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Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Titel: Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
Autoren: Lara Myles , Barbara Goldstein
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Zeit der unzähligen ›Nie mehrs‹ ist angebrochen, dachte sie. Nie mehr unbeschwert leben. Nie mehr das Glücksgefühl erleben, wenn ich ein Buch beendet habe oder Mark einen Film. Nie mehr vor Freude Tränen in den Augen zu haben, wenn Lexie ihr Studium abschließt. Wenn sie heiratet. Wenn sie ihr erstes Kind bekommt, meinen Enkel. Nie mehr ihr Glück teilen. Nie mehr mit ihr über ihre Sehnsüchte reden. Nie mehr sehen, wie sie ihre Träume wahr macht.
    Nie mehr Herz über Verstand verliebt sein, wie in Tim. 
    Werde ich ihn überhaupt noch mal wiedersehen?
    »Tut mir sehr leid«, flüsterte Dr Ryan.
    »Ich weiß, Amelia. Schon wegen Jen.«
    »In Gedanken bin ich jetzt bei Ihnen, Shainee.«
    »Danke, Amelia. Ich weiß Ihre Menschlichkeit zu schätzen. Und Ihre Aufrichtigkeit, mir die Wahrheit zu sagen.«
    »Etwas anderes als die Wahrheit nützt Ihnen nichts mehr.«
    »Nein.«
    Wie gelähmt beobachtete sie, dass die Treppe von Tims Flugzeug weggerollt wurde.
    Tim wird nach Hause fliegen.
    Ich auch. Und da werde ich sterben.
    Ihre Hand, die das iPhone hielt, war trocken, und sie zitterte auch nicht. Shainee hatte jedes Zeitgefühl verloren. Wie spät war es? Wie lange redeten sie schon?
    »Shainee, Sie sollten versuchen, aus der Zeit, die Ihnen noch bleibt, das Beste zu machen.«
    Ja klar, Amelia. Aber was ist das? Was tut man im letzten Jahr seines Lebens?
    Das Leben führen, das ich führen möchte. Nicht das, das andere von mir erwarten.
    Leben. Lieben. Genießen. Erinnern. Gutes tun. Neues schaffen. Träume verwirklichen. Und dann loslassen.
    »Amelia?«
    »Ja?«
    »Ich muss jetzt Schluss machen.« Ihr wurde klar, wie missverständlich das angesichts der Patientenverfügung in ihrer Akte für Dr Ryan klingen musste. »Ich ... will in Ruhe über alles nachdenken.«
    »Natürlich«, sagte Amelia sanft.
    »Ich rufe Sie an.«
    »Wann?«
    »Morgen.«
    »Okay.«
    »Amelia? Danke. Für alles.« Shainee beendete das Gespräch und ließ das iPhone in die Tasche gleiten.
    Tims Maschine stand noch immer mit laufenden Turbinen auf dem Rollfeld.
     
     
    Ein Leben ohne ein Morgen. Ein Leben, das nur noch aus einer Handvoll Heutes besteht ...
    Wie benommen ging sie den Gang entlang, an den Gates vorbei, den Lounges, den Schaltern der Airlines. Da vorn war Air New Zealand, dort hinten Air France. Menschen warteten auf ihren Abflug. Kinder flitzten kichernd und kreischend durch die Sitzreihen. Morgen würden die meisten von ihnen wieder zu Hause sein, um in ihr Leben zurückzukehren, das sie für einige Tage hinter sich zurückgelassen hatten.
    Sie auch?
    Aus dem iPhone eines der Wartenden drang leise Musik, sanft und beruhigend. Sie blieb stehen und lauschte.
    Ah, wie schön: Connie Francis’ Senza Fine . Das sehnsuchtsvolle Lied aus Der Flug des Phönix mit Jimmy Stewart und Hardy Krüger. Ihr Flugzeug war in der Wüste abgestürzt, und sie kämpften ums Überleben. Aber am Ende erfüllten sich ihre Hoffnungen.
    »Senza fine,
lass es immer senza fine sein.
Es gibt kein Ende für unsere Liebe,
unsere Hoffnungen, unsere Träume, unsere Seufzer.
Kein Ende, keinen traurigen Abschied.«
    Shainee setzte sich zu den Wartenden. Wohin ihr Flugzeug ging? Keine Ahnung. Sie wollte einfach nur in Ruhe das Lied hören. Und ein bisschen träumen.
    Es war der schönste Sommer meines Lebens, dachte sie, und ich bin glücklich, dass ich ihn noch erleben durfte. Dass ich ihn mit Tim genießen konnte, lachend, mit Tränen in den Augen. Eine solche Liebe wie die unsere ist ein kostbares Geschenk, das unser Leben bereichert und es lebenswert macht.
    Und was ist wichtiger als das Gefühl, zufrieden zu sein, und glücklich?
    »Keine Ängste, keine Tränen, keine Liebe, die stirbt.
    Es ist senza fine, lass es immer ohne Ende sein.
    Nie endend, die sonnendurchfluteten Tage, die mondbeschienenen Nächte, das Meer, der Sand, der Sternenhimmel, sie gehören dir und mir, für immer.«
    Draußen auf dem Rollfeld heulten die Turbinen jetzt lauter und schriller. Eine Maschine rollte zum Start.
    Und plötzlich wusste sie, was sie tun wollte. Sie zog ihr Handy aus der Tasche. Okay, da war seine Nummer.
    Der Ruf ging raus. »The person you have called is temporarily not available.« Shainee holte tief Luft und wartete auf das »Please leave a message after the beep«. Dann sprach sie mit ruhiger und fester Stimme ihre Voicemail, und Connie Francis sang dazu.
    Shainee legte auf.
    Jetzt blieb ihr nur noch eines zu tun.
    Sie sprang auf und rannte
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