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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier
Autoren: Monika Bender
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nicht rechtzeitig
aufhören.
    Lukas drehte sich
um und zog sie mit sich, an seine Brust. Sie hörte, wie schwer sein Atem ging
und wie fest sein Herz schlug. Besorgt erforschte sie seine Augen, die ihr wach
und klar entgegen blickten.
„Geht‘s dir gut?“
Er nickte langsam. „Ja. – Hey, das sollte ich dich fragen. Du hast es wirklich
getan. Du hast mich sogar gebissen. Ich hoffe, es tut dir jetzt nicht leid?“
„Du warst bewusstlos. Ich dachte, ich hätte dich umgebracht.“
„Mit deinen kleinen Zähnchen?“ Lukas lachte leise, um erschreckend ernsthaft
hinzuzufügen: „Wenn du mich irgendwann los werden willst, musst du mir im
Tiefschlaf den Kopf abhacken. Das ist die einzige Chance, die du hast.“
„Das ist nicht witzig!“ Sie boxte gegen seine Schulter. „Ich hatte Angst um
dich.“
„Es war mein Fehler. Ich hätte dich gleichzeitig auch beißen müssen. Zuerst war
ich total überrascht, wie geil sich das anfühlt, und dann weggetreten. Ich hab
dir die Hochzeitsnacht verdorben, was? Ich mach´s wieder gut, versprochen. Wir
haben jede Menge Zeit zum Üben.“
„Heißt das, es hat nicht funktioniert?“
Tony hatte weiß Gott nichts dagegen einzuwenden, das zu wiederholen. Auch würde
es ihr in Zukunft sehr viel weniger Probleme bereiten, Lukas mit dem Adermesser
zu schneiden. Die Erinnerung an seinen Geschmack und den Genuss ließen jegliche
Hemmung von ihr abfallen. Aber sie wünschte sich, endgültig mit ihm verbunden
zu sein. Die Vorstellung, es könnte schiefgegangen sein, war mehr als
enttäuschend.
„Du bist jetzt meine Gefährtin. Mein Blut wird ein paar Tage brauchen, um deine
Gene umzubauen. Du hast auf jeden Fall genug von mir getrunken. Das ist
entscheidend.“
„Du kannst nur noch von mir trinken.“ Tony hatte das Gefühl, erst jetzt die
wahre Natur der Verbindung zwischen Bluttrinker und Gefährtin zu begreifen. Es
war genau umgekehrt, als sie die ganze Zeit geglaubt hatte. „Du kannst nur noch
mit mir schlafen. Du gehörst mir!“
„Ja“, bestätigte Lukas. „Ich gehöre dir.

 
     
03
    Wenn Vincente
versucht hätte, sich ein Bild von einem verrückten Professor zu machen, der
übernatürliche Kreaturen jagte, er wäre nicht enttäuscht worden.
Prof. Dr. Walser war von hagerer, beinahe ausgemergelter Gestalt. Sein tief
gefurchtes Gesicht wurde von einem hellen, buschigen Haarkranz umrahmt. In seinen
farblosen Augen lag etwas Getriebenes. Zweifellos folgte er einer
selbstzerstörerischen Obsession. Sein Assistent, ein gewisser Charles Cross,
war hingegen ein dicklicher, aufgedunsen wirkender Enddreißiger. Er versuchte
nicht einmal das Wort zu ergreifen, als hätte er sich damit abgefunden
ignoriert zu werden. In dem spärlich möblierten Besprechungszimmer hing der
muffige Geruch alten Teppichbodens. Charles hantierte nervös an seinem Notebook
und den Kabeln herum, bis der bedenklich brummende Beamer endlich ein
Windows-Emblem an die vergilbte Tapete projizierte.
    „Wann können wir
denn nun den Vampir sehen?“, drängte Hannah.
„Ich möchte Ihnen zuerst ein paar Aufnahmen zeigen“, wich der Professor aus.
„Es ist von größter Bedeutung, dass sie wirklich verstehen, womit wir es zu tun
haben. Auch Sie, Vater.“
Das Windows-Symbol machte einer Schwarz-Weiß-Aufnahme platz. Selbst für
Vincente war erkennbar, worum es sich handelte.
„Blutzellen?“
„Menschliche Erythrozyten.“
Das Bild unterteilte sich in zwei Hälften. Während die Zellen auf der rechten
Seite eine kleine Einbuchtung in der Mitte aufwiesen und Vincente an Donuts
erinnerten, sahen die Zellen zur Linken eher wie Linsen aus, ohne Einbuchtung.
„Was soll das sein?“, fragte Vincente ungeduldig. Mit welcher Überzeugung
Walser diesen Schwindel präsentierte forderte seiner Geduld einiges ab. Ebenso wie
Hannahs Leichtgläubigkeit.
„Aber das da ist kein Erythrozyt“, rief Hannah und beugte sich fasziniert vor.
„Diese Zelle hat einen Kern.“
„Ganz richtig, meine Liebe. Sie scheinen sich mit der Materie auszukennen.“
Hannah nickte eifrig. Walsers Lob ließ ihre bleichen Wangen erblühen. „Ich
arbeite in einem Labor. Wir führen alle Arten medizinischer Tests durch.
Selbstverständlich weiß ich, wie Blutzellen aussehen.“
Das Bild veränderte sich. Auf jeder Seite war nur noch eine Zelle zu sehen, wie
eine Gegenüberstellung.
„Bitte anhalten!“
Ein Tastendruck von Cross ließ das Bild einfrieren.
„Die junge Dame hat völlig recht. Rechts sehen wir einen menschlichen
Erythrozyten. Kein
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