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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde
Autoren: Patrick Robinson
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nicht nehmen, persönlich die Lieblingssöhne der El Kaida nach Hause zu bringen. Ihr Ziel war einkleines Dorf namens Kushram. Es lag unterhalb eines der vielen Hochplateaus, etwa elf Kilometer vom Dorf Sabray entfernt, das ähnlich wie Kushram an den steilen Berghang gebaut war. Beide Dörfer unterstanden einem gemeinsamen Dorfältesten, einem knorrigen alten Herrn von 78 Lenzen, vor dessen Wort sogar die Taliban-Terroristen zitterten.
    Kushram mochte nicht nach jedermanns Geschmack sein, vor allem, weil es im ganzen Dorf nur zwei Öfen gab, aber es war die Heimat von Ibrahim und in gewisser Weise auch von Amin, dem Bruder von Ibrahims Mutter, sowie von Yousaf, dessen Eltern tot waren und der nur noch die Familie seines ältesten Freundes hatte.
    Shakir Khan nahm Kaiser Rashids Verdachtsmomente bezüglich der undichten Stelle sehr ernst und versprach, eine vertrauliche Untersuchung einzuleiten. Zuvor aber stand an, Ibrahim und Yousaf nach Hause zu bringen. Er skizzierte seinen Plan.
    Alle fünf inklusive der Azzan-Brüder und Amin würden von Peshawar über die lange, kurvenreiche Bergstraße N45 zum Flugplatz in Chitral fahren. Dort würde Shakir Khan einen Hubschrauber der pakistanischen Armee organisieren, der die fünf Männer 120 Kilometer weit in den Hindukusch und zu dem Bergplateau über dem Dorf Kushram bringen würde. Die letzten Kilometer würden sie zu Fuß absteigen.
    Nichts verdeutlichte besser, wie fließend die Grenze zwischen offiziellen Regierungstruppen und bewaffneten El-Kaida-Anhängern war. Die große Zahl illoyaler Offiziere und Mannschaften in den pakistanischen Streitkräften drohte das Land an den Rand eines Bürgerkriegs zu bringen. Viele Offiziere standen treu zur Sache der Taliban und der El Kaida, wünschten sich den Sturz der Regierung und eine Machtübernahme der islamistischen Extremisten. Dafür schreckten sie auch nicht vor tödlichen Überfällen auf die eigenen Truppen zurück.
    Wenn jemand wie Shakir Khan einen Befehl gab, wurde er daher unverzüglich ausgeführt; Khan, als muslimischer Extremist bekannt, der nichtsdestotrotz für die Regierung arbeitete, wusste, wem er seine Befehle erteilen konnte. Eine undurchsichtigere Gemengelage als in der Nordwestlichen Grenzregion, wo niemand wusste, welche Truppenteile auf welcher Seite standen, konnte man sich kaum vorstellen.
    Für die heimkehrenden Helden aber war es natürlich von Vorteil. Sie würden noch in der Morgendämmerung aufbrechen, schwer bewaffnet, wie es bei Reisen in diesem Erdteil nötig war. Als die schwarze Regierungslimousine für die Fahrt nach Chitral eintraf, war sie mit fünf AK-47 samt Munitionsgürtel sowie vier Handgranaten beladen. Und der Hubschrauber für den Weiterflug, ein Mi-17-Transporter russischer Bauart mit charakteristischem Heckrotor, würde zusätzlich vier Panzerfäuste mitbringen.
    Sowohl auf den Straßen als auch in der Luft war das Reisen in Pakistan gefährlich, selbst in einem Armee-Hubschrauber, der im Hindukusch immer Gefahr lief, von einer Taliban-Rakete getroffen zu werden.
    Sie brauchten 15 Stunden bis zum kleinen Flugplatz bei Chitral, wo sie übernachteten. Am nächsten Morgen nahmen sie ihre Waffen und die Munition auf und gingen an Bord des bereits wartenden Hubschraubers. Die Besatzung bestand aus drei Mann, Navigator eingeschlossen, dem entscheidende Bedeutung zukam. Es gab hier oben nämlich keine Straßen oder Eisenbahnlinien mehr, die die Orientierung erlaubten, sondern nur tiefe Täler und bis zu 5000 Meter hohe Bergrücken.
    Sie hatten beim Start die noch tief stehende Sonne im Rücken und zeichneten sich daher für den Feind im Westen als deutliche Silhouette ab. Der geübte Pilot stieg sofort auf 3000, anschließend auf 4500 Meter. Flughöhe und Geschwindigkeit der Maschine erschwerten es, von den Raketenschützen der Taliban getroffen zu werden, die bei Zielobjekten auf niedriger Höhe sehr gut sein mochten, aber so gut waren sie nun auch wieder nicht.
    Der Flug dauerte bei einer Geschwindigkeit von 220 Stundenkilometern nur eine halbe Stunde, dabei erreichte der Hubschrauber seine maximale Flughöhe von 6000 Metern, bevor der Pilot anhand der GPS-Daten zur Landung ansetzte. Ibrahim und Yousaf konnten unterhalb des Plateaus ihr Dorf bereits erkennen.
    Sie mussten so schnell wie möglich mit Waffen und Gepäck aussteigen, standen dann auf einer der hoch gelegenen Weiden, nur einige Hundert Meter von einer großen Ziegenherde entfernt, und sahen dem Helikopter nach, der im
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