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Langenscheidt Frau-Deutsch, Deutsch-Frau 2

Langenscheidt Frau-Deutsch, Deutsch-Frau 2

Titel: Langenscheidt Frau-Deutsch, Deutsch-Frau 2
Autoren: Mario Barth
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vergleichbar mit einer Herde von Löwinnen, die um ein verletztes Gnu schleichen, so gibt es Frauen, die um ein Paar Schuhe oder – in diesem Fall – um eine Handtasche schleichen. Sobald aber eine andere Frau das Revier nur annähernd betritt, wird es ernst! Die Handtasche wird direkt in Beschlag genommen.
    Man muss sich das so vorstellen: Frau A sieht eine Handtasche, die ihr gefällt. Sie nimmt sie in die Hand und betrachtet sie von allen Seiten. Sie fängt an, sich in die Handtasche zu verlieben. Sie streichelt die Handtasche (Frauen nennen das Qualitätscheck). Dann überlegen Frauen, zu was sie die Handtasche tragen könnten. Sie kommen zum Entschluss, dass sie zwar kein passendes Kleidungsstück zu der Handtasche haben, dieses Problem aber ein andermal lösen werden: wenn sie zu einem Fabrikverkauf mit Kleidern gehen.
    Frau A überkommt ein Glücksgefühl, sie stellt die Tasche wieder kurz hin, um sie aus der Entfernung zu betrachten. Doch jetzt kommt Frau B ins Spiel. Sie erblickt die Handtasche und macht sich auf den Weg dorthin. Frau A hat das instinktiv mitbekommen, jetzt beginnt der Machtkampf um die Beute. Frau A nimmt die Handtasche ganz nah an ihren Körper, um sie besser vor Frau B beschützen zu können. Frau B schmiedet blitzschnell einen diplomatisch einwandfreien Plan und nähert sich Frau A. Frau A ist noch immer auf der Hut und bereit, ihre Beute zu verteidigen. Doch jetzt passiert etwas ganz Außergewöhnliches. Frau B spricht Frau A an.
    Frau B:
»Das ist ja ‘ne schöne Tasche, ich habe die gleiche.«
    Frau A skeptisch:
»Aha.«
    Frau B weiter:
»Das Leder ist wunderbar, und das Schöne an diesem Modell, man kann es zu ganz vielen Sachen kombinieren. Ich habe mir ganz viele tolle Kleider dazu gekauft.«
    Jetzt verändert sich auch das Gesicht von Frau A, nachdem sie gehört hat, dass der Kauf dieser Handtasche ihr weitere Fabrikverkaufsbesuche bescheren wird.
    Frau A lächelnd:
»Sie ist wirklich schön, die nehm ich. Ich weiß noch nicht, auf was ich sie tragen kann, es passt auch kaum etwas rein, dafür habe ich aber 50 Prozent gespart.«

    Obwohl man kurzfristig gedacht hätte, dass sie sich gegenseitig die Augen auskratzen würden, unterhielten sie sich stundenlang über Handtaschen und wie man sie kombinieren könnte. Alles schien gut, doch dann passierte es – Frau C kam ins Spiel.
    Frau C:
»Kann ich die Tasche mal sehen?«
    Frau A und Frau B:
»Die ist schon verkauft – zu spät!«
    Das ist das Schöne an den Frauen, wenn es um die wichtigen Dinge geht, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel.
Vokabeln
Das ist ja ‘ne schöne Tasche, ich habe die gleiche.
Ich will ihnen die Tasche nicht wegnehmen. Ich habe auch einen Mann zu Hause, der alles zahlen muss. Wollen wir Freunde werden und noch mehr Geld ausgeben?!
Das Leder ist wunderbar, und das Schöne an diesem Modell, man kann es zu ganz vielen Sachen kombinieren.
Wenn Sie die Tasche kaufen, wird es richtig teuer für Ihren Mann.
Ich habe mir ganz viele tolle Kleider dazu gekauft.
Ich zeig Ihnen, wo es das alles gibt.
Sie ist wirklich schön, ich nehme sie einfach mal mit.
Die ist aber teuer.
Ich weiß noch nicht, auf was ich sie tragen kann, es passt auch kaum etwas rein, dafür habe ich aber 50 Prozent gespart.
Scheißegal, ob sie praktisch ist, Hauptsache, die bekommt keine andere.
Kann ich die Tasche mal sehen?
Sobald ich sie in der Hand habe, gebe ich sie nicht mehr her!
Die ist schon verkauft – zu spät!
Hau ab oder wir zerreißen dich in der Luft!

6. Kapitel  
Die Handtasche

6. Die Handtasche
    Ich kann mich noch erinnern, als ich eines Tages aus dem Produktionsbüro nach Hause kam, meine Freundin im Flur stand mit einem Lächeln im Gesicht, die Augen glänzten, und ich wusste, irgendetwas musste passiert sein. Ich sah sie an, und plötzlich fing sie an, wirres Zeug zu reden. Sie schrie immer nur:
»... Nussloch ... Nussloch ... Nussloch.«
Ich dachte direkt an einen schwedischen Porno und sagte:
»Kein Problem, können wir besorgen!«
Sie meinte aber die Stadt Nussloch. Wir müssten unbedingt nach Nussloch. Für alle, die sich jetzt fragen, wo Nussloch liegt: direkt bei Wiesloch.
    Sie:
»Wir müssen nach Nussloch!«
    »Was wollen wir denn bitte in Nussloch?«
    Sie:
»Da gibt es Handtaschen!!!«
    »In Nussloch?«
    Sie:
»Ja!«
    In Nussloch gibt es also Handtaschen. Ich bin ja froh, dass wir endlich wissen, wo es Handtaschen gibt. In Berlin gibt es ja keine Handtaschen mehr. Ist ganz schwer ranzukommen, maximal auf
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