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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde
Autoren: diverse Autoren
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Anfang ein bißchen was für ein Tier zahlen müssen, dann überlegen sie sich, ob sie es auch wirklich wollen.«
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, sagte Oma Harris.
    »Ich denke da zum Beispiel an Sie, Madam. Sie sind ein verantwortungsbewußter Mensch, ein sehr umsichtiger, sehr liebevoller Mensch.«
    »Bin ich das?« fragte Oma Harris lächelnd.
    »Sie haben nicht einfach die erstbeste Katze gewählt. Sie haben es sich überlegt, Sie haben erst mit Ihren Angehörigen gesprochen – zu denen Sie sichtlich ein besonders gutes Verhältnis haben…«
    Nichts von alledem stimmte. Tracy hatte versprochen, daß sie kommen, für ihre Großmutter etwas kaufen und ihr das morgen bringen wollte. Statt dessen hatte sie angerufen und Oma Harris mitgeteilt, daß sie es doch nicht tun würde, und warum denn die alte Frau nicht selber in die Stadt ginge? Die Bewegung würde ihr guttun, und bei diesem Einkauf könne sie bei der Tierhandlung im Schaufenster die süßen Kätzchen sehen.
    Als jedoch der Ladeninhaber sprach, kam es Oma Harris so vor, als sei alles Gesagte wahr, und sie wollte auch, daß es wahr sei. Ihr Entschluß, sich die jungen Katzen anzuschauen, erschien ihr plötzlich als das Ergebnis langen Nachdenkens und herzlicher, freundlicher Erörterung mit ihrer ganzen Familie.
    »Eine Katze ist ein guter Hausgenosse«, sagte sie. »Ja, das finde ich. Und du bist ja ein ganz ein Schöner«, sagte sie zu mir.
    »Kein Zweifel«, sagte der Mann. »Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich die Kerlchen selber behalten. Im Ernst.«
    Ich betete zu allen Göttern, daß er log.
    »Es ist doch ungefährlich, eine Katze gleichzeitig mit einem Wellensittich zu halten, oder?« fragte Oma Harris.
    »Einem Wellensittich?«
    »Ja, einem grünen Wellensittich«, sagte sie, als sei hier die Farbe ausschlaggebend.
    »Ulkigerweise«, sagte der Mann, »kenn ich eine Menge Kunden, die einen Sittich und eine Katze oder andersrum gehabt haben, und sie waren oft die besten Freunde. Häufig kommen Katzenbesitzer wieder und holen sich neue Sittiche – jawohl!«
    »Neue Sittiche?« fragte sie mißtrauisch.
    »O ja, Sittiche in jedem Alter«, sagte er. »Ich meine, Sie werden da keine Probleme haben. Nicht die geringsten. Es wird das Leben Ihres Sittichs sogar bereichern. Blau ist er, haben Sie gesagt?«
    »Grün. Sprechen kann er nicht, aber zwitschern. Einmal ist er aus dem Käfig entwischt und gleich auf einen von den Telegrafendrähten geflogen. Wohlgemerkt, es fällt mir richtig schwer zu entscheiden, welches von beiden«, sagte sie und sah uns durchdringend an.
    »Tja, das wird auch darauf ankommen«, sagte der Mann, »wieviel Sie ausgeben möchten.«
    »Ich hab nur meine Rente«, sagte Oma Harris pfiffig.
    »Eine Katze ist schließlich das Billigste, was man sich kaufen kann – ich meine, für das Geld«, sagte der Mann mit Nachdruck, als kauften sich manche Leute etwas mit anderen Zahlungsmitteln, etwa mit Zähnen, Glasperlen oder Kartoffeln.
    »Ich meine, so was ist schließlich eine Kapitalanlage.«
    Für dich und mich, Enkelkater, die wir nie Geld besessen und uns immer genommen haben, was wir brauchten, aber niemals mehr als wir brauchen, wird die menschliche Einstellung zu Besitz und Reichtum immer ein Rätsel bleiben. Wenn du ins Stadtzentrum gehst, wirst du ganze Häuser finden, die ausschließlich für das Geld bestimmt sind, um es zu sparen, zu borgen, zu horten und es sich in kleinen Portionen wieder zurückzuleihen. In diesen Häusern – man bezeichnet sie als Banken und Bausparkassen – stehen Leute Tag für Tag Schlange. Sie gehen hinein und munkeln mit den Priestern dieses Kults über das Geld und zahlen Gebühren dafür, daß sie weiteres Geld borgen können. Zu beiden Seiten der Banken und Sparkassen sind die Läden, und alles, was man in ihren Fenstern sieht – all die Kleider und die eingedosten Speisen und die Reisen in sonnige Länder und die Teppiche und Sofas und Pelzbesätze und kleinen Papierschornsteine –, wird mit dem geborgten Geld bezahlt, das die Priester in den Banktempeln den Leuten gegeben haben. Deshalb hat auch der Ladeninhaber uns wie Sklaven angeboten. Das Beste, was er über uns zu sagen wußte, war die Zusicherung, wir seien eine ›Kapitalanlage‹, so nennt man die Opfer, die man den Bankpriestern aus den eigenen Schätzen anbietet.
    »Du liebe Zeit«, sagte Oma Harris, »ich hab doch nur meine Rente.«
    »Diese Katzen hier sehen für Sie vielleicht aus wie eine ganz ordinäre
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