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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde!
Autoren: Frederik Pohl
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Scheinwerfer ausschaltete und den Wagen anhielt. Dann griff er in das Fach unter dem Sitz. Wenn er ein wenig länger benötigte, als sein mußte, bemerkte es zumindest keiner der anderen. Ganz sicher ahnte keiner von ihnen, daß sich zwei Bomben in dem Fach befunden hatten, während er nur eine hervorholte.
    »Ich gehe jetzt«, erklärte er. »Sie werden nicht erwarten, daß jemand sich der Rückseite des Schiffes nähert. Ihr wißt, was ihr tun müßt?«
    Ingra nickte. Die anderen blieben stumm. »Wir müssen wieder in einem weiten Bogen um das Schiff herum nach vorn, dann fünf Minuten warten, ehe wir den Wagen in den Sumpf fahren. Danach schreien wir, um die Aufmerksamkeit der Wachen auf uns zu lenken.«
    Svan dachte: Die Wachen werden sich nicht weglocken lassen. Ich bin froh, daß ich diesen fünf nicht mehr trauen kann. Wenn sie schon ausgeschaltet werden müssen, ist es gut, daß ihr Tod einen Zweck erfüllt.
    Laut sagte er: »Richtig. Wenn ich es schaffe, kehre ich zu Fuß zur Stadt zurück, denn das Schiff explodiert erst, wenn es schon weit im Raum ist. Und keine Sorge, ihr habt von den Wachen nichts zu befürchten.« Von den Wachen! echote er stumm. Er lächelte. Zumindest würden sie kaum etwas spüren. Die Explosion dieser Menge Atomits unter dem Sitz führte ihren sofortigen Tod herbei. Er schluckte und erinnerte sich, daß die Bombe bereits unhörbar die Sekunden abtickte. »Fahrt los!« befahl er. »Ich warte hier.«
    »Svan.« Ingra beugte sich zu ihm vor. Impulsiv legte sie die Hände um seinen Hals und küßte ihn auf die Lippen. »Viel Glück!«
    »Viel Glück«, echoten auch die anderen. Ingra wendete den Wagen und fuhr ihn auf die Straße zurück. Erst nach etwa hundert Metern schaltete sie die Scheinwerfer wieder ein.
    Svan schaute ihnen nach. Der Kuß hatte ihn überrascht. Was bedeutete er? War es ein Fehler, das Mädchen mit den anderen sterben zu lassen! Nur flüchtig machte sich Zweifel breit. Nun, vielleicht war sie treu, aber ganz sicher war sie schwach. Und da er nicht wissen konnte, wer den Zettel mit dem Kreuz gezogen hatte und es nicht zugab, war es schon besser, daß alle starben.
    Er schlich durch die Finsternis. Auf einer kleinen Erhebung inmitten einer von den Schiffsraketen geschaffenen Lichtung waren die durch den Regen gedämpften Lichter im Schiff zu sehen. Svans scharfe Augen sahen die Wachen, die ihre Runden zogen. Das waren die aus dem Schiff. Sie würden nicht so leicht zu überwältigen sein wie die einheimischen – nicht mit den Desintegratoren, die sie trugen. Nur ein Ablenkungsmanöver konnte ihn zum Schiff bringen, und darauf würde er noch etwa drei Minuten warten müssen. Geduldig setzte er sich an den Straßenrand und spielte abwesend mit dem zerknüllten Zettel in seiner Gürteltasche. Er holte ihn sogar heraus, natürlich ohne auch nur zu versuchen, ihn sich in der Dunkelheit ansehen zu wollen. Er fragte sich, welcher Feigling das echte Kreuz gezogen hatte. Ingra? Einer der Männer?
    Abrupt wurde er sich Geräusche hinter sich bewußt. Ein Wagen raste über die Straße. Svan wirbelte herum und starrte in das blendende Scheinwerferlicht, als der Wagen holpernd zum Halt kam.
    Wie gelähmt hörte er die Stimme des Mädchens. »Svan! Sie kommen! Sie haben das Gewehr des Polizisten gefunden und suchen nach uns! Dreißig Erdmänner, Svan, mit diesen schrecklichen Waffen. Sie schossen auf uns, aber wir konnten ihnen entkommen und kehrten sofort zurück, um dich zu holen. Schnell, steig ein, wir müssen fliehen!«
    »Verschwindet!« krächzte er. Es war einfach nicht zu glauben! Gleich war es soweit. Die Bombe im Wagen …
    »Weg von hier!« schrillte er und rannte davon. Mit geballten Fäusten an den Seiten lief er ein paar Schritte, ehe etwas mit ungeheuerlicher Kraft ihn von hinten packte. Er spürte, wie er von der Straße gehoben wurde, durch die Luft flog und schließlich mit unvorstellbarer Wucht auf die versengte Lichtung geschleudert wurde. Erst da hörte er den Knall der Explosion. Und als die gewaltigen Echos verklangen, spürte er den Schmerz seines grauenvoll zugerichteten Körpers …
    Der Bordarzt, der sich neben ihn gekniet und ihn untersucht hatte, stand auf. »Er lebt noch«, sagte er zu Lowry. »Aber nicht mehr lange. Was haben Sie denn da?«
    Völlig benommen streckte der Fähnrich ihm die zwei Hälften einer Metallkugel entgegen. »Er hatte eine Bombe«, stammelte er. »Eine Magnetbombe mit Zeitzünder. Im Wagen muß eine zweite gewesen sein, die
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