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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo
Autoren: U Danella
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kommen. Falls Sie unser Gelaber einigermaßen mitbekommen haben, wissen Sie jetzt, dass wir einen Film über die alten Griechen machen wollen. Amphitryon. Vielleicht. Sehr vielleicht. Komm, Jana.«
    Er fasste Janas Hand und steuerte mit ihr zum Lift. Das schlesische Wort Gelaber hatte er von Will gelernt. Damals schon.
    Sebastian blickte ihm verdutzt nach.
    »Haben Sie das gehört, Werner? Vielleicht hat er gesagt. Nachdem ich mich jetzt jahrelang mit dem Stoff herumschlage. Und mein neues Drehbuch … Geben Sie mir noch einen Whisky. Bitte. Dann sind Sie mich gleich los.«
    Er zündete sich noch eine Zigarette an und blickte zur großen Tür der Halle, die nach draußen führte.
    »Wie lange geht Herr Loske denn üblicherweise mit dem Hund spazieren?«
    »Das weiß man nicht. Gestern war er eine halbe Stunde unterwegs. Vorgestern fast eine Stunde. Da war es allerdings nicht so spät wie heute.«
    Sebastian nahm einen Schluck von seinem Whisky.
    »Toller Mann, was? Muss doch ziemlich kalt draußen sein, so mitten in der Nacht. Und ich habe nicht gesehen, dass er einen Mantel angezogen hat.«
    »Es ist sicher kälter als in Griechenland.«
    »Um diese Jahreszeit kann es dort auch recht ungemütlich sein. Und bedenken Sie, die haben keine Heizung.«
    »In Griechenland gibt es keine Heizung?«
    »In Athen sicher schon. Aber nicht auf den Kykladen. Na also dann, gute Nacht. Fröhliche Ostern darf man ja noch nicht sagen in dieser traurigen Nacht.«
    »Gute Nacht, Herr Klose. Schlafen Sie trotzdem gut.«

Eine Entscheidung wird vertagt
    Am Karfreitag war es trüb. Das sei ein passendes Wetter für diesen Tag, meinte Will, als er nach dem Frühstück bei Jana und Herbert anrief, die sich genau wie er ihr Frühstück auf dem Zimmer servieren ließen. Er mache jetzt einen langen Spaziergang mit dem Hund, später werde er Tante Kitty besuchen.
    Nachdem Sebastian auf Nachfrage erklärte, dass er noch eine Weile im Bett bleiben wolle und sich dann mit dem Drehbuch befassen müsse, als Folge ihres gestrigen Gesprächs, fuhren Jana und Herbert nach Salzburg hinüber. Gegen Mittag fing es zu regnen an, sie kehrten im K. und K. ein, und Herbert sagte: »Nun ist Will wohl vollends zufrieden mit dem Wetter.«
    Als sie abends zusammen in der Halle saßen, erfuhren sie dann, dass sie am nächsten Nachmittag bei Kitty eingeladen waren, sie hatte Kuchen gebacken.
    »Da muss ich ja nicht mitgehen«, sagte Sebastian. »Morgen fahre ich nach Berlin zu meiner Isolde.«
    »Heißt sie denn Isolde?«, fragte Herbert.
    »Nein. Ich nenne sie nur so. Die Isolde ist ihre Traumpartie. Wird sie nie singen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie hat nicht das Volumen dazu.«
    »Sie ist ja noch jung«, sagte Jana. »Das kann sich noch entwickeln. Die Isolde singt man nicht mit fünfundzwanzig.«
    »Sie ist siebenundzwanzig«, stellte Sebastian richtig. »Und singt noch nicht einmal die Mimi.«
    Jana und Herbert tauschten wieder einmal einen Blick des Einverständnisses. Offenbar wirkte Sebastian nicht sehr fördernd auf die jungen Künstlerinnen, mit denen er umging.
    »Wenn es noch etwas zu besprechen gibt, dann bleibt nur der heutige Abend«, sagte Sebastian.
    »Heute reden wir nicht über Amphitryon«, bestimmte Will. »Wir haben ja das Drehbuch. Und zunächst reden wir mal über die Finanzierung.«
    »Dazu braucht ihr mich ja nicht«, sagte Sebastian lässig. »Nur über die Besetzung hätte ich gern noch gesprochen.« Und da keiner eine Frage stellte, fuhr er fort: »Ich hätte gern den Burckhardt als Amphitryon. Und die Conradi als Alkmene.«
    »Um Gottes willen«, entfuhr es Herbert. »Die ist schwierig. Und sehr launisch.«
    »Ich weiß, ich habe schon mit ihr geredet. Aber ich werde mit ihr fertig. Und sie ist so schön.«
    »Schön, gewiss. Eine coole Schönheit.«
    »Ist ja nicht gesagt, dass die Alkmene viel Temperament haben muss, oder? Sie wird von den Männern ja nur benutzt, um es mal ebenso cool auszudrücken.«
    »Das ist nicht gut ausgedrückt. Ihr Mann liebt sie ja wohl. Und Zeus, na ja, der meint es doch ernst mit seiner …«
    Jana stockte. War Liebe hier das richtige Wort?
    Sebastian hatte das genau verstanden.
    »Ja, mit was? Wie nennt man das? Liebe bestimmt nicht. Begehren, Anmaßung, Betrug.«
    Eingebrannt hatte sich ihm, was Geri gesagt hatte, als sie den Kleist in ihrem Stadttheater aufführten. »Es ist Betrug«, hatte sie gesagt. »Er missbraucht sie, scheinbar als ihr Gatte noch dazu, um seinen Göttersohn zu zeugen. Mich empört
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