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Lauras Stern - Neue Gutenacht-Geschichten

Lauras Stern - Neue Gutenacht-Geschichten

Titel: Lauras Stern - Neue Gutenacht-Geschichten
Autoren: Klaus Baumgart
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Tommy. „Den darfst du nicht wegwerfen!“ Schnell hebt er die Schachtel wieder auf.
    „Was ist denn los?“, fragt Oma erschrocken. „Warum bist du denn so böse auf Tommy?“
    „Ach, der stört mich immer nur“, grummelt Laura. „Ein Glück, dass der morgen nicht mitkommt.“

    Tommy drückt die Schachtel an sich und flüstert seinem Beschütz-mich-Hund zu: „Das meint Laura gar nicht so.“

    Aber Laura meint das sehr wohl so. Endlich darf sie einmal etwas ganz alleine machen – ohne ihren kleinen Bruder!
    Am nächsten Tag fährt der Zug schon sehr früh. Sie sind spät dran. „Schnell, schnell! Sonst verpassen wir ihn noch!“, keucht Papa. Er schiebt den Wagen mit Omas und Lauras Gepäck. Mama hilft Oma beim Einsteigen, Laura springt hinter ihr in den Zug. Alle sind so in Eile, dass keiner bemerkt, wie Tommy heimlich etwas in Lauras Reisetasche steckt.
    Papa reicht Oma das Gepäck, dann hebt der Schaffner die Kelle und die Türen schließen sich. Der Zug fährt ab.
    Laura und Oma winken. Der Bahnsteig mit Mama, Papa und Tommy wird immer kleiner und verschwindet schließlich.

    Zufrieden kuschelt sich Laura auf einen Sitz am Fenster und freut sich: „Endlich geht es los!“

    Vor dem Fenster zieht die Landschaft vorbei. Laura sieht Häuser, Wälder und kleine Dörfer, eine riesige Schafherde und eine Burg mit vielen Türmen.
    „Du, Oma, verreisen eigentlich auch Sterne?“, fragt sie nach einer Weile.
    Oma sieht von dem Buch auf, in dem sie gelesen hat, und antwortet: „Ich glaube, Sterne sind immer auf Reisen.“

    Laura schaut in den hellen Himmel hinauf. Sie weiß, dass ihr Stern sie auch tagsüber sehen kann. Aber sie hat ganz vergessen, ihm zu sagen, wohin sie fährt! Wenn er sie nun nicht mehr findet? Und der Zug ist auch ganz schön schnell. Ob ihr Stern da überhaupt mitkommt?
    Aber ehe Laura weiter darüber nachdenken kann, bremst der Zug und Oma sagt: „Hier müssen wir aussteigen!“
    Auf dem Bahnsteig steht Opa schon und wartet auf sie.

    Bei Oma und Opa gibt es viel zu tun: Kuchen backen, Karotten ernten und mit Opa die Blumen im Garten gießen. Laura riecht an einer Blüte.

    Sie sieht aus wie ein kleiner Stern. Wieder schaut Laura zum Himmel hoch. Dort sind nur Wolken zu sehen. Laura fühlt einen kleinen Stich. Und sie vermisst nicht nur ihren Stern.

    „Zu Hause gibt es jetzt Kaffee und Kuchen“, murmelt sie traurig.
    Opa stellt die Gießkanne ab und sagt: „Genau das gibt es jetzt bei uns auch!“

    Laura liebt es, Kuchen zu essen! Vor allem wenn der Kuchen selbst gebacken ist! Aber plötzlich muss Laura daran denken, dass Mama zu Hause jetzt auf ihrem Cello übt. Das mag Laura immer besonders gerne. Die Töne erfüllen dann die ganze Wohnung und schwingen bis tief in den Bauch hinein.
    Laura spürt einen Kloß im Hals.
    „Papa liest Tommy jetzt bestimmt aus dem neuen Bilderbuch vor“, sagt sie niedergeschlagen.
    Oma und Opa sehen sich an. Dann meint Opa: „Wisst ihr was? Wir sollten unbedingt mal im Nachbarsgarten vorbeischauen!“

    Im Nachbarsgarten gibt es etwas Wunderbares! Einen Stall mit Kaninchen! Laura darf sie mit einer Karotte füttern und dann darf sie ein kleines Kaninchen auf den Arm nehmen. Wie weich sein Fell ist! Mit den Ohren kitzelt es Lauras Nase, und sie spürt, wie sein Herz schlägt. Aber als sie das Junge wieder zu seinen Eltern zurück in den Stall setzt, fühlt sie sich auf einmal sehr einsam. Die Kaninchen sind zusammen.
    Mama, Papa und Tommy sind zusammen.
    Nur sie ist allein.

    Als Laura später im Bett liegt, ist das Gefühl immer noch da. Sie dreht sich hin und her, aber sie kann nicht einschlafen. Durchs Fenster sieht sie am Himmel die Wolken vorüberziehen.
    Ihr Stern ist bestimmt nicht mitgekommen. Der Zug war zu schnell für ihn. Laura vergräbt ihr Gesicht im Kopfkissen. Sie fühlt sich so allein, als wäre sie der einzige Mensch auf der Welt.

    Plötzlich spürt sie, dass ein sanfter Lichtschein ins Zimmer fällt.

    Laura hebt den Kopf und sieht – ihren Stern! Er hat sie also doch gefunden!
    „Wie gut, dass du da bist“, flüstert Laura.
    Sie zieht ihre Reisetasche zu sich aufs Bett und greift hinein.
    Als Erstes holt sie die Schatzschachtel mit Mamas Duft heraus.
    Mmm! Ja, so riecht Mama!
    Dann klappt Laura den Deckel von Papas Schachtel auf und sieht für einen Moment sein Gesicht im Spiegel.
    Aber einer fehlt. Tommy! Seine Schachtel hat Laura nicht mitgenommen.
    „Wahrscheinlich kann er mich gar nicht mehr leiden, weil ich gestern so
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