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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub)
Autoren: Markus Heitz
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Sinthoras bei dir. Er hat versucht, dich auf die Seite der
Kometen
zu ziehen.«
    »Ja.«
    »Warum sagst du es dann nicht?«
    »Weil ich Gespräche dieser Art nicht mag. Nicht über Politik. Ich meide sie, wenn ich kann.« Aïsolon sah seinemFreund ins Gesicht. »Doch da du davon angefangen hast: Ich zähle wie du zu den
Gestirnen
.
Und ich teile deine Meinung, dass wir unseren Staat mit stärkeren Maßnahmen gegen Angreifer von außen schützen müssen. Das bedeutet in meinen Augen nicht, dass wir unser Reich vergrößern sollten. Damit gäbe es nur mehr zu verteidigen. Auf die Vasallen und Sklaven können wir uns dabei nicht verlassen.«
    Caphalor legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Weise Gedanken für jemanden, der keine Politik mag.«
    »Doch es werden immer weniger, die so denken«, fügte Aïsolon hinzu. »Die Stimmung spielt Kriegern wie Sinthoras in die Hände. Je mehr Nachrichten über sich neu formierende Königreiche uns erreichen, desto schneller steigen die Bedenken, die Strategie der Verteidigung fortzuführen.«
    Caphalor wurde nachdenklich. »Mag sein, dass Sinthoras teilweise recht hat. Vielleicht ist es unsere eigene Schuld, wenn die Erwähnung unseres Namens oder der Anblick eines Albs nicht mehr ausreicht, um Gegner in die Flucht zu schlagen. Haben wir unseren Schrecken verloren?«
    Aïsolon schwieg.
    Es dämmerte schon, als sie sich der Grenze zu Dsôn Faïmon und dem Strahlarm Shiimāl näherten, in dem die beiden lebten. Sie verließen den Wald aus Schwarzbuchen und schritten über den zwei Meilen langen, gerodeten Streifen, der sie bis zum Wassergraben führte.
    Der Wassergraben war in Wirklichkeit ein fünfzig Schritt breiter, schnell fließender Strom, in dessen Mitte in dichten Abständen künstliche Inseln angelegt worden waren. Sie waren mit kleinen, hoch gerüsteten Festungen versehen, für die es wenig Besatzung brauchte, um die Katapulte in Gang zu setzen, wenn es zu einem Angriff kam. Die einzigen Verbindungen bildeten Zugbrücken, die im hochgefahrenen Zustand weit hinauf in den Himmel stachen. Die schwersten, durch die Kraft des Wassersbetriebenen Katapulte der Bollwerke konnten bis über die Mitte der gerodeten Streifen feuern. Falls sich irgendwelche Bestien, Barbaren oder andere Feinde überhaupt in die Nähe der Grenzen wagten.
    Die Albae erreichten den Brückenkopf.
    Aïsolon gab mit einem Rufhorn das Signal. Ratternd senkte sich die Zugbrücke für sie herab.
    »Hüte dich vor Sinthoras«, sagte er unvermittelt.
    Caphalor sah seinen Freund an. »Wieso sagst du das?«
    »Du hast von den Unauslöschlichen bekommen, wonach er sich sehnt, und ihm nun einen Grund gegeben, dich zu hassen. Zudem verkörperst du alles, was er verabscheut und was er ablehnt. Er weiß, dass viele andere Krieger zu dir aufschauen und dir folgen, egal, was du vorhast. Da du nicht auf seiner Seite stehst, sieht er dich seit dem heutigen Moment der Unendlichkeit als deinen Feind.«
    »Das ist eine sehr düstere Einschätzung, Aïsolon.«
    »Ich sagte dir, dass er mich aufgesucht hat, um mich zu überzeugen. Als ich ihn wegschickte, versprach er mir, dass ich in einem gemeinsamen Gefecht auf einem Schlachtfeld nicht auf seine Hilfe zählen dürfte. Und er deutete etwas von verirrten Pfeilen an.«
    Caphalor wollte etwas darauf erwidern, da legte sich die Zugbrücke quietschend und rumpelnd auf die eisernen Uferbefestigungen. Die zahlreichen dicken Kettenstränge klirrten laut, als sie durch die Ösen ratterten. Eine Unterhaltung war unmöglich.
    Nachdem die ohrenpeinigenden Geräusche verklungen waren, deutete Aïsolon auf die Festung. »Sei gewarnt«, wiederholte er und ging los. »Mehr kann ich dir nicht ans Herz legen.«
    Caphalor verstand, dass sein Freund nicht weiter darüber sprechen wollte. »Er sollte sich vor mir hüten. Immerhin hat er mir die Überraschung für meine Tochter verdorben!«, versuchte er zu scherzen. Doch in seinem Innern erkannte erplötzlich eine viel stärkere Bedrohung für Dsôn Faïmon, als jedes noch so kriegerische Nachbarreich darstellen könnte: innere Zerrissenheit.
Kometen
gegen
Gestirne
  – die
Ausbreitung
gegen das
Verharren
.
    Die Unauslöschlichen müssten bald ein Machtwort sprechen, um den schwelenden Konflikt zu ersticken.

II

    Die Unauslöschlichen beteten zur Schöpferin, auf dass sie ihnen ein Zeichen gebe.
    Und die Schöpferin weinte, als sie sah, was ihren Kindern angetan wurde. Dort, wo die schwarzen Tränen gleich flammenden Sternen niedergingen,
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