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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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Erwarten Sie vielleicht, dass man Sie zum Bürgermeister von Gesztenyés wählt … oder gar zum Feuerwehrhauptmann macht?«
    Ich sprang auf. Das brachte mich in Rage. Ich kleidete mich an.
    »Wo befindet sich diese sogenannte Intelligenz von Gesztenyés?«
    »Im
Lamm

    Ich war entschlossen, dem ersten Menschen, dem ich begegnete, ins Gesicht zu sagen, ich wolle weder Bürgermeister noch Feuerwehrhauptmann von Gesztenyés werden. Man solle mich also in Ruhe lassen. Meinetwegen könne ganz Gesztenyés zur Hölle fahren.
    Gesztenyés fuhr nicht zur Hölle, doch ich ging zum
Silbernen Lamm
. Dort war Ball. Der Ball der Feuerwehr im
Lamm
. Ganz Gesztenyés wiegte sich im Walzertakt zur Melodie von ›Fischerin, du Kleine

‹. Am Eingang streckte mir ein kahlköpfiger Herr einen Bogen Papier mit Namen entgegen. Vük stieß mich in die Seite:
    »Eintritt und Spende.«
    Fünf Forint.
    Wir gingen weiter. Erneut ein kahlköpfiger Herr mit einem Bogen. Und wieder ein Stoß von Vük.
    »Volksbildungsverein Gesztenyés. Zur Förderung von Kunst und Literatur …«
    Zehn Forint.
    Da waren wir noch gar nicht im Saal. Schließlich hatten wir es geschafft.
    Drinnen drehte sich immer noch alles in Walzerseligkeit. Doch als ich eintrat, verstummte plötzlich die Musik. Es wurde still. Ich erinnere mich noch genau an diesen erhebenden Augenblick meines Lebens. Das modisch geschnittene, eng anliegende Jackett schmiegte sich an meine stattliche Gestalt, wie George Ohnet es ausdrücken würde. Ein seidenes rotes Einstecktüchlein trug ich über dem Herzen. Nur ein Zipfelchen davon lugte hervor. Leicht hätte man es für das Band eines Ehrenzeichens halten können.
    Vük wollte sich bei mir einhaken, doch ich wehrte ab.
    Jetzt kam ein Herr auf mich zu, kahlköpfig; ich erwartete den nächsten Spendenbogen.
    Vük stellte vor:
    »Herr Pál Hámbor … der Bürgermeister unserer Stadt.«
    Auch ich sagte freundlich meinen Namen.
    Und dann kam noch ein Herr. Etwas weniger kahl, dafür korpulent:
    »Gergely Éber, Stadthauptmann.«
    Innerhalb einer halben Stunde wurde mir zweihundert Mal freundlich die Hand gedrückt. Und zweihundert Mal war ich sehr erfreut.
    Demeter Csillogó, sprich der Schillernde, seines Zeichens Redakteur des Lokalblatts, hängte sich vertraulich bei mir ein.
    »Herr Kollege, Sie würden mich sehr verpflichten.«
    »Bitte sehr?!«
    »Einen kleinen Beitrag! Für die nächste Nummer bitte ich Sie um einen hübschen kleinen Beitrag.«
    Ich habe ihn dem netten Kollegen zugesagt.
    Der unerfreuliche Teil des Abends – schon das Bisherige war mir unangenehm genug – kommt jetzt.
    Die besorgten Mamas sprengten den Ball. Ich hatte einigen jungen Damen ein paar durchaus konventionelle Komplimente gemacht. Vielleicht hatten sie etwas zu viel hauptstädtische Würze. Mag sein, jedenfalls begannen die Mütter mit roten Köpfen laut zu protestieren.
    »Er will dir nur den Kopf verdrehen, Rosi!«, rief die Frau des Bürgermeisters.
    »Ein Skandal!«, sprang ihr ein älterer Mann zur Seite.
    »So etwas gehört sich nicht!«, setzte eine alte Jungfer hinzu.
    »Wir sind hier nämlich nicht ›Solche‹! Nein!«, ereiferte sich Frau Balló, die Gattin des Richters beim Kreisgericht.
    Die Herren dagegen bildeten lachend einen Zirkel um mich.
    »Lassen Sie nur. Nichts Besonderes. In Gesztenyés endet jeder Ball so«, tröstete mich ein gesetzter älterer Herr, dessen Namen ich vergessen habe.
    Auch Vük sah mir gut gelaunt in die Augen.
    »Kümmern Sie sich nicht um die. Ein stockdummes, gottverlassenes Nest, dieses Gesztenyés; sehen Sie, so benimmt man sich hier.«
    »Zeig’s ihnen nur, Kollege!«, schrie Csillogó, der schon ein wenig beschwipste Redakteur des Lokalblatts.
    Ein blonder, hochgewachsener Herr, der sich nur als »Sekretär« vorgestellt hatte, beugte sich vertraulich an mein Ohr:
    »Pflegt der Herr gelegentlich zu callabrieren?«
    Es ging vermutlich schon auf Mitternacht zu, denn die Zigeuner spielten bereits den Souper-Csárdás.
    »Sehr gelegentlich, also selten.«
    »Lassen Sie diese Bagage doch stehen«, sagte der Sekretär. »Kommen Sie, spielen wir eine Partie.«
    Ich ließ mich überzeugen und folgte ihm.
    Bald musste ich erfahren, dass man in Gesztenyés sehr erfolgreich jede Art des Kartenspiels pflegte. Der Sekretär gab, ich hob ab, er goutierte sein Blatt; morgens um drei war ich davon überzeugt, dass Gesztenyés tatsächlich ein sonderbares Nest ist. Eine Stunde später war ich schon so ausgeplündert,

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