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Lesereise Nordfriesische Inseln

Lesereise Nordfriesische Inseln

Titel: Lesereise Nordfriesische Inseln
Autoren: Kristine von Soden
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Wenn die Strickwaren doch nicht so kratzig wären …! Oevenum, wo das Landhaus Laura aus einem dreihundert Jahre alten Reethof »erwuchs«: Gefrühstückt wird im ehemaligen Kälberstall, gehoben getafelt im ehemaligen Kuhstall, genächtigt in fünfzehn exklusiven Zimmern in der ehemaligen Scheune, Kaffee und hausgemachten Kuchen gib es im alten Obstgarten unter Schatten spendenden Bäumen. Gastgeber Jörn Sternhagen, der gebürtige Cuxhavener, dichtender Küchenchef (»Kommt der Fisch gleich in die Suppe,/ ist die Temperatur ihm schnuppe./ Schwimmt er dort doch recht viel schneller,/ als in Sauce auf dem Teller«) und engagierter Familienvater, bietet Kinderkochkurse an, damit süß, salzig, sauer, bitter auch im Fast-Food-Alltag eine Zukunft hat.
    Zweihundert Kilometer Radwege gibt es auf Föhr. Zweihundert Hektar Wald. Achthundertfünfzig Pferde. Fünf Windmühlen. Fünf Hundestrände. Einen Flugplatz. Und drei behäbige backsteinerne Friesenkirchen. Sie sind das Wahrzeichen der Insel, zu Wasser und zu Lande aus allen Himmelsrichtungen zu sehen: St. Nikolai in Boldixum, St. Johannis in Nieblum, St. Laurentii in Süderende. »Sprechende Steine« schmücken die Gräber auf ihren Friedhöfen, erzählen in Bibelversen und Inschriften von Freud und Leid und Schicksalsschlägen, vom Tod »im ungesthümen Meer«, von Glaube, Liebe, Hoffnung. Wahre Gottesäcker sind es, auf denen die alten Friesendome stehen. »Zu Nieblum will ich begraben sein, am Saum zwischen Marsch und Geest«, schrieb 1907 Inselgast Christian Morgenstern.
    Um diese Zeit besuchte Kronprinz Friedrich Wilhelm mit Gemahlin Victoria, Princess Royal of England, das Nordseebad Wyk zum Lustwandeln und Zerstreuen, »ein entzückender stiller Ort«, telegrafierte die Tochter von Königin Victoria nach London. Bei Christian Carl Magnussen nahm die Prinzessin, eine begabte, unkonventionelle junge Frau, private Malstunden. Und gern war sie auf der Insel mit Sohnemann Prinz Wilhelm unterwegs, dem späteren Kaiser Wilhelm II . – zauberhafte Aquarelle gelangen Viktoria von Preußen, Bilder vom Strand, vom Föhrer Land. Und auf ihren Ausflügen mit ihrem Mallehrer in die Inseldörfer entstanden Aquarelle von Mädchen in Friesentracht – in zartem Lichtgrün, in Ockerbraun, in Creme.
    Die Hohenzollern knüpften an die Aufenthalte des dänischen Königshauses auf Föhr an. Denn seit 1842, als der dänische König Christian VIII . den Flecken Wyk zu seiner Sommerresidenz gemacht hatte, bekamen Straßen und Plätze Glanz und Glamour. Auf dem Sandwall, nun eine Prachtpromenade mit Ulmenreihen, flanierte der halbe Hofstaat. Und im Königsgarten, den Königin Caroline Amalie 1844 mit Esskastanien, Buschwindröschen, Schachbrettblumen gestaltete, trafen sich Insulaner wie Gäste zum Spazierengehen oder beschaulichen Ausruhen auf einer Bank. Genau das richtige Pflaster auch für Walzerkönig Johann Strauß. Mit Lilly, seiner zweiten und vorletzten Ehefrau, erkor er 1878 das zum Modebad avancierte Wyk für seine Flitterwochen aus. Gelegentlich wogt noch die Musikmuschel im Walzertakt, wenn das Kurorchester die »Nordsee-Bilder« anstimmt, die der kaiserlich-königliche Hofball-Musikdirektor aus Wien damals auf der Insel komponiert hat.
    Karibisch will Föhr künftig sein, anders als die anderen. »Mit einer umfassenden strategischen Neuausrichtung macht sich die Nordseeinsel fit für das nächste Jahrzehnt«, so anno 2010 die örtliche Tourismus-Managerin. Zielvorgabe ist die Vergrößerung des »Gästevolumens«, wobei »Best Ager« – warum nicht gleich »Best Payer«? – im Fokus vieler Anstrengungen stehen. Mit den »Themeninseln« Gesundheit, Genuss und Kultur, das ist purer Ernst, will man zu »Flirts« mit der grünen Insel anregen. Und da diese so herrliche weiße Sandstrände hat, wenn auch nur fünfzehn Kilometer, wofür Föhr nix kann, heißt die Destination jetzt »Friesische Karibik«. An türkisfarbenen Lagunen, Palmen, Exotik und Erotik wird vermutlich noch gearbeitet. Also bitte Geduld! Das Ausflugsschiff »La Paloma« hatte mit seinen »Kreuzfahrten« vorm Wyker Strand, als alles von »Bella Italia« träumte, auch Erfolg.

Seehunde im Sonnenbad
Denn sie wissen, dass man sie nicht mehr jagt
    Sie sind die Wappentiere der Nordsee, die Publikumslieblinge Nummer eins. Postkarten mit Schnappschüssen von ihnen, wie sie sich auf einer Sandbank in der Sonne räkeln, wie sie mit weit geöffnetem Maul gähnen, wie sie ihren Kopf aus dem Wasser stecken, verkaufen
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