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Letzter Gruss - Thriller

Letzter Gruss - Thriller

Titel: Letzter Gruss - Thriller
Autoren: James Patterson Liza Marklund
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schlurfte wieder in die Stube zu seinem Fernseher.
    » Stäng åta dörn för moija då jä gå« , sagte er.
    »Wir sollen die Tür zumachen, wenn wir gehen, damit keine Mücken hereinkommen«, übersetzte Dessie.

106
    Sie tankten den Wagen mit Diesel aus dem illegalen Vorrat des Bauernhofs auf.
    Dann übernahm Jacob das Steuer.
    »Wohin soll ich fahren?«
    »Immer geradeaus, bis Suomi Finland auf den Richtungsschildern steht«, antwortete Dessie und klappte den Sitz nach hinten.
    Jacob steuerte nach Norden und kam wieder auf die Europastraße.
    Falls es den Geschwistern Rudolph gelungen war, die russische Grenze zu überqueren, würde er sie nie wieder zu Gesicht bekommen, so viel war klar. Wer Geld hatte, konnte sich Schutz kaufen, und wer keins hatte, konnte zwischen den Millionen Obdachlosen des Landes verschwinden.
    Er umklammerte das Lenkrad und trat das Gaspedal durch.
    Er fühlte sich immer noch benommen nach seinem langen Nickerchen vorhin. Das Auto war klein und träge mit einem merkwürdig blubbernden Motor. Er hatte noch nie vorher einen Diesel gefahren.
    Die Landschaft glitt vorbei, es war wirklich wunderschön hier. Steile Klippen stürzten ins Meer. Im Norden erhob sich eine blaue Hügelkette. Die Straße schlängelte sich an der Küste entlang, immer schmaler und kurviger.
    Jacob Kanon war unterwegs ans Ende der Welt.

    Auf dem Armaturenbrett begann Dessies Handy zu klingeln.
    Er warf einen Seitenblick auf den Beifahrersitz, sie schlief fest und tief mit halboffenem Mund.
    Er war kein Fan von elektronischem Spielzeug und besaß kein Mobiltelefon, aber er wusste, wie man einen Anruf annahm.
    »Wir haben das Schließfach gefunden«, sagte Gabriella Oscarsson. »Im U-Bahn-Geschoss unter dem Hauptbahnhof. Sie hatten Recht, Jacob.«
    Er ballte triumphierend eine Hand zur Faust.
    »In dem Fach befand sich alles, was Sie vorausgesagt hatten: helle braune Schuhe, eine braune Perücke, Mantel, Hose, Sonnenbrille, Polaroidkamera, einige Schachteln mit Filmen, Stifte, Briefmarken, Ansichtskarten, Augentropfen und ein extrem scharfes Stilett sowie noch einige andere Sachen …«
    Sie schwieg.
    »Was?«, fragte Jacob. »Was für andere Sachen?«
    Dessie erwachte von seiner lauten Stimme und setzte sich auf.
    »Wir haben alle Pässe und Brieftaschen der Ermordeten gefunden, außer denen von Athen und Salzburg.«
    Er bremste und hielt vor einem Café an, das rund um die Uhr geöffnet hatte. Er suchte nach Worten, fand aber keine.
    »Kimmys Sachen sind darunter«, sagte Gabriella leise. »Ich habe sie vor mir auf dem Tisch liegen. Die ihres Verlobten auch. Sie bekommen sie, wenn Sie wieder hier sind.«
    »Okay«, murmelte er.
    »Ihr wolltet doch wissen, ob im Laufe des Abends in Nordschweden irgendwelche Autos als gestohlen gemeldet wurden, stimmt’s? Ein Bauer nördlich von Gysinge vermisst einen Volvo 245, Baujahr 1987, rot, Kennzeichen CHC 411.«
    »245, ist das ein Kombi?«
    »Ich schicke eine SMS mit den Details.«
    Jacob legte den Gang ein und blickte sich um. Sie befanden
sich in einem kleinen Ort, ein langer Lastzug fuhr direkt vor ihm vom Parkplatz des Cafés.
    »Wie viel habt ihr inzwischen geschafft?«, fragte Gabriella.
    Jacob bog direkt hinter dem gigantischen Holzlaster auf die Straße.
    »Halbe Strecke. Danke für Ihren Anruf«, sagte er.
    »Ich wünschte, ich hätte mehr tun können«, erwiderte Gabriella leise.
    Dessie sah ihn an.
    »Ruf deinen Cousin an«, sagte Jacob. »Wir haben ein mögliches Fluchtauto.«
    Sie griff nach ihrem Handy.
    Im Norden ging die Sonne auf.

107
    Hinter Örnsköldsvik wurde der Wald dichter und die Besiedlung dünner.
    Zwischen den Städten Umeå und Skellefteå, einer Strecke von fast hundertfünfzig Kilometern, sah er kaum ein Haus.
    Als sie Byske erreichten, forderte der Jetlag sein Recht. Als er merkte, dass er die Abstände nicht mehr richtig einschätzen konnte, weckte er Dessie, damit sie das Steuer übernahm.
    Die Sonne schien ihm ins Gesicht, und er schlief unruhig.
    Kimmy war bei ihm.
    Sie sah aus wie damals, als sie die Reise nach Rom antrat; sie trug den neuen Wintermantel und ihre gelbe Mütze.
    Jacob konnte sehen, dass sie aufgeregt war und weinte. Sie stand in einem Glaskäfig und hämmerte mit den Fäusten an die durchsichtigen Wände, und sie rief nach ihm, sie rief nach ihrem Papa. Er versuchte, ihr zu antworten, aber sie hörte ihn nicht. Kimmy!, schrie er. Ich bin hier! Ich komme!
    »Jacob?«
    Er erwachte mit einem Ruck.
    »Was ist?«, fragte
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