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Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)

Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)
Autoren: Patrick Robinson
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Ibrahim vom SEAL-Commander in den Regentrog getaucht wurde.
    Das Waterboarding, eine der gängigen Verhörmethoden in der Guantanamo Bay, hatte nicht die gleiche Wirkung. Es versetzte Ibrahim und Yousaf in Panik, aber sie fürchteten nicht um ihr Leben. Selbst die verhasste chinesische Wasserfolter – man ließ Wasser auf die unter Kapuzen steckenden Köpfe der Gefangenen tropfen – war noch allemal besser als die altehrwürdige Tradition des Köpfens, wie es El Kaida oder die Taliban praktizierten.
    Keiner der beiden gab seinen Namen preis oder seine Nationalität und schon gar nicht seine Verbindung zu Osama Bin Laden. Innerhalb des Lagers mit seinen rigiden Sicherheitsbestimmungen genossen Ibrahim und Yousaf unter den Mithäftlingen einen Sonderstatus – sie wurden als harte Männer verehrt, was von den Wachleuten argwöhnisch beäugt wurde. Ihre käfiggleichen Zellen wurden alle paar Stunden durchsucht, Besucher waren nicht erlaubt.
    Es gab keinerlei Kontakt zur Außenwelt. Und unter den Wachen bestand wenig Zweifel, dass jeder der beiden ehemaligenEl-Kaida-Killer seine Bewacher bei der erstbesten Gelegenheit kaltblütig um die Ecke bringen würde.
    Keiner hatte sie jemals lächeln sehen. Sie waren einfach da, zwei Insassen, die vor Hass glühten und nur darauf warteten, wieder freizukommen, um erneut ihren zeitlosen Kampf gegen die westliche Welt aufzunehmen; die sich mit jeder Stunde darauf vorbereiteten, den Kampf zu den Ungläubigen zu tragen, westliche Bürger zu ermorden oder zu verstümmeln, egal, wann und wo der Wind der Rache sie hintrug.
    Beide waren mittlerweile 29 Jahre alt, beide hatten sich fit gehalten, hatten auf dem Fußballplatz und in der provisorischen Turnhalle ihre Trainingseinheiten absolviert und waren bestrebt, ihre Kondition zu bewahren. Sie freundeten sich mit niemandem an und sprachen mit den Wachen nur auf Arabisch, Sätze, die so scharf und drohend klangen, dass keiner sich dazu berufen fühlte, sie von ihren Fußfesseln zu befreien. Jedem war sofort klar, dass sie hier zu den gefährlichsten Männern gehörten. Ihre Chance, freigelassen zu werden, schwankte irgendwo zwischen null und minus sechs.
    Es überstieg Ibrahims oder Yousafs Vorstellungskraft, dass sich ihre Lebensumstände hätten verbessern können, wenn die Behörden gewusst hätten, wer sie waren. Doch sie hatten so gut wie nichts bei sich gehabt, als man sie in dem unzugänglichen afghanischen Dort aufgespürt hatte, kein Dokument, kein Handy, keine Kreditkarten, keinen Führerschein, nichts; weshalb sie ohne jede Identität oder Nationalität waren.
    Damit genügten sie nicht den bürokratischen Ansprüchen, die es ermöglicht hätten, sie vor ein US-Militärgericht zu stellen, wo entschieden werden konnte, wie mit ihnen weiter zu verfahren sei. Ihr zermürbendes fünfjähriges Schweigen hatte Ibrahim und Yousaf selbst in dieser, einer der sonderbarsten Gemeinschaften der Welt, zu Außenseitern gemacht – zu hoffnungslosen Gefangenen, die zu halsstarrig waren, um vom normalen Lauf der Justiz profitieren zu können.
    Man konnte mit ihnen nichts anfangen außer sie auf ewig einzusperren, schließlich konnte man mit Bestimmtheit davon ausgehen, dass sie sofort wieder ein teuflisches Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen würden, wenn sie auch nur den Hauch einer Chance dazu bekamen. Dieses Risiko wollte niemand eingehen.
    Die Jahre vergingen. In den sumpfgrünen, stacheldrahtumzäunten Gängen des Lagers führten Hunderte von Gefangenen eine schattenhafte Existenz. In vielen Zellen hing von den Käfigstäben der Koran, eingewickelt in einen medizinischen Mundschutz, damit das christliche Wachpersonal das heilige Buch nicht anfassen konnte.
    Alle paar Wochen wurden Ibrahim und Yousaf auf härteste Weise verhört. Man raubte ihnen den Schlaf, ließ sie bei knapp 30 Grad im Freien sitzen, brachte sie in Hand- und Fußfesseln in die Verhörzellen, streifte ihnen orangefarbene Overalls über, sie bekamen eine Binde vor die Augen, eine Maske über den Kopf, dazu Ohrschützer und Handschuhe, um sie jeglicher Sinneseindrücke zu entziehen – die klassische Methode des US- und britischen Militärs, den Widerstand eines Gefangenen zu brechen.
    Es gab Hunderte von El-Kaida- und Taliban-Terroristen in Guantanamo, bei denen die US-Verhörmethoden im Großen und Ganzen funktionierten – irgendwann antworteten die Inhaftierten dann doch wahrheitsgemäß auf die Fragen, mit denen das Militärpersonal sie
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