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Kühle Rache - heißes Herz

Kühle Rache - heißes Herz

Titel: Kühle Rache - heißes Herz
Autoren: Jule McBride
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nicht viel Geld haben.

Bitte, Mr. McCann, wenn Sie nichts dagegen haben, ein farbiges Mädchen zu heiraten, das gerade die Schule abgebrochen hat und in zwei Monaten ein Baby bekommt, dann hoffe ich, dass Sie mir bald schreiben. Ich hasse meine Familie jetzt und will aus Missouri wegziehen. Obwohl ich sehr gute Noten habe, musste ich von der Schule abgehen, weil die Mädchen, die ich für meine Freundinnen gehalten habe, nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Sie haben mir böse Dinge auf mein Schließfach geschrieben. Hier in Missouri fühle ich mich ganz elend. Bitte, Mr. McCann, helfen Sie mir.

Ich weiß, dass es dafür eigentlich noch zu früh ist, aber ich werde Sie trotzdem lieben.

Ihre zukünftige Braut, Chantal Morris
    Wie selbstsüchtig kann Macon sein, fragte Hester sich. Erkannte er denn nicht, dass er verzweifelten jungen Mädchen falsche Hoffnungen machte? Chantal Morris war nur eines von vielen Mädchen, die auf Macons Anzeige geantwortet hatten. Diese Mädchen waren außer sich vor Angst, und wenn Chantal nicht aufpasste, dann war sie am Ende noch voll und ganz von Macon abhängig.
    Anscheinend lag es an Hester, Chantal zur Vernunft zu bringen. Schließlich war Hester noch jünger als Chantal gewesen, als sie von Macon schwanger wurde. Hester überlegte, mit wie vielen Frauen Macon sich seit seiner Rückkehr aus Houston getroffen hatte. Mit der neuen Lehrerin aus Idaho, Betsy, mit Lois Potts und nicht zu vergessen Nancy Ludell, eine erst vor Kurzem geschiedene Klatschtante, die am Ende derselben Straße wohnte, in der auch Hester lebte. Seit ihrer Scheidung hing Nancy wie eine Klette an Macon.
    Chantal Morris muss ihren Schulabschluss machen, dachte Hester. Sie ist kaum älter als mein Sohn, und ohne Abschluss wird es ihr sehr schwer fallen, ihr Kind aufzuziehen.
    Nachdenklich klopfte Hester mit dem Kugelschreiber auf Chantals Brief und überlegte, wie sie der jungen Frau helfen konnte. Natürlich war es ein Verbrechen, das Postgeheimnis zu verletzen, andererseits saß Hester in der Schule im Elternrat und spendete regelmäßig für die Jugendmannschaft des Footballteams. Sicher würden die Mitglieder des Stadtrats ein gutes Wort für sie einlegen, damit sie nicht ins Gefängnis kam, falls Macon jemals Wind davon bekam, was sie tat. Außerdem würde sie bestimmt vom Schicksal beschützt, weil sie genau das Richtige tat. Nein, dachte Hester, Chantal ist nicht das erste minderjährige Mädchen, das irrtümlich meint, Macon heiraten zu wollen. Denselben Unsinn habe ich selbst mal geglaubt.
    Langsam las sie den ganzen Brief noch einmal und grübelte stirnrunzelnd über jedem Wort. Dann griff sie nach dem Briefpapier, das sie vorhin gekauft hatte. Die pinkfarbenen Bögen rochen leider nach Kaugummi, doch das würde Chantal sicher nicht stören. Hester schloss die Augen und überlegte, was sie schreiben sollte. Dann fing sie an.
    Liebe Chantal,

aus eigener Erfahrung kann ich mir vorstellen, wie unwohl du dich in Missouri fühlst, und so hoffe ich, du nimmst meinen Ratschlag an: Beende auf jeden Fall die Highschool! Du wirst es nicht bereuen, dein Baby zu behalten, und dein Schulabschluss wird dir in der Zukunft noch sehr viel nützen. Ich habe mein Baby bekommen, kurz nachdem ich siebzehn wurde, und es hat Spaß gemacht, eine so junge Mom zu sein. In meinem Alter hätte ich dazu nicht mehr die nötige Energie! Ich bin jetzt dreiunddreißig, und im Herbst kommt mein Sohn in die elfte Klasse. Seit Jahren schon ist er meine größte Freude. Ich weiß, dass es dir genauso gehen wird. Der richtige Mann für dich wird schon kommen, also bleib stark. Lass dich von diesen schrecklichen Mädchen auf der Schule nicht unterkriegen. Du musst die Schule unbedingt beenden, dein Baby bekommen und auf den Mann deiner Träume warten!
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und Hester biss sich auf die Unterlippe. Weil sie zweimal eine Klasse übersprungen hatte, war sie immer jünger als die anderen Mädchen auf der Schule gewesen, und genau wie Chantal hatte sie nur wenige Freundinnen gehabt. Sie hatte ihren Ehemann wirklich geliebt, das stimmte, und trotzdem … Sie schob diesen Gedanken beiseite und sagte sich, dass ihre Gefühle für Macon nichts als mädchenhafte Schwärmerei gewesen waren. Dann schrieb sie weiter:
    Chantal, zum Glück für dich lese ich die Antworten auf die Anzeige von Mr. McCann im 'Texas Men'. Eine wundervolle Zukunft liegt vor dir, das spüre ich tief in mir drin. Aber glaub mir, diese Zukunft
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