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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Autoren: M.A. Foster
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seinen; er war dünn, blaß und glatt und mit einem feinen Netz von Muskeln und Sehnen überzogen. Sie hatten gelacht, und sie hatte ihn dazu gebracht, ihr zwischen den Bäumen und Weinstöcken und dem Pflanzengewirr nachzujagen. Die Luft hatte stark nach Blumen gerochen. Die Erinnerung festigte sich, dauerte an, wurde wahr.
    Da war ein kleines Baumhaus mit einer sonnenwarmen Terrasse rundherum, und als sie beide die Strickleiter hochgeklettert waren, die zu der Terrasse hinaufführte, hatte sie sich fangen und gegen das warme Holz pressen lassen; sie berührten und küßten einander leicht, wie Kinder, wie das Drucken mit Blättern im Herbst. Und dann eine plötzliche, heftige Umarmung, und sie hatte sich auf das rauhe Holz sinken lassen, hingerissen mit hämmerndem Herzen … hämmerte es auch jetzt?
    Sie konnte nicht sicher sein, denn die Erinnerung entglitt wieder ein wenig. Hatte das Körper-Jetzt auf die Erinnerung reagiert? Hatte das Rückspulen wenigstens ein kleines, mitfühlendes Echo bewirkt? Hatte sich tatsächlich ihr Puls soeben beschleunigt, bevor der Kasten reagieren und ihn wieder drosseln konnte? Sie verlor das Bild augenblicklich. War es wirklich geschehen? Sie ging wieder zurück, indem sie sich stark anspannte, und ergriff den Faden an der Stelle, an der sie ihn aufgegeben hatte, und sie erinnerte sich; geradeso, als ob es jetzt im Augenblick geschähe, spürte sie das wilde Drängen durchgebrannter, freier Emotionen, das Reiben von Haut an Haut, die nassen Schulterküsse, die plötzlichen Wärme- und Hitzewallungen, kleinen Vorfreuden und die erste Berührung an dieser Stelle; dann ein peinlicher Augenblick, gefolgt von Einssein. Im Jetzt hatte sie das Gefühl, mit der Erinnerung zu treiben, dahinzufließen, und in ihr entwickelte sich eine Kraft, die stärker war als der Kasten, und dann verlor sie sie, die Sequenz entglitt ihr wieder und wirbelte mit den Strömungen ihres Geistes wieder davon und verschwamm mit anderen erotischen Bildern, Liebhabern, die sie einst gehabt hatte, und Paraträumen von Liebhabern, die sie gern gehabt hätte. Sie wußte nicht, ob letztere Bilder wirklich oder eingebildet waren. Bald waren sie steinhart und klar, bald unwirklich und veränderlich wie Rauch und verschwammen mit anderem. Auch andere Bilder drängten sich auf; wieder er, danach. Sie hatte ihren Geist leerlaufen lassen und hatte träge die Bewegung eines Blattes über ihr verfolgt, das sie über seiner Schulter sehen konnte, und sie hatte sich darüber gewundert, wie das Auge solch eine zufällige Bewegung überhaupt verfolgen konnte, ein Blatt hoch oben im Sonnenlicht; das starke Licht ließ es halb durchsichtig werden, so daß sich das Muster der Äderung in seinem Inneren abzeichnete.
    Es trieb rasch dahin, durch den Ansturm anderer, wirklicher und unwirklicher Bilder davongezogen und -gerissen. Ja, das dort zum Beispiel: einst in einem Obstgarten, einem von einer Mauer umgebenen Garten, dem der Krudhens. Da war eine grobe Mauer, Stein, unverputzt, höher als ihre Köpfe, und sie waren, nachdem jeder mit den Augen den anderen eingeladen hatte, wie nebenbei in den Garten hineingegangen, wo sie sich nicht einmal die Mühe machten, ihre Überhemden auszuziehen, sondern sie bis zur Taille hochzogen und ihre Körper vereinigten, während sie an der rauhen, unebenen Oberfläche der Mauer lehnten. Einige Leute waren in der Zwischenzeit über den Weg draußen vor der Mauer gegangen, aber sie wußten, daß es den Vorbeigehenden nichts ausmachte, selbst wenn sie etwas bemerkt hatten. Es war fraglich, ob sie etwas bemerkt hatten, denn sie waren raffiniert und leise gewesen und hatten sich über die anderen lustig gemacht. Das war nicht er gewesen, sondern ein anderer, früher, als sie noch jünger war und unbekümmerter … Jener verschwand, und ein anderer trat an seine Stelle; dieser Junge jetzt war dunkelhaarig und dunkelhäutig wie sie selbst. Sie waren im Fluß geschwommen, dem trüben Hvarrif, das satte Sommerwasser hinterließ einen süßen Sommerduft auf der Haut, während sie so am Ufer in der Sonne saßen, um sich an der Luft trocknen zu lassen. Er hatte so schüchterne Annäherungsversuche gemacht, er, der jünger gewesen war als sie, wie zufällig ihren Schenkel berührt und sie gestreift. Plötzlich, eine kühle Berührung der Haut, darunter Wärme; der Augenblick füllte sich mit Erwartung, mit Spannung, die äußeren Umstände des Moments überwältigten sie in ihrer Klarheit. Alles war wieder
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