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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo
Autoren: U Danella
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na, da muss ich erst rechnen, seit ungefähr zehn Jahren das erste Mal.«
    »Es ist genau neun Jahre her.«
    »Seit du mich verlassen hast.«
    »Ja. Wir verloren beide den Job am Theater, du gingst nach Berlin zu deinem Vater, und ich trödelte eine Weile in der Welt herum, viele Ideen im Kopf, aber ohne Aussicht, ohne Erfolg. Es waren keine schönen Jahre für mich, Geri.«
    »Soviel ich weiß, gab es doch immer eine hübsche Frau, die sich um dich kümmerte und dir sicher auch mal zu essen gab.«
    »Ich war sogar eine Zeit lang wieder in Lübeck bei meiner Mutter. Weil ich nicht wusste, wo ich bleiben sollte. Das habe ich dir natürlich nicht erzählt.«
    »Nein, hast du nicht. So jetzt geht’s los. Jetzt können wir weiterfahren.«
    Die Autoschlange war nicht so lang, wie es ihr vorgekommen war, sie fuhren langsam durch Archsum.
    »In Paris warst du doch auch.«
    »Ja, war ich immer mal wieder.«
    »Und dann hast du den Film in Avignon gemacht. Der hat mir gut gefallen.«
    »Da bist du die Einzige. Es war ein Flop. Ich hätte dich in die Provence mitnehmen sollen, dann wäre der Film besser geworden.«
    »Kann sein«, sagte sie selbstsicher.
    Später standen sie hoch auf dem Kliff in Morsum. Unten sah man die Schienen, die durch das Wattenmeer führten, gerade fuhr wieder ein Zug darüber.
    »Wo soll Pygmalion denn spielen?«, fragte Geraldine.
    »Darüber habe ich schon nachgedacht. Paris hattest du, London passt nicht wegen Shaw. Am besten in Berlin.«
    »Ich habe gestern Harvestehude vorgeschlagen, erinnerst du dich nicht? Wir drehen in Hamburg. Auf der Reeperbahn gibt es zweifellos jede Menge Bordelle.«
    Er schob seine Hand unter ihren Arm.
    »Ich liebe dich, ob du es nun hören willst oder nicht«, sagte er.
    Der Wind blies heftig von Osten, ließ ihre Haare wirbeln. Im Watt war Wasser, das mit hastigen Wellen gegen die Ostküste von Sylt stürmte.
    »Was hast du gesagt? Ich habe dich nicht verstanden.«
    Er drehte sie um, neigte den Kopf an ihr Ohr.
    »Ich liebe dich. Und ich will diesen Film nur mit dir machen. Denn nur mit dir werde ich erfolgreich sein.«
    Sie nickte zustimmend und sagte: »Du solltest das Wort Erfolg nicht vorher aussprechen. Das darf man erst sagen, wenn die Arbeit getan ist. Und jetzt gehen wir da runter, siehst du das große Haus? Das ist das Landhaus Nösse, dort isst man sehr gut.«
    »Und da warst du mit Alexander.«
    »Mit Alexander und Jörg.«
    »Alexander kenne ich ja. Wie ist denn Jörg?«
    »Sehr unterhaltsam. Gott, der arme Junge, jetzt muss er wieder in England essen.«
    An diesem Abend lehnte Geraldine es ab, in Sebastians Zimmer zu kommen. Sie müsse ausgiebig schlafen, erklärte sie kurz und bündig.
    Am Tag darauf hatte der Ostwind die Wattwiesen überspült, so heftig hatte er sich in der Nacht entwickelt. Sie spazierten binnenwärts nach Wenningstedt, und abends gingen sie mit Frau Holm zum Essen ins Landschaftliche Haus.
    Geraldine kam wieder in Sebastians Zimmer, sie war zärtlich und liebevoll, doch manchmal ein wenig abwesend.
    »Woran denkst du eigentlich?«, fragte er, als sie still, mit offenen Augen in seinem Arm lag.
    »An dies und das.«
    »Mir ist, als ob ich mich nie von dir getrennt hätte.«
    »Hast du ja nicht, wie du großartig behauptet hast.«
    »Ich meine in dieser Beziehung. Ich habe alle Frauen, die ich in den letzten Jahren gekannt habe, vergessen.«
    »Du meinst alle Frauen, mit denen du ein Verhältnis hattest.«
    »Ja.«
    »Das ist sehr unfein. Man sollte eine Frau, die man geliebt hat, nicht vergessen.«
    »Ich spreche nicht von Liebe.«
    »Aber ich. So was Ähnliches musst du doch empfunden haben, sonst hättest du gleich in ein Bordell gehen können.«
    Er richtete sich auf, beugte sich über ihr Gesicht.
    »Du bist doch eine andere geworden. Nicht mehr meine Geri von damals.«
    »Ich war sehr lange deine Geri von damals«, sie hob die Hand und strich leicht über seine Schläfe. »Aber dann hat sich doch etwas verändert.«
    »Als du mit Burckhardt zusammen warst?«
    »Nein. Vorher schon. Und dann wieder, als mein Vater mich verließ.«
    »Er hat dich doch nicht verlassen.«
    »Nein. Aber es gibt jetzt eine Frau in seinem Leben, die er …«, nun zögerte sie doch bei dem Wort Liebe. Sie sagte: »… die zu ihm gehört. Und das ist gut für ihn, und das gönne ich ihm, er soll glücklich mit ihr sein. Ich kam mir nur so verlassen vor.«
    »Trotz all der Männer, die hinter dir her waren.«
    »Das ist auch kein passender Ausdruck.« Sie
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