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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place
Autoren: Ross Thomas
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hast Steady so gut genug gekannt, daß du dich in Arlington hättest blicken lassen können«, sagte Tinker Burns. »Du oder der McCorkle.«
    Padillo, der noch immer stand, musterte den vor ihm sitzenden Burns, als suche er Anzeichen von Motten und Rost. »McCorkle ist außerhalb, und ich gehe nicht mehr zu Beerdigungen.«
    »Dann muß Ihnen jede Menge stiller Befriedigung entgehen«, sagte Haynes.
    Das schmale, überraschte Lächeln, mit dem Padillo ihn bedachte, war das eines eher unbedeutenden Propheten, der seinen allerersten Jünger entdeckt. Es ermutigte Haynes zu der Aussage: »Trinken Sie einen mit uns?«
    Padillo dachte darüber nach, stimmte mit einem Nicken zu und blickte zu einem Kellner, der mit einem Stuhl herbeigeeilt kam. Sobald er saß, nahm er die Inspektion Tinker Burns' wieder auf, nickte erneut, als sei er zumindest teilweise zufriedengestellt, und sagte: »Diese Waffenboutique von dir muß blühen, Tinker.«
    »Konstante Nachfrage ohne saisonale Einbrüche«, sagte Burns. »Ganz ähnlich wie die Klopapierbranche.«
    Der Kellner kam mit einem blassen Drink zurück, bei dem es sich entweder um pures Ginger Ale oder einen sehr dünnen Scotch mit Wasser handeln mochte. Padillo ignorierte ihn und sah die Frau an. »Wer hat sich blicken lassen, Isabelle?«
    »Wir drei - und ein Mann aus Langley. Gilbert Undean.«
    »Haben sie ihn geschickt?«
    »Er sagt, er hätte Steady aus Laos gekannt und sich freiwillig gemeldet, bevor er geschickt wurde.« Sie zuckte die Achseln. »Aber was heißt das schon?«
    Padillo nahm seinen Drink, kostete davon und stellte ihn wieder hin. »Ich habe gehört, Steady ist am Abend vor der Amtseinführung im Hay-Adams an einem Schlaganfall gestorben. Er war doch nicht deswegen in der Stadt, oder?«
    »Wir waren wegen des North-Prozesses hier«, sagte sie. »Steady hatte uns für die nächsten drei Monate Zimmer reservieren lassen.«
    »Warum so früh?«
    »Er wollte versuchen, einen ständigen Platz im Gerichtssaal zu bekommen.«
    »Hat er North gekannt?« fragte Granville Haynes.
    »North nicht«, sagte sie. »Aber er hat Secord seit dem Kongo gekannt, und natürlich Albert Hakim.« Sie machte eine Pause. »Und ein paar von den anderen.«
    »Der liebe Albert«, sagte Tinker Burns und fügte mit einem bemerkenswerten Nachahmungstalent hinzu: »Kümmern wir uns erst mal ums Geld, Ollie, damit du nicht die ganze Mühe mit der öden Buchhalterei hast.«
    »Hat er mit dringesteckt, Tinker?« fragte Haynes.
    »Steady? Nee. Nicht die Bohne. Und in gewisser Weise ist das einfach schade. Hätten sie Steady die Retusche erledigen lassen, würden Secord, Hakim, North und die anderen womöglich grade überlegen, was sie in Oslo sagen sollen, wenn ihnen der Friedensnobelpreis verliehen wird.«
    Haynes wandte sich an Padillo und sagte: »Mein alter Herr und die Wahrheit waren nie mehr als flüchtige Bekannte.«
    »Er war exakt das, was er zu sein behauptete - ein Propagandist«, sagte Isabelle Gelinet. »Und zwar ein hervorragender.«
    Haynes starrte sie an. »Genau das habe ich grade gesagt. Ich begreife bloß nicht, warum er Wochen oder sogar Monate in einem Gerichtssaal zubringen wollte.«
    »Es sollte das Nachwort werden«, sagte sie.
    »Zu was?«
    »Zu seinen Memoiren. Er dachte, das North- Urteil, egal wie es ausfällt, wäre die perfekte Metapher für ein Nachwort - obschon es nun keines geben wird.«
    »Kein Buch oder kein Nachwort?«
    »Kein Nachwort.«
    »Aber ein Buch wird es geben?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Wer steht drin?«
    Isabelle Gelinet machte eine kleine, aber umfassende Geste, mit der es ihr gelang, das Restaurant, Washington und die halbe Welt einzubeziehen.
    Padillo stand auf. »Dann muß ich mir wohl eine Ausgabe kaufen, oder?«

 
     
    F ÜNF
    McCorkle, der am Ende der langen Schlange stand, veränderte seinen Gesichtsausdruck, so daß er nun die typische Terminal-Langeweile ausstrahlte, und schob seinen betagten Handkoffer mit dem Fuß in Richtung Zollabfertigung des Dulles International Airport. Seit Jahren war er davon überzeugt, ein gelangweilter Blick, kombiniert mit Anzug und Krawatte, entspreche aufs Haar den Vorstellungen der US-Zollbehörde von einem unschuldigen Reisenden.
    Immer noch gelangweilt dreinschauend, beobachtete McCorkle zwei öffentlich bedienstete Hunde, beides Promenadenmischungen, die einen Gepäckstapel nach Drogen durchschnüffelten. Er beobachtete weiter die Hunde, als ein freischweifender uniformierter Zollbeamter neben ihm
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