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Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Titel: Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
Autoren: Florian Langenscheidt
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Jeder von uns erlebt kleine und große, und würden wir jedes Mal die Flinte ins Korn werfen, wären wir nicht lebensfähig. Deshalb sind ausschließlich gute Nachrichten wohl auch so langweilig. Nur Glück gibt es nicht – und wir würden es wohl auch nicht wollen.
    Vor Jahren gab ich unter dem Titel Bei uns zu Hause einmal ein – inzwischen leider vergriffenes – Buch darüber heraus, wie große Persönlichkeiten zu dem wurden, was sie sind. Und was kam heraus? Die meisten wuchsen nicht in wohlbehüteten Haushalten auf, sondern mussten sich durchbeißen. Sie wurden eher trotz ihrer Kindheit zu dem, was sie sind, als deswegen.
    Bei einem Managementkongress in der Schweiz über Glück und Optimismus sollten die Teilnehmer ganz besondere eigene Glücksmomente aufschreiben. René F. Maeder vom Waldhotel Doldenhorn fand seine Gedanken zu persönlich und mailte sie mir später:
    »Den Inbegriff des absoluten, vollkommenen Glückes habe ich erlebt, als nach einer Totgeburt, einer Fehlgeburt, und nach dem Tode unserer kleinen Tochter (wir hatten unseren Kinderwunsch bereits aufgegeben) uns doch noch ein Sohn geschenkt wurde.
    Ich habe in meinem Leben nie mehr ein so unbeschreibliches tiefes befriedigendes Glücksgefühl gehabt wie damals, als ich dieses kleine blutverschmierte Lebewesen in meinen Armen hielt und unter großem Tränenfluss seiner Mutter brachte, wie sie aus der Narkose erwachte. Meine Frau war so erschrocken, dass ich weinte, als sie mich mit dem kleinen Bub sah, dass sie dachte, das Schicksal hätte wohl erneut zugeschlagen. Heute ist unser Sohn Patric Emanuel einundzwanzig Jahre alt und macht uns immer noch große Freude. Mein Glücksgefühl damals äußerte sich so, dass ich nach Hause ging (unser Hotel hatte Betriebsferien) und ich das Lied ›Dank sei Dir, Herr, Du hast Dein Volk geführt‹ auf allen Lautsprechern im Hotel in voller Lautstärke abgespielt habe, dass selbst die Waldmäuse, die im November ihr Winterquartier in unserem Haus einrichten wollten, das Weite suchten.«
    In all seiner unvollkommenen Direktheit illustriert dieser kurze Text unsere Fähigkeit zum Trotzdem auf beeindruckende Weise.
    Was alle vier Jahre auf ganz besondere Weise das Trotzdem feiert, sind die Paralympics. Es macht sprachlos, wie Gelähmte und Einbeinige Volleyball vom Boden aus spielen, wie ein Schwimmer mit seinem einen Bein ins Publikum winkt oder wie Rollstuhlfahrer Rugby spielen.

    Grundeinstellung und Stärke zeigen sich wie so häufig im Humor. Als die beinlosen Dressurreiterinnen des deutschen Teams nach dem langen Flug von Peking nach Frankfurt 2008 aus dem Flugzeug kamen und von Journalisten gefragt wurden, wie alles lief, sagte eine:
    »Na, unsere Kollegen von den anderen Olympischen Spielen haben sich ja kürzlich über die mangelnde Beinfreiheit im Jet beschwert. Wir hatten da keine Probleme.«
    Im 18. Jahrhundert diskutierten Philosophen wie Leibniz oder Voltaire die Frage, ob wir in der besten aller möglichen Welten leben. Jene, die tendenziell glaubten, dass unser Leben eine Art Optimum darstelle, waren frühe Optimisten. Die anderen sahen überall Sünde, Elend und Böses und wetterten, einen Gott, der so etwas zulasse, dürfe es nicht geben. Ihr Pessimismus fand schreckliche Bestätigung im Erdbeben von Lissabon 1755, einer Naturkatastrophe biblischen Ausmaßes, vergleichbar mit dem Tsunami am Anfang unseres Jahrhunderts. Schaut man sich die Faktenlage an, haben Pessimisten wohl häufiger recht als Optimisten. Aber will man das? Die großen Meister des Trotzdems um uns herum zeigen den Weg, wie mit all dem Horror in dieser Welt umzugehen ist.
    Zum Abschluss in aller Kürze die Geschichte jenes Mannes, der für viele eine Art Marco Polo des beginnenden 21. Jahrhunderts darstellt – in virtuellen Welten: Steve Jobs. Seine Eltern waren Studenten, die sich ein Kind nicht leisten konnten. Sie gaben ihn zur Adoption frei. Die Adoptiveltern gaben ihm seinen Namen. Er gründete Apple und machte den Computer schön, sexy, mobil, robust und menschenfreundlich. Bei einer großen Krise der Firma wurde er hinausgedrängt und verlor so, was ihm lieb und teuer war. Aus der Verzweiflung heraus gründete er das innovative Filmstudio Pixar. Zurückgeholt zu Apple definierte er unseren Umgang mit Musik und unsere mobile Verbindung zu anderen Menschen neu. Er selbst, Vegetarier und Buddhist, bekam Bauchspeicheldrüsenkrebs und dachte, er hätte nur noch Wochen zu leben. Doch es war eine sehr seltene Art, die
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