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Lewis, CS - Narnia 6

Lewis, CS - Narnia 6

Titel: Lewis, CS - Narnia 6
Autoren: Der silberne Sessel
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einer leuchtenden Farbe kam zum Rand des Felsens gerannt. Es legte sich nieder, lehnte sich hinaus und (das war das Komische) – blies. Es brüllte nicht, es schnaubte nicht, nein – mit weit geöffnetem Maul blies es so gleichmäßig, wie ein Staubsauger saugt. Jill lag so nah bei dem Geschöpf, dass sie spürte, wie der Atem gleichmäßig den Körper des Tieres durchströmte und ihn zum Erbeben brachte. Sie lag regungslos da, weil sie nicht aufstehen konnte. Sie war fast ohn mächtig: Tatsächlich wäre sie nur allzu gerne richtig ohnmächtig geworden, doch leider wird man nicht einfach auf Wunsch ohnmächtig. Schließlich sah sie, wie tief unter ihr ein winziger schwarzer Fleck von der Felswand weg und leicht nach oben schwebte. Beim Höherste i gen entfernte er sich. Als er sich fast auf gleicher Höhe mit der Felsenspitze befand, war er schon so weit, dass sie ihn aus den Augen verlor. Offensichtlich bewegte er sich mit großer Geschwin digkeit. Jill wurde den G e danken nicht los, dass ihn das Geschöpf an ihrer Seite fortblies.
    Sie drehte sich um und schaute das Tier an. Es war ein Löwe.

 
    Jill wird eine Aufgabe erteilt
     
    Ohne einen Blick auf Jill erhob sich der Löwe und blies ein letztes Mal. Dann, als wäre er mit seiner A r beit zufrieden, drehte er sich um und tapste langsam zurück in den Wald.
    Es muss ein Traum sein, ganz bestimmt, sagte sich Jill. Ich werde jeden Moment aufwachen. Aber es war kein Traum und sie wachte auch nicht auf.
    Ich wollte, wir wären nie an diesen schrecklichen Ort gekommen, dachte sie. Ich glaube, Eustachius wusste auch nicht mehr darüber als ich. Und wenn er das tat, dann hätte er mich nie hier herbringen dürfen ohne mich zu warnen. Es war nicht meine Schuld, dass er von dem Felsen gestürzt ist. Hätte er mich in Ruhe gelassen, w ä re keinem von uns etwas passiert. Dann fiel ihr wieder der Schrei ein, den Eustachius ausge stoßen hatte, als er a b gestürzt war, und sie brach in Tränen aus.
    Weinen ist auf seine Art ganz gut, solange es anhält. Aber früher oder später muss man aufhören und dann muss man sich doch entschließen etwas anderes zu tun. Als Jill aufhörte, merkte sie, dass sie schrecklich du r stig war. Sie hatte mit dem Gesicht nach unten gelegen und jetzt stand sie auf. Die Vögel hatten aufgehört zu singen und es herrschte vollkommene Stille, abgesehen von einem leisen, beharrlichen Geräusch, das von weit her zu kommen schien. Sie lauschte aufmerksam und war fast sicher, dass es das Geräusch von fließendem Wasser war.
    Jill stand auf und sah sich aufmerksam um. Von dem Löwen fehlte jede Spur; aber es gab so viele Bäume und es war durchaus möglich, dass er sich ganz in der Nähe befand und sie ihn nur nicht sah. Vielleicht gab es sogar mehrere Löwen. Aber ihr Durst war inzw i schen so schlimm, dass sie ihren ganzen Mut zusa m mennahm und sich aufmachte das Wasser zu finden. Sie ging auf Zehenspitzen, schlich vorsichtig von Baum zu Baum und blieb nach jedem Schritt stehen um sich umzusehen.
    Im Wald war es so still, dass es nicht schwierig war, dem Geräusch nachzugehen. Es wurde immer lauter und früher als erwartet kam sie zu einer Lichtung und sah den Bach, der funkelnd wie Glas kaum einen Steinwurf entfernt die Grasfläche durchschnitt. Aber obwohl sie jetzt, wo sie das Wasser sah, noch zehnmal durstiger war als zuvor, rannte sie nicht darauf zu um zu trinken. Sie stand mit weit geöffnetem Mund so r e gungslos da, als hätte man sie in Stein verwandelt. Und dafür hatte sie auch guten Grund, denn genau vor ihr am Bach lag der Löwe.
    Er hatte den Kopf erhoben und seine beiden Vorder pfoten vor sich gelegt, genau wie die Löwen auf dem Trafalgar Square. Jill wusste, dass er sie gesehen hatte, denn seine Augen schauten einen Augenblick lang g e radewegs in die ihren und wandten sich dann ab – so als würde er sie recht gut kennen und nicht sehr viel von ihr halten.
    Wenn ich wegrenne, ist er im nächsten Moment hi n ter mir her, dachte Jill. Und wenn ich weitergehe, renne ich ihm geradewegs in den Rachen. Sowieso hätte sie sich nicht rühren können, selbst wenn sie es versucht hätte. Sie schaffte es auch nicht, die Augen von ihm zu wenden. Sie wusste nicht sicher, wie lange das andaue r te, aber es erschien ihr wie Stunden. Und ihr Durst wu r de so schlimm, dass es ihr fast schon egal war, ob der Löwe sie fraß, wenn sie nur einen Schluck Wasser b e kam.
    »Wenn du durstig bist, darfst du trinken.«
    Das waren die ersten
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