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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
Autoren: Unbekannter Autor
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Franco ... Er kniff die Augen zu, fest zu, und schämte sich nicht der Tränen, die ihm über die Wangen rannen. Ich bin wieder daheim, großer Bruder, und dieses Mal werde ich nirgendwo hingehen.
    Gedanken drängten sich in seinem Kopf und er versuchte, sie zu sortieren, versuchte die Worte zu finden, die er dem Mann sagen sollte, den er so innig liebte, doch am Ende wurde ihm bewusst, dass es unwichtig war. Es ging nicht um Worte oder Entschuldigungen oder Erinnerungen - es ging ganz einfach um Liebe.
    Nur darum. Um Liebe. Die Liebe eines Bruders, die Liebe eines Vaters, die Liebe einer Familie. Und Liebe war nicht wie Körper - sie ging nicht fort, niemals. Sie blieb in einem, war da, eingebunden in Augenblicke und Erinnerungen.
    Er öffnete langsam die Augen und sah durch den brennenden Schimmer seiner Tränen Madelaine und Lina. Ich werde bis zum Ende bei ihnen bleiben, Franco. Ich schwöre bei Gott, dass ich das werde.
    Die Musik endete plötzlich und Stille kehrte wieder ein, erfüllte die Kirche. Angel schaute auf die Menge und ihm wurde bewusst, dass sie überhaupt keine Fremden waren. Er sah die alte Mrs Costanza von dem Blumenladen an der Ecke und Mr Tubbs von der Tankstelle an der Tenth Street und Mr Fiorelli, den Drogisten ...
    Er richtete seinen Blick auf Madelaine und Lina und schenkte ihnen ein unsicheres, aus tiefstem Herzen kommendes Lächeln. »Ich kann Ihnen allen gar nicht genug danken. Wenn ich mich umsehe, sehe ich meinen Bruder, sehe überall etwas von dem Mann, der er geworden ist. Ich kann sehen, wie er Ihrer aller Leben berührt hat, und ich weiß, wie wichtig Sie alle ihm gewesen sein müssen. Vor allem aber danke ich Ihnen dafür, dass Sie ihn geliebt haben, sich um ihn gekümmert haben, ihm erlaubt haben, Sie zu lieben. Die Welt wird ohne ihn ein wenig dunkler sein, aber ich weiß jetzt, dass er nie wirklich fort sein wird ... weil er in uns allen ist.«

Kapitel 28
    Lina betrachtete sich im Spiegel und hätte am liebsten geschrien. Ihr Haar sah schrecklich aus. Sie warf einen Blick auf das Kleid, das ihre Mutter ihr gekauft hatte. Es lag auf dem ungemachten Bett, ein großartiges, elegantes Gewand aus mitternachtsblauem Samt.
    Sehnsucht schnürte ihr die Brust zu. Es war egal, ob sie dieses wundervolle Kleid trug oder nicht - es passte einfach nicht zu ihr. All diese hochnäsigen Cheerleadertypen würden sich kranklachen, wenn die rebellische Lina Hillyard in einem trägerlosen Kleid durch die Türen der Turnhalle trat. Sie konnte ihr Gekicher praktisch schon jetzt hören. Seht euch nur mal Owens Begleiterin an. Aus welchem Grab hat er die ausgebuddelt?
    Sie würde nicht gehen. Konnte nicht gehen.
    Ein Klopfen erschütterte die Tür. »Herein«, sagte Lina und drehte sich um.
    Ihre Mutter stand im Türrahmen. Sie trug einen großen Korb. Sie trug eine schwarze Wollhose, durch die ihre Taille allenfalls zehn Zentimeter breit wirkte, und einen flaumigen smaragdgrünen Sweater, der ihre silbergrünen Augen betonte. Kein Haar saß falsch und ihr Make-up war makellos. Sie war so wunderschön, dass Lina sich am liebsten übergeben hätte.
    Mom schenkte ihr ein zaghaftes, flüchtiges Lächeln. »Ich dachte, ich könnte dir vielleicht beim Frisieren helfen.«
    Lina wurde instinktiv wütend. Sie hörte die leise Kritik in der Stimme ihrer Mutter und hätte fast um sich geschlagen. Dann sah sie ihre Mom an - sah sie richtig an - und sah, dass in deren Gesicht keine Missbilligung war, nur die ehrliche Bereitschaft, ihr zu helfen. Und vielleicht ein wenig Angst, dass Lina einen Wutanfall bekommen und nein sagen würde.
    »Lina?«, sagte sie, während sie vortrat und die Tür behutsam hinter sich schloss. »Ist alles okay mit dir?«
    Auf diese Frage hin, die so leise gestellt und voller Sorge war, zerbrach Lina fast. »Ich weiß nicht, Mom. Ich wollte eigentlich die ganze Sache schmeißen. Wen interessiert schon so ein dämlicher Schulball?«
    Ihre Mom setzte den Korb auf der Kommode ab und zog einen Stuhl heran. »Ich erinnere mich, dass ich, als ich fast in deinem Alter war - nur ein paar Monate jünger -, in der Zeitung über den Homecoming-Ball las.« Ein Lächeln spielte um ihren Mund. »Ich wollte dorthin gehen, aber es stand natürlich nicht zur Diskussion. Mein Vater hätte die Möglichkeit nicht einmal in Betracht gezogen - und ich hatte ohnehin niemand, der mich begleitet hätte.«
    Lina starrte ihre Mutter überrascht an. Sie klang so... menschlich - überhaupt nicht wie Miss Perfect und
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