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Langenscheidt Frau-Deutsch, Deutsch-Frau 2

Langenscheidt Frau-Deutsch, Deutsch-Frau 2

Titel: Langenscheidt Frau-Deutsch, Deutsch-Frau 2
Autoren: Mario Barth
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dem Schwarzmarkt. Doch das spielt gar keine Rolle. Es geht nicht um die Möglichkeit, eine Handtasche zu kaufen, vielmehr geht es um die Möglichkeit, bei einem Handtaschenkauf zu sparen.
    Man muss eventuell dazu sagen, dass Nussloch circa 650 Kilometer von uns zu Hause entfernt ist, und selbst wenn es sich dabei um einen Fabrikverkauf handelt, alleine der Sprit für die Strecke plus die gefahrenen Kilometer mit Sicherheit das ganze Gesparte wieder auffressen. Ganz unabhängig davon, dass es ökologisch und ökonomisch absoluter Schwachsinn ist, da wir ja die Strecke auch wieder zurückmüssen. Doch das Lustige an der Denkweise meiner Freundin – oder überhaupt von Frauen – war und ist eine ganz einfache. Frauen denken separat. Die Kosten für die Handtasche, die gespart werden, spart sie von ihrem Geld. Die Kosten, die durch die Fahrt in dem Auto des Mannes entstehen, zahlt er von seinem Geld. Unter dem Strich hat die Frau doch gespart. Wenn man jetzt aber glaubt, dass man mit dem Kauf einer Handtasche im Vorfeld die Gefahr eines Fabrikverkaufs umgeht, hat man(n) sich getäuscht. Die Frau nimmt natürlich die Handtasche aus einem Geschäft als Geschenk an, doch in die Fabrik will sie dann trotzdem.
    Wir sind also nach Nussloch gefahren, morgens früh um 6 Uhr. Als ich sie fragte, warum wir unbedingt so früh fahren müssen, antwortete sie mit einem grandiosen Satz:
»Nicht dass wir da hinkommen, und dann gibt es nichts mehr!«
Nö, ist ja oft bei einem Fabrikverkauf, dass man da ankommt und der Pförtner vorne an der Schranke schon mit den Worten abwinkt:
»Ist leider alles alle, nichts mehr da, kein Leder mehr da, wir müssen erst warten, bis die Kuh stirbt, dann gibt es wieder Lederhandtaschen, sorry!!!«
    Wir sind also um 6 Uhr morgens nach Nussloch geballert. Muss man auf seine »To-do-Liste« schreiben, bevor man stirbt. Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und morgens um 6 Uhr nach Nussloch fahren!
    Spannend wurde es aber erst, als wir in Nussloch ankamen. Sie wurde schon beim Passieren des Ortschilds ganz nervös auf dem Sitz, als wir dann aber den Parkplatz vom Fabrikverkauf erreicht hatten, riss sie die Tür auf und sprang aus dem fahrenden Auto, rollte sich kurz ab und rannte in die Fabrikhalle – immer mit der Angst im Nacken, dass eine andere Frau ihr gerade die Handtasche wegnimmt, die sie haben wollte. Sie rannte also rein und war weg. Ich habe sie nicht mehr gesehen, nur noch fliegende Kartons und Handtaschen. Nach gut 4 Stunden kam sie wieder, stand vor mir, das Lächeln wurde nur durch ihre Ohren unterbrochen, die Augen glänzten nicht nur, man hätte Schlittschuhe drauf fahren können. Sie hielt mir eine Handtasche vor die Nase und schrie schon fast euphorisch:
»Guck mal, ‘ne Handtasche!«

    Spätestens da wusste ich, dass es sich nicht mehr um rationales Denken handelt und jegliche vernünftige Argumentation Quatsch wäre. Denn wir waren ja extra in einen Handtaschenfabrikverkauf gefahren! Und jetzt hält sie mir völlig begeistert eine Handtasche vor das Gesicht und freut sich, weil sie eine Handtasche gefunden hat. In einer Fabrik, die Handtaschen herstellt. Ist schon was ganz Besonderes. Wenn sie mit einem Akku-Schrauber gekommen wäre, hätte ich mich eventuell gewundert und auch gefreut, aber ‘ne Handtasche in einer Handtaschenfabrik war jetzt für mich nicht so ungewöhnlich. Doch der Satz
»Guck mal, ‘ne Handtasche!«
bedeutet nicht das, was es scheint. Übersetzung findet ihr am Ende des Kapitels.
    Am besten war aber von allen Sätzen und Antworten die Antwort auf meine Frage, wofür sie denn die Handtasche gebrauchen kann. Denn es handelte sich bei dieser Tasche um eine klassische Klemmtasche. Die klemmt man sich direkt unter den Arm. Es passt nichts rein. Die jungen Mädels in den Diskotheken stellen sie auf die Tanzfläche und tanzen gemeinsam drum herum wie die Indianer um das Feuer. Wofür eine Handtasche kaufen, wo nichts reinpasst?
    Tipp: Liebe Männer, macht bitte nicht den selben Fehler, den ich gemacht habe. Nicht fragen, wofür eine Frau die Handtasche braucht. Sie braucht sie halt. Punkt! Solltet ihr sie doch fragen, kann es gut oder schlecht laufen. Gut läuft es, wenn sie sagt, dass sie die einfach haben will. Schlecht läuft es, wenn die Frau eine Gegenfrage stellt:
»Wofür brauchst du denn so viele Werkzeuge oder Autos oder Feuerzeuge oder Carrerabahn-Autos oder Flachbildfernseher oder oder oder ...?«
    Ich habe sie aber gefragt, und sie sagte ganz trocken auf
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