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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System
Autoren: Jo Zybell
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nach Terra Prima gehen und diesem Mann schildern, wo die wahren Schurken und Terroristen ihr Unwesen treiben, um unsere glorreiche Republik zu zerstören!« Sie ließ sich auf den Stufen des Kommandostandes nieder, verbarg ihr Gesicht in den Händen und weinte leise in sich hinein.
    Inzwischen hatte der P.O.L. seine Ansprache beendet. Sein gütiges Gesicht im VQ-Feld verblaßte. Einige Atemzüge lang hörte man weiter nichts als das Schluchzen der jungen Frau vor dem Kommandostand. Irgendwann stand Levian auf und ging nach unten, um den Kommunikator abzuschalten. Als er zurückkam, krächzte der Rabe, sprang von Yakus Schulter auf den Tisch und pickte im Auflauf seines Herrn herum.
    »Das Kind ist wahnsinnig.« Primoberst Joseph Nigeryan brach endlich das Schweigen. »Doch ich verstehe seinen Wahnsinn. Aber was ist mit Ihnen, Subgeneral Bergen? Wie ich höre, verfolgen auch Sie den absurden Plan, den verbotenen Planeten anzufliegen?«
    »So ist es, verehrter Nigeryan.«
    »Ich ebenfalls, falls das hier jemanden interessiert«, sagte der Mann von Doxa IV.
    »Wir werden unseren Subgeneral begleiten«, meldete Sibyrian Cludwich sich zu Wort. Homer Goltz bestätigte durch ein Nicken. Sarah Calbury reagierte nicht.
    Nigeryan senkte den Kopf. Ein paar Sekunden lang betrachtete er seine großen, schwarzen Hände. »Ich habe lange nachgedacht.« Er hob wieder den Blick und sah seine Männer und Frauen an. »Protokollieren Sie, Levian.« Der Angesprochene holte eine kleine, dunkle Scheibe aus der Brusttasche, sein Individuelles Kunsthirn, das sogenannte IKH. Er aktivierte das Gerät und legte es vor sich auf den Tisch. Es zeichnete jedes Wort auf, das von nun an gesprochen wurde.
    »Wir waren zweihundert, als wir vor einem Jahr auf Aqualung landeten.« Der fettleibige Nigeryan räusperte sich. »Jetzt sind wir noch vierzehn. Wie ich Subgeneral Bergen und seine Begleiter einschätze, werden sie nicht ruhen, bis die RHEINGOLD in ihrer Gewalt ist.« Nacheinander betrachtete er die Menschen auf der anderen Tischseite. Sein Blick blieb an Heinrich hängen, der hinter Bergens Sessel stand. »Ich aber habe zu viele Männer und Frauen meiner Besatzung verloren. Ich kann es nicht verantworten, nun auch noch Leben und Gesundheit der letzten vierzehn zu riskieren.«
    Nigeryan seufzte tief. »Hören Sie meine Entscheidung, meine Damen und Herren.« Er wandte sich wieder an die dreizehn Männer und Frauen, die ihm von seiner Mannschaft geblieben waren. »Wir ergeben uns Subgeneral Bergen, liefern ihm und seinen Leuten unsere Waffen ab und erklären uns zu seinen Gefangenen.« Ein Raunen ging durch die Reihen seiner Crew. Ungläubige Blicke trafen den schwarzen Kommandanten.
    »Weiterhin erklären wir die RHEINGOLD als geentert. In einem ungesetzlichen Akt kosmischer Piraterie hat Subgeneral Bergen das Schiff in seine Gewalt gebracht.« Jetzt richtete er seine dunklen, traurigen Augen auf den Rothaarigen ihm gegenüber. »Wenn ich den Subgeneral richtig verstanden habe, wird er mit der RHEINGOLD bis an den Rand des Sol-Systems fliegen und sie dort mit seinem Sparklancer wieder verlassen.« Ruhig und mit ausdrucksloser Miene sah er den Rothaarigen an. Bergen nickte. »Hiermit weiche ich also der Gewalt Ihrer Waffen und Ihres Roboters«, schloß Nigeryan, »und überlasse Ihnen gezwungenermaßen den Kommandostand. Subgeneral Bergen, übernehmen Sie.«
     
    *
     
    An Bord der WYOMING, 2. März 2554 nGG
     
    Donna Kyrillas Pflege tut mir gut. Es geht mir besser, deutlich besser.
    Sie hat eingewilligt, meine Eidfrau zu werden. Auf einem der Gratulantenschiffe haben wir einen Juristen ausfindig gemacht. Er wird morgen an Bord kommen, den Eid abnehmen und den Vertrag aufsetzen. Heiraten kann ich sie nicht. Die Gesetzeslage der Republik verbietet leider die offizielle Mehrehe. Aber als Eidfrau kann ich Donna Kyrilla mit nach Terra Prima nehmen. Und welcher wichtige Mann leistet sich keine Mätresse?
    Oberst Pierreluigi Kühn von der CHEYENNE hat sich heute nachmittag bei mir gemeldet. Mit einem Brief von Lissa. Meine Gattin hätte ihn gebeten zu vermitteln und so weiter. Dem armen Oberst war die Sache höchst peinlich. Jedenfalls ließ Lissa mir ausrichten, sie würde ihren Entschluß, zurück nach Fat Wyoming zu fliegen, noch einmal überdenken. Falls sie jedoch den Opfergang antrete – exakt diese Formulierung las Kühn von ihrem Brief ab –, falls sie also dennoch den Opfergang antreten und mich nach Terra Prima begleiten werde, wie es nun
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