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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne
Autoren: Carter Brown
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überreden,
vorerst nicht die Polizei zu rufen, sondern mit mir zu sprechen. Ich dachte
mir, ich könnte Sie dann schon kaufen.«
    »Aber am nächsten Morgen
bekamen Sie eine noch bessere Idee«, grollte ich. »Mich als Leibwächter gegen
erfundene Kidnapper zu verpflichten und Roberta mit uns auf den Weg zu
schicken.« Ich sah Lucia an. »Wieso sind Sie über Nacht geblieben?«
    »Das wollte ich eigentlich gar
nicht.« Sie verzog das Gesicht. »Ich hielt es für besser, Ihnen die Sache mit
dem Irrtum in der Apartment-Nummer erst aufzutischen, wenn ich schon ein paar
Gläschen getrunken hatte. Also leerte ich ein paar Drinks, und dann zog sich
die Party immer mehr in die Länge, und als endlich die letzten gegangen waren,
da waren Sie ebenfalls verschwunden. Sie lagen im Bett und schliefen fest. Ich
versuchte alles, Sie aufzuwecken« —sie schüttelte langsam den Kopf —, »aber es
war unmöglich. Da bin ich ins Wohnzimmer gegangen und hab’ mich auch schlafen
gelegt.«
    »Hat Lansing Ihnen gesagt, Sie
sollten bei erstbester Gelegenheit ausrücken und zu ihm zurückkehren?« sagte
ich. »Darüber mußten Roberta und ich uns ganz schön den Kopf zerbrechen, wie?
Und wenn einer von uns beiden bei ihm anrief, wollte er einen Anruf der
imaginären Kidnapper vortäuschen und behaupten, Sie seien in ihrer Gewalt. Er
wollte uns die Schuld an allem geben und drohen, uns den Hals abzuschneiden,
wenn wir uns in New York sehen ließen.«
    »Na ja«, sagte Lansing und
kratzte sich nervös am Schnurrbart. »Sehen Sie, meine Absicht war, Sie ein
Weilchen zu verwirren...«
    »Von wegen verwirren«,
schnarrte ich. »Sie wollten uns lange von New York fernhalten, bis die Polizei
glaubte, wir seien auf der Flucht. So lange, bis sie überzeugt war, daß wir Joe
Slater auf dem Gewissen hatten. Roberta besaß dazu das beste Motiv — und ich
wohnte unmittelbar unter ihm. So mußte es nach einem gemeinsamen Mord aus
Gewinnsucht aussehen, denn sie erbt ja Joes gesamtes Vermögen. Und ich wette,
Sie haben den Bullen auch schon erzählt, wie dieses Testament zustande kam.«
    Das nervöse Zucken seiner Lider
bestätigte mir, daß ich recht hatte. »Ich kann immer noch nicht glauben, daß
Duke jeden Augenblick hier aufkreuzen soll«, sagte er hastig. »Joe hat mir
erzählt, daß er im Sterben liegt.«
    »Das war Bormans Bluff, um in
die Staaten zu kommen«, sagte ich. »Joe hat ihm mitgeteilt, es gäbe großen
Ärger und nur Duke selbst könnte das in Ordnung bringen.« Ich sah ihn scharf
an. »Was für ein Ärger war das eigentlich? Doch bestimmt nicht diese Kidnapper,
die Sie sich ausgedacht haben.«
    »Gewiß hat es Ärger gegeben«,
sagte er grimmig. Ȁrger um Geld. Dukes Geld ist gestaffelt investiert, das
meiste steckt in den Unternehmen ehemaliger Geschäftsfreunde, die heute legale
— oder jedenfalls überwiegend legale — Geschäfte tätigen. Seit einem halben
Jahr sind die Erträge ungewöhnlich stark zurückgegangen. Ein Grund dafür ließ
sich nicht feststellen, aber die Leute, die noch vor sechs Monaten blendend im
Geschäft waren, stehen plötzlich vor der Pleite.« Seine Stimme gewann jetzt, da
er über ihm geläufige Dinge sprach, wieder an Autorität. »Wenn sie Konkurs
machen, sind Dukes Gelder hinüber — und ich wäre es auch, nebenbei bemerkt.
Zunächst glaubte ich, es sei eine vorübergehende Baisse, aber es ist immer nur
schlechter geworden. Und mittlerweile zeichnete sich auch ein System ab. Wir
verloren an Boden, weil jemand uns ständig absichtlich und gezielt unterbot —
und dies in einer so komplizierten und weitverzweigten Branche, daß es ganz
genauer und spezieller Kenntnisse unserer Organisation bedurfte, um das
überhaupt zu schaffen.«
    »Sie meinen, der Urheber allen
Übels sitzt in Ihrem eigenen Lager?«
    »Genau.« Er nickte heftig. »Es
war ein schwerer Schock für mich. Es gab nur einen logischerweise Verdächtigen,
und das war Joe Slater.«
    »Deshalb haben Sie ihn
umgebracht?«
    »Sie sind ja verrückt!«
schnauzte er. »Es bestand keine zwingende Notwendigkeit, ihn umzubringen. Wenn
ich die Beweise dafür zusammenbrachte, daß er uns betrog, dann brauchte ich sie
nur Duke zu übergeben, und er hätte alles erledigt. Er hat auch nach sechs
Jahren noch so gute Verbindungen, daß es ihm ein leichtes gewesen wäre, jemand
beseitigen zu lassen.«
    »Wenn Joe euch betrogen hat,
warum hätte er dann Borman benachrichtigen sollen, daß es großen Ärger gab?«
forschte ich. »Aber vielleicht hat er
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