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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne
Autoren: Christopher Moore
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sich auf ihren Händen
hochzustemmen. Schmerz schoß durch ihre linke Hand, als Jody sich aufstützte.
Es schepperte, dann gab es einen ohrenbetäubenden Rumms, und Jody stand. Der
Müllcontainer, der auf ihren Rücken gedrückt hatte, lag umgekippt da und
verstreute seinen Abfall über die Gasse. Jody sah ihn ungläubig an. Er mußte
mindestens eine Tonne gewogen haben.
    Angst und Adrenalin, dachte sie
bei sich.
    Dann blickte sie auf ihre linke
Hand und schrie. Die Haut war schrecklich verbrannt, die obere Hautschicht schwarz
und aufgeplatzt. Jody lief aus der Gasse, um sich Hilfe zu holen, aber die
Straße war verlassen. Ich muß ins Krankenhaus, die Polizei rufen.
    Sie entdeckte eine Telefonzelle ; eine rote Hitzesäule erhob sich von der Lampe darüber. Jody spähte rechts und
links die Straße hinunter. Über jeder Straßenlaterne konnte sie rote Wellen
aufsteigen sehen. Sie konnte das Summen der Kabel der Cable Cars über sich
hören, das stete Fließen der Kanalisation unter der Straße. Sie konnte toten
Fisch und Dieseldämpfe im Nebel riechen, die Fäulnis der Oakland-Sümpfe auf der
anderen Seite der Bucht, alte Pommes Frites, Zigarettenstummel, Brotkrusten und
angegammelte Salami aus einer Mülltonne in der Nähe und den nachhaltigen Duft
von Aramis, der unter den Türen der Börsenmakler-Büros und Banken
herauswaberte. Sie konnte hören, wie Nebelschwaden wie nasser Samt an den
Gebäuden entlangstrichen. Es war so, als wären ihre Sinne, genau wie ihre
Körperkraft, durch das Adrenalin hochgeputscht worden.
    Sie schüttelte das Spektrum von
Geräuschen und Gerüchen ab und lief zu der Telefonzelle ; ihre
verbrannte Hand hielt sie vorsichtig am Gelenk umfaßt. Als sie sich bewegte,
fühlte sie etwas Rauhes auf der Haut unter ihrer Bluse. Sie zog mit der rechten
Hand an der Seide, zerrte den Stoff aus ihrem Rockbund. Geldbündel fielen aus
ihrer Bluse auf den Bürgersteig. Jody blieb stehen und starrte auf die von
Manschetten gehaltenen Bündel von Hundertdollarnoten, die zu ihren Füßen lagen.
    Das müssen an die hunderttausend
Dollar sein, ging es ihr durch den Kopf. Ein Mann hat mich überfallen, mich
erstickt, mich in den Hals gebissen, meine Hand verbrannt und mir dann die
Bluse mit Geld vollgestopft und einen Müllcontainer auf mich gekippt, und jetzt
kann ich Wärme sehen und Nebel hören. Ich habe den Jackpot in Satans Lotterie
geknackt!
    Sie ließ das Geld auf dem
Bürgersteig liegen und lief zurück in die Gasse. Mit ihrer gesunden Hand
durchwühlte sie den Müll, der aus dem Container gefallen war, bis sie eine
Papiertüte fand. Danach kehrte sie auf die Straße zurück und steckte das Geld
in die Tüte.
    In der Telefonzelle mußte sie
etwas fummeln, um den Hörer von der Gabel zu bekommen und zu wählen, da sie
weder das Geld ablegen wollte, noch ihre verbrannte Hand zu Hilfe nehmen. Sie
tippte 911, und während sie auf die Verbindung wartete, betrachtete sie ihre
Verbrennung. Sie sah eigentlich schlimmer aus, als sie sich anfühlte. Als Jody
versuchte, die Finger zu bewegen, platzte die schwarze Haut auf. Mann, das
sollte weh tun. Und es sollte mir schlecht werden, überlegte sie, aber das tut
es nicht. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich gar nicht so mies, wenn man die
Umstände bedenkt. Das eine oder andere Racquetball Match mit Kurt hat mich
schon mehr mitgenommen. Komisch.
    Im Hörer klickte es, und eine
Frauenstimme meldete sich in der Leitung. »Hallo, hier ist die Notrufzentrale
San Francisco. Wenn Sie sich im Moment in unmittelbarer Gefahr befinden,
drücken sie die Eins. Wenn die Gefahr vorüber ist und Sie immer noch Hilfe
brauchen, drücken Sie die Zwei.«
    Jody drückte die Zwei.
    »Wenn Sie beraubt wurden, drücken
Sie die Eins. Wenn Sie in einen Unfall verwickelt waren, drücken Sie die Zwei.
Wenn Sie überfallen wurden, drücken Sie die Drei. Wenn Sie anrufen, um ein
Feuer zu melden, drücken Sie die Vier. Wenn Sie ...«
    Jody ging die Möglichkeiten im
Kopf durch und drückte die Drei.
    »Wenn Sie angeschossen wurden,
drücken Sie die Eins. Bei Stichwunden drücken Sie die Zwei. Bei Vergewaltigung
drücken Sie die Drei. Alle anderen Überfälle: Drücken Sie die Vier. Wenn Sie
die Optionen noch einmal hören möchten, drücken Sie die Fünf.«
    Jody wollte die Vier drücken, traf
aber statt dessen die Fünf. Es klickte ein paarmal, dann meldete sich wieder
die Bandstimme.
    »Hallo, hier ist die
Notrufzentrale San Francisco. Wenn Sie sich im Moment in unmittelbarer
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