Sie sich damit ab, Gnädigste. Die dunklen Tage sind vorbei. Niemand fürchtet mehr die tückische Hexerei von Nachtalben. Das Zaubervolk hat sich überlebt und ist nur noch ein lästiges Ärgernis für ehrbare Leute. Wie Ungeziefer. Man wird es nicht los, aber außer dem Ekel hat man keinen großen Schaden davon.«
    Frafa starrte ihn immer noch an. Hinter den dunklen Gläsern konnte er ihre Augen nicht sehen, und Frafa stellte sich vor, wie ihr Blick ihm sein
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