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Langenscheidt Nachbar-Deutsch u Deutsch-Nachbar

Langenscheidt Nachbar-Deutsch u Deutsch-Nachbar

Titel: Langenscheidt Nachbar-Deutsch u Deutsch-Nachbar
Autoren: Franz Obst , Rolf Deilbach
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Sauerei!
    Heute beginnt die Privatsphäre meist erst an der Haustüre oder der Grundstücksgrenze. Bis dahin sind alle und jeder im Bilde, falls dem Nachbarn der Datenschutz und das Recht am fremdenBild schnurzegal sind. Nie gab es mehr Smartphones mit Filmfunktion und Videoüberwachungstechnik – erstklassig tarnbare Wildkameras aus dem jagdlichen Versandhandel inklusive. Überwachung ist machbar, Herr Nachbar! Und extrem einfach: Equipment kaufen, Kamera an und dann ab ins Netz mit dem filmischen Ergebnis!
    Von da an wissen alle, wer Nachbars Katzen in Mülltonnen stopft, an Garagentore pinkelt, in Einfahrten und auf Gehwege kotzt, halbnackt besoffen durch Vorgärten trampelt, beim Schneeräumen Nachbarautos zuschüttet, mit Bobbycars durch Blumenbeete pflügt, seinen Hund in Sandkästen machen lässt … Meistens noch versehen mit den wichtigsten Infos, zum Beispiel den Anschriften der Übeltäter. Das bringt Quote beziehungsweise die meisten Klicks und zuweilen auch ergänzende Kurzbeiträge im TV. Die weltweite Fangemeinde wartet schon auf neues verwackeltes Enthüllungsmaterial aus Nachbarhausen.
    Praktischerweise ist ja jeder sein eigener Regisseur und Kameramann. Dafür gibt es zwar weder Oscars noch goldene Palmen oder Bären, aber jede Menge justiziablen Stress mit den Nachbarn. Garantiert. Fehlt zwischendurch eigentlich nur noch die ein oder andere Werbeeinblendung: mit Adressen lokaler Rechtsanwälte oder Immobilienmakler beziehungsweise Möbelspediteure, die den Umzug der Geschädigten dann kostengünstig organisieren.
    Franz Obst als Rechtsanwalt meint dazu:
    Hier gilt selbstredend der Schutz durch das allgemeine Persönlichkeitsrecht. Allerdings ist die Installation einer Überwachungsanlage auf privatem Grundstück nicht unbedingt rechtswidrig. „Allein die hypothetische Möglichkeit einer Überwachung durch Videokameras und ähnliche Überwachungsgeräte beeinträchtigt das allgemeine Persönlichkeitsrecht derjenigen, die dadurch betroffen sein könnten, nicht. Deshalb ist die Installation einer Überwachungsanlage auf einem privaten Grundstück dann nicht rechtswidrig, wenn objektiv feststeht, dass dadurch öffentliche und fremde private Flächen nicht erfasst werden, eine solche Erfassung nur durch eine äußerlich wahrnehmbare technische Veränderung der Anlage möglich ist und wenn auch sonst Rechte Dritter nicht beeinträchtigt werden“ (Bundesgerichtshof, Urteil vom 16.4.2010, Aktenzeichen: VI ZR 176/09).
    Stop, Achtung, Vorsicht: Ge- und Verbotsschilder
    Ein gut gemachtes Schild mit knackigem Text am passenden Ort kann unter Nachbarn für reichlich Zoff und schlechte Laune sorgen. Zumal der Fantasie beim Texten nur die Grenzen gesetzt sind, die der Gesetzgeber zum Thema üble Nachrede und Beleidigungen vorgegeben hat. Und das sind fast gar keine mehr ...
    Wem als Nachbar dabei die Fantasie oder Ausdrucksstärke fehlt, der sieht sich am besten mal im Internet um. Seiten wie zitate.de, zitate.net oder zitate-online.de bieten für jeden böswilligen Nachbarn einen reichhaltigen Fundus, wenn Suchbegriffe wie „Dummheit“, „Ignoranz“, „Bildung“ oder „Streit“ eingegeben werden. Intellektuell anspruchsvollere Schild- und Plakatschreiber gehen auf aphorismen.de oder schlagen bei Karl Valentin und Wilhelm Busch nach. Wer mehr Zeit hat und Bewegung braucht, läuft über einen alten Dorffriedhof im niederbayrischen Hinterland: Was da so manchem Toten vor Jahrhunderten auf den Grabstein gemeißelt wurde, reicht dicke, um quietschlebendigen missliebigen Nachbarn die Schamesröte ins Gesicht zu treiben.
 
Achtung: Hinweisschilder mit deutlicher Beleidigungstendenz können vor dem Kadi enden. Sinnsprüche in exotischen Sprachen sind dagegen deutlich schwerer zu packen, solange keiner in der Nachbarschaft wohnt, der diese Sprache versteht. Also verfassen Sie ein paar nette Zotigkeiten doch einfach auf Isländisch, Inuktitut oder Mongolisch! Aber Vorsicht: Nicht auf Lateinisch texten, das kann nämlich jeder Jurist perfekt und reagiert darauf gegebenenfalls mit einer Klageschrift auf Hochdeutsch.
    Der Rest ist eine Frage der Ausstattung: Gute Lesbarkeit ist genauso wichtig wie die Haltbarkeit des Pamphlets. Luxuslösungen mit Ewigkeitswert bieten da qualifizierte Steinmetze. Bleibt nur noch zu klären, wer den Text lesen soll. Die ganze Nachbarschaft oder nur bestimmte Personen? Erfahrene Krawallnachbarn achten beispielsweise darauf, dass bei der Standortwahl keine fremden Grundstücksgrenzen
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