Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
ich Ihnen jetzt sage. Die Carpathian Queen . Eines von den drei Schiffen, die McGahern benutzt hat. Sie läuft übermorgen um elf Uhr aus. Aber die große Geldübergabe ist morgen Mittag. McGahern lässt die Ware sehen und bekommt die Hälfte seines Geldes. Die andere Hälfte bei Lieferung. Der Makler ist ein großer fetter holländischer Schleimscheißer. Wir haben ihn immer nur den Fetten Holländer genannt, aber McGahern hat sich mal versprochen, als er mit Lillian redete ... da nannte er den Holländer De Jong. Auf diesen Kerl müssen Sie aufpassen. Er hat zwei Araber im Schlepptau. Gefährliche Hunde.«
    »Einer von ihnen ist nicht mehr gefährlich«, erwiderte ich. »Wir sind uns begegnet. Ich habe seinen Stammbaum beendet.«
    »Werfen Sie trotzdem ab und zu einen Blick über die Schulter, Lennox. Die Typen treffen sich in einem leeren Lagerhaus am Kai dreizehn. Wie gesagt, morgen Mittag.«
    »Vielleicht haben sie ihre Pläne geändert. Schließlich wissen Sie von dem Treffen.«
    Gillespies Lachen ging in ein feuchtes Husten über. »Tote plaudern nicht. Wie auch immer, ich weiß mehr, als die geglaubt haben. Lennox, versprechen Sie mir, dass Sie die Schweine fertigmachen.«
    »Ich verspreche es Ihnen. Ich habe selber mit denen abzurechnen. Und die Drei Könige haben eine noch viel höhere Rechnung.«
    Im nächsten Moment sagte Gillespie etwas, das mich bis ins Mark traf, und ich kam mir noch verwundbarer und noch mehr allein vor. Er hatte es nur zufällig gehört und konnte es nicht weiter ausführen.
    Dann saßen wir schweigend in der schwarz-gelben Geometrie aus Schatten und Straßenbeleuchtung. Alles war still. Keine Hunde bellten, keine Autos fuhren vorüber.
    »Lennox?«
    »Ja?«
    »Ich war während des Krieges in Burma. Und Sie?«
    »Kanadische Erste Armee. Italien und Deutschland.«
    »Dann wissen Sie es auch. Ich meine, Sie wissen, wie es geht.«
    »Sicher, Jackie. Ich weiß, wie es geht.«
    »Ich wollte immer mal nach Kanada. Hab sämtliche Comics über Holzfäller gelesen, als ich ein Junge war. Erzählen Sie mir davon.«
    Und das tat ich. Gillespie saß still neben mir, von einem gelegentlichen feuchten Husten abgesehen, und hörte zu, während ich schilderte, wie es war, am Ufer des Kennebecasis aufzuwachsen. Von tief verschneiten Wintern und heißen sonnigen Sommern. Vom Anblick der Flut in der Bay of Fundy. Vom Geruch des Waldes, wenn die Schneeschmelze einsetzt. Ich war überrascht, wie viel ich zu sagen hatte, und ich redete noch, nachdem Gillespie zu husten aufgehört hatte.
    Wie ich ihm gesagt hatte: Ich wusste, wie es ging.
    Ich ließ den toten Räuber in seinem brandneuen Haus zurück, die Schrotflinte noch auf dem Schoß. Als ich meinen Wagen erreicht hatte, saß ich einen Augenblick lang einfach nur da und dachte an seine Bemerkung, die mich tiefer erschüttert hatte als irgendetwas sonst: »Da ist noch eine Sache, Lennox«, hatte er gesagt. »Ich weiß nicht, welcher es ist, aber einem der Drei Könige können Sie nicht trauen.«
     
    Es war vier Uhr früh, als ich zu meiner Bleibe zurückkam. Falls Mrs. White hörte, wie ich mich ins Haus schlich, gab sie es zumindest nicht bekannt, indem sie ihr Licht einschaltete. Ich legte mich angezogen aufs Bett. Meine Erschöpfung spielte Tauziehen mit der Übelkeit und dem Pochen in meinem Schädel. Die Erschöpfung trug schließlich den Sieg davon.
    Ich schreckte aus dem Schlaf, und sofort durchfuhr ein stechender Schmerz meinen Schädel. Ich sah auf die Uhr: halb neun durch. Ich ließ den Kopf wieder aufs Kissen sinken. Noch immer gingen die Schmerzen über alles hinaus, was man je Kopfweh genannt hat, doch ich merkte, dass die Intensität ein klein wenig nachgelassen hatte.
    Ich stand auf und schluckte genügend Aspirin, um einen eisernen Magen zum Rosten zu bringen. Dann nahm ich ein Bad, rasierte mich und zog mir frische Kleidung an. Ich trug einen schwarzen Anzug mit roten Nadelstreifen und eine dunkelburgunderrote Krawatte. Ich kleidete mich wie zu meiner eigenen Beerdigung. Ich hielt an dem Plan fest, den ich am Abend zuvor gefasst und den Drei Königen dargelegt hatte. Der einzige Unterschied bestand darin, dass ich meinen Angriff nun allein führte statt mit den vereinten Kräften der Glasgower Unterwelt im Rücken. Ich sah schon den Spruch auf meinem Grabstein: Hier ruht Lennox. Er hat es im Alleingang versucht. Der blöde Hund.
    Ich fuhr zum Hafen und parkte den Wagen. Dann schob ich mir das Springmesser in die Jackentasche,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher